Gesucht und gefunden. So kann man treffend das Schauspieler-Duo Pierre Richard und Gerard Depardieu umschreiben. „Die Flüchtigen" war meines Wissens die letzte gemeinsame Produktion der beiden, und dieser Film ist auf alle Fälle ein würdiger Abschluss ihrer Zusammenarbeit.
Dass die Grundidee mit einem trotteligen Bankräuber wie Francois Pignon (Pierre Richard) und seiner Geisel Jean Lucas (Gerard Depardieu), welche als Ex-Bankräuber gerade aus dem Knast kommt, seinen Reiz hat, sieht man auch am Zustandekommen des amerikanischen Remakes mit Nick Nolte und Martin Short, welches zwar auch nett verfilmt wurde, aber durch die dreiste Nachstellung des französischen Originals irgendwie überflüssig wirkt. Wäre ja nicht das erste Mal.
Wer die Vorgängerstreifen mit unserem französischen Lieblings-Duo mag, wird sich hier gleich heimisch fühlen. Nicht nur, dass beide Darsteller unverkrampft ihre Rollen sofort annehmen und, sobald sie aufeinander losgelassen, durch ihrer Gegensätzlichkeit prächtig miteinander „harmonieren". Auch die Story ist sorgfältig inszeniert. Gerade der Anfang ist urkomisch, als sich beide bei einem Banküberfall kennen lernen. Dabei verkörpert Pierre Richard wie gewohnt den Dussel, dessen Banküberfall natürlich ins Chaos mündet, auf der anderen Seite der Ex-Knasti Depardieu, der doch nur ein Konto eröffnen wollte und mit seiner betonten Ernsthaftigkeit versucht, der ganzen Sache Herr zu werden.
Doch mit Francois an der Seite ist es mit seiner Beherrschtheit bald vorbei und die Flucht gerät zu einem aufregenden Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Jean muss sich dabei nicht nur gegen die Praktiken eines debilen Tierarztes im Ruhestand wehren - dummerweise hat ihn Francois ins Bein geschossen - sondern kann in seiner schroffen Art so gar nicht mit Jeans Tochter Jeanne anfangen, welche seit dem Tod ihrer Mutter vor drei Jahren kein Wort mehr gesprochen hat. Hier hätte man fast gedacht, dass die ganze Story ins Kitschige abgleitet, doch Veber gelingt es mit seinen leisen Zwischentönen und einem Schuss Schwermut, auf dem Teppich zu bleiben und wenn nach einigen haarsträubenden Abenteuern die kleine Jeanne Jean am Ärmel zieht und auf einmal sagt: „Geh nicht weg!" ist das Wegdrücken einer Träne beim Zuschauer bestimmt nicht peinlich.
Auch wenn zum Schluss des Filmes der Klamaukanteil etwas ansteigt, schadet das nicht dem weiteren Werdegang der Geschichte. Einmal mehr zeigt Pierre Richard, dass er auch ein großer Verkleidungskünstler ist und macht als Mutter, trotz scheiß Perücke (oder gerade deshalb), eine hervorragende Figur. Dass auf der weiteren Flucht der künstliche Haarersatz nicht ganz durchhält, ist schon fast mein Lieblingsgag und der Schwangerentrick bei der Polizei hat auch noch knapp funktioniert.
Beim Schlussbild, wenn alle drei Hand in Hand über die Felder streifen und am Horizont verschwinden, mag es dann doch ein bisschen wie Kitsch aussehen, entlässt aber einen gutgelaunten Zuschauer aus einem Film, der noch so was wie eine Seele zu haben scheint. Berührend, charmant, einfach eine zeitlose Komödie mit viel Herz.