Ganz im Ernst: was für ein Titel!
Das klingt nach handfestem Gore aus der Kernzeit des amerikanischen Slashers, aber wer sich die Mühe macht, den Reißer mal zu googeln, erkennt darin doch tatsächlich eine britische Horror-Komödie.
Gut, grundsätzlich schätze ich britischen Humor mehr als amerikanischen, aber seit „Das Haus der lachenden Leichen“ bin ich vorsichtig geworden, worüber die Brits zwischen 1970 und 1990 so alles gelacht haben (wollen). Und das mit gutem Grund.
Es geht mal wieder um ein Gebäude, welches als Hotel dient und vor einigen Jahren (also 1975, laut der Vortitel, die sich aber, hihi, nicht sicher sind) Tatort eines Massakers an 18 Gästen und Bewohnern wurde. Eine ganze Armada von Rotkuttenträgern lief damals durchs Haus, stolz ihre Mordwerkzeuge vor sich haltend und dann ging es los mit der üblen Schlachterei. Okay, ein paar wurden auch vom Blitz zerschmolzen direkt vor der Haustür, aber im Wesentlichen waren das die Schlagzeilen.
In der Gegenwart wollen nun drei Pärchen von paranormal interessierten Ermittlern den Vorgängen auf die Spur kommen, stehen sich aber meistens selbst dabei im Weg. Im Zentrum steht Kenny Everetts „Lukas Mandeville“, der ziemlich schusselig wirkt und darüber hinaus - ohne dass es einen Sinn für den Plot gäbe - eine metallene Beinprothese mit sich schleppt. Im Gefolge Pamela Stephensons superblonde Barbara, eine humorbefreite Fachkraft vor dem Herrn, die aber ihre Rolle deliziös vor sich hinlispeln muss, wie eine nymphomane Gniggerblondine aus einem Schicksenstreifen der 70er. Der weibliche Teil des zweiten Pärchens leidet an einer überreligiösen Erziehung, was dann dazu führt, dass sie in ihrem Koffer natürlich reichlich Lack und Fetisch-Gear mit sich führt. Das dritte Pärchen ist offensichtlich schwul. Schon zu spüren, wohin die Reise geht?
Naja, halt erstmal (wie üblich) in einen original britischen Pub, wo jeder, aber wirklich jeder das mysteriöse heidnische Zeichen von der Wand auf dem Handrücken trägt (sogar der Hund auf der Stirn, höhöhö) und man vor weiteren Untersuchungen warnt. Dann hat man einen feuchtfröhlichen Abend mit der Frage, ob es 17 oder 18 Opfer waren und zählt ein paar Minuten durch, am Ende sogar in Liedform gesungen.
Und dann im Hotel angekommen passieren ganz dolle Sachen, bis aus dem Boden des Landstücks exakte Doppelgänger der Sechs wachsen und sich anschicken, das Massaker vom Anfang zu wiederholen.
Das ist halt alles an Plot, was man aus dieser Nummernrevue und Szenenabfolge herausfiltern kann. Zwischendurch gibt sich in fünf kurzen Szenen noch der sehr spielfreudige Vincent Price als Teufelssektenführer die Ehre – alle Szenen sind offensichtlich separat abgefilmt worden und wurden dann – komplett überflüssig, aber dank Price gut gespielt – später eingefügt worden.
Ich wollte, ich könnte jetzt sagen, das Ergebnis sähe in etwa aus wie einer der Carry-on-Filme, eine Doktorenkomödien oder etwas Absurdes zwischen den Goodies und Monty Python, aber nichts davon trifft zu. Die Figuren sind „Carry On“ noch am nächsten, aber sonst verwandelt sich die Nummernrevue in eine Filmzitatespielerei, die eine Reihe von Filmen widerkäut, die zu dem Genre gehören. Da gibt es also eine Sexszene mit einem Unsichtbaren (The Entity), eine Nonne gekleidet in einen kleidsamen Beichstuhl (Carrie), zahlreiche Slashermotive, Blut aus einer Wanne (The Tingler), ein besonders blödes Shining-Zitat, Verweise auf die Rocky Horror Picture Show und am Ende sogar ein leibhaftiges „E.T.“ – alles wurde in einen großen Topf geworfen, mit miesen Wortspielen und Sprachfehlern garniert, ein paar blutige Effekte wurden angeklebt und offenbar wollte man um sein Leben gern ein britisches „ZAZ“-Werk erstellen, was aber zu keiner Sekunde gelingt.
Und dennoch gilt der Film – in UK – unter einigen Zeitgenösslern als eine wahnsinnig crazy Komödie, da man darin offenbar zitierfähiges Deadpan-Material vorfindet (wo keins ist). Bemerkenswert ist das völlige Fehlen jeglichen Timings, das fängt schon beim Massaker an (wo der Schnitt allein laienhaft ist) und geht beim Vorspann weiter (die Tatortbegehung und Leichensammelei der Polizei, dem ermittelnden Beamten tropft ständig Blut auf die Frisur, er merkt es nicht, öhöhö!).
Die Figuren sind danach nur noch Zerrbilder aus längst vergessenen Zeiten, spätestens wenn Mandeville von seiner aufgegebenen Existenz als experimenteller Chirurg in Deutschland samt Akzent geifert, ist es fraglich wie diese Ansammlung von Sketchschreibern wirklich das Budget für diesees Flickwerk bewilligt bekamen.
Aber die Rezeption aus unserer Sicht wird eh dadurch behindert, dass man hierzulande weder Kenny Everett kennt, noch seine historische Bedeutung verstehen kann - eines regelbrechenden Radio-Moderatoren, der dann das Sketch- und Rockmusik-TV revolutionierte, in etwa als würde man Klimbin, Bananas, Otto Waalkes und Ingolf Lück auf Speed in einen Topf werfen und ordentlich durchrühren, angereichert mit reichlich schlüpfrigen Witzen und Mädels in Reizwäsche. Everett wusste, womit er provozieren konnte und musste und das er dafür kein Niveau brauchte - wobei man ihm Sexismus wohl kaum vorwerfen konnte: Everett war schwul vom Scheitel bis zur Sohle. (Leider starb er viel zu früh an AIDS, allerdings war seine große Zeit dann gegen Ende der 80er auch schon durch.)
Aus heutiger Sicht ist der Film nur noch eine hüftsteife und zähe Möchtegernparodie, die nur in 2-3 Momenten tatsächlich so etwas wie Komik produziert, die Leuten gefallen könnte, die älter als fünf sind. Mein bester Moment ist die Zählerei im Pub, als auch dem Errechnen der Opferzahl am Ende ein Countdown zur Melodie von „The Twelve Days of Christmas“ wird – aber das Lied muss man als Deutscher auch erst mal kennen.
Insgesamt ordne ich diese Geduldsprobe aber sogar noch unter „Hysterical/Einen Sprung in der Schüssel“ ein, der auch den Test der Zeit nicht bestanden hat, aber wenigstens einen Hauch anarchischer war.
Eine deutsche Synchro scheint es zu „Bloodbath“ nicht zu geben, aber UT haben ja auch ihr Gutes.
Aber falls irgendwo bei euch „Carry On Screaming” rumsteht, lasst den Käse hier, wo er ist. In der Versenkung. (2/10)