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Edward Norton spielt einen New Yorker Cop, der den Mord an mehreren seiner Kollegen klären soll. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf Hinweise, die einige seiner Kollegen belasten, darunter auch sein Bruder, gespielt von Noah Emmerich, sowie sein Schwager, gespielt von Colin Farrell. Als sich die Indizien schließlich häufen und sein Schwager ihm ein Verbrechen anhängen will, steht er unter Zugzwang.

Cop-Thriller um Korruption und Verbrechen erscheinen mehr oder weniger im Wochentakt im Kino und auf DVD, aber "Das Gesetz der Ehre" sticht durchaus positiv aus dieser Masse hervor und hat einige hervorragende Aspekte. Umso bedauerlicher ist es, wie fahrlässig stellenweise mit dem Potential umgegangen wird.

Inszenatorisch ist der Film durchaus ordentlich gelungen und ist damit die bisher beste Arbeit von Regisseur Gavin O`Connor. Bis auf ein paar kleinere Schlägereien verzichtet O´Connor weitestgehend auf Action-Szenen, um die kühle, düstere und triste Atmosphäre nicht zu trüben, die er mit einem ruhigen, getragenen Score und einer dunklen, kühlen Farbgebung erzeugt. Damit erzeugt O`Connor durchaus Emotionalität und Dramatik und fesselt zum Ende hin, allerdings hält er das Erzähltempo dabei stellenweise so niedrig, dass der Film sehr langsam anläuft und auch im Mittelteil die eine oder andere Länge aufkommt. Damit gesteht er seinen grandiosen Darstellern viel Raum im Film ein und liefert ein ruhiges, kühles Thriller-Drama ab, das sich deutlich von anderen Filmen des Genres unterscheidet, allerdings geht dies auf Kosten des Unterhaltungswerts. Narrativ ist der Film dabei ganz gut aufgebaut und arbeitet hervorragend auf das spannende Finale hin, aber die letzten zehn Minuten allein entschädigen nicht gänzlich für einen mäßig unterhaltsamen Film, wobei die Längen eher auf die Story, als auf die Inszenierung zurückzuführen sind.

Was aber sehr wohl für die eine oder andere Länge entschädigt und den Film durchaus über das Mittelmaß zu heben vermag, ist der grandiose Cast, in dem jeder einzelne Darsteller zu überzeugen weiß. Edward Norton, der mit seiner Rolle in "Der unglaubliche Hulk" einen kleinen Stilbruch beging, ist hier wieder in einer Charakterrolle zu sehen und zeigt sich ähnlich gut wie in "Zwielicht", "American History X" und "25 Stunden". Mit einem eindringlichen Spiel glänzt er als ausgebrannter Cop, der sich nach Jahren seiner Vergangenheit stellt, zeigt ehrliche und authentische Gefühlsregungen und stellt damit erneut unter Beweis, dass er zu den weltbesten Darstellern gehört. Auch Noah Emmerich lässt sein Talent nach "Die Truman Show" erneut aufblitzen und überzeugt vor allem mit einer überaus emotionalen Darstellung, die durchaus zu rühren vermag. Colin Farrell zeigt zwar nicht das emotionale Spiel seiner Kollegen, gibt seiner Figur aber genug Profil, um dem korrupten, brutalen Polizisten eine gewisse Sympathie und Verständnis zu verleihen. Der übrige Cast ist ebenfalls perfekt besetzt, wobei vor allem Jon Voight mit einer gewohnt guten Vorstellung lobend zu erwähnen wäre.

Während die überdurchschnittliche Inszenierung und der perfekte Cast durchaus zu gefallen wissen, weist die Story leider ein paar kleinere Mängel auf. Die Charakterkonstruktion ist dabei noch recht gut gelungen, wobei vor allem der Konflikt von Nortons Figur zwischen der Loyalität gegenüber seinen Kollegen und seiner Familie und dem Eid, den er als Polizist geleistet hat, hervorragend herausgearbeitet ist. Aber auch die übrigen Charaktere sind ganz gut herausgearbeitet, sowohl im Privatleben, als auch im Beruf. Was hierbei teilweise stört ist, dass die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander ein wenig konstruiert wirken, so ist es beispielsweise nicht wirklich glaubwürdig, dass alle drei Polizisten, die in den Skandal verstrickt sind, zu ein und derselben Familie gehören, obwohl sie in verschiedenen Revieren tätig sind.

Wirklich schwach geworden ist jedoch die Handlung als solche. Der Korruptionsskandal ist austauschbar und konventionell konstruiert, so verlässt er nur selten die altbekannten Handlungsbahnen des Genres. Zudem ist der dramaturgische Aufbau nicht gut genug gelungen, um durchgehend Spannung und Dramatik steigern zu können und auch das gute Finale überzeugt eher durch die Härte, mit der es auf die Leinwand gebracht wird, als durch unvorhersehbare Wendungen. Wer sich einen wendungsreichen Thriller wie "Departed" erhofft, ist mit diesem Thriller-Drama also nicht sonderlich gut beraten.

Fazit:
Die Handlung ist leider relativ vorhersehbar und konventionell gehalten und daraus ergeben sich im Mittelteil einige Längen und ein überaus langatmiger Anfang. Mit dem grandiosen Cast, in dem wirklich alle Darsteller, allen voran Edward Norton und Noah Emmerich gänzlich überzeugen und der tristen, kühlen und emotionalen Atmosphäre, die Regisseur O`Connor kreiert, sowie der gelungenen Charakterkonstruktion ergibt sich dennoch ein überdurchschnittliches Thriller-Drama, das für geduldige Zuschauer durchaus zu empfehlen ist.

62%

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