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1765 spielen sich im kleinen Städtchen Arkham in Neu England unheilvolle Dinge ab und junge Mädchen verschwinden spurlos. Bald haben die Einwohner Joseph Curwen als Schuldigen und als Hexenmeister entlarvt und verbrennen ihn auf dem Scheiterhaufen. Doch Joseph Curwens letzter Fluch bewirkt, dass fortan in Arkham nur noch missgestaltete Kinder geboren werden. Als über 100 Jahre später sein Nachkomme Charles Dexter Ward auftaucht, wird er nicht gerade herzlich empfangen. Und tatsächlich steht Ward schon bald unter dem Bann seines Ahnen und nimmt mithilfe eines Buches Verbindung mit den finsteren Mächten auf...


Unter der Regie von Roger Corman entstand dieser Grusel-Klassiker nach Motiven von Edgar Allan Poe und es ist einmal mehr als absolut faszinierend anzusehen, welche Wirkung dieser Film auch nach nunmehr fünf Jahrzehnten immer noch auf den Zuschauer ausübt. Im besten klassischen Stil offenbart sich dabei eine Geschichte, in der Härte und Brutalität noch absolute Fremdworte sind und die hauptsächlich durch die Präsenz ihres brillant agierenden Hauptdarstellers und ihre unglaublich dichte Atmosphäre überzeugt. Corman zeigt hier sein untrügliches Gespür für die absolut passenden Schauplätze, deren Kulissen herrlich gruselig ins Bild gesetzt worden. Auf der einen Seite das kleine Dorf Arkham das von Nebel-Schlieren durchzogen wird und auf der anderen Seite das auf einem Berg stehende Schloss des Hexenjägers Curwen, das bedrohlich majestätisch über dem Dorf thront und allein durch seinen Anblick schon eine leichte Gänsehaut beim Betrachter entstehen lässt. Genau die richtige Umgebung für einen atmosphärischen Gruselfilm und wenn dann auch noch alle anderen Zutaten äußerst stimmig erscheinen, kann man sich getrost auf ein wunderbares Film-Erlebnis einstellen.

Neben der durchgehend exzellenten Grundstimmung des Ganzen lebt die Geschichte in erster Linie durch die grandiose Performance eines Vincent Price, dem man die Spielfreude in jeder einzelnen Einstellung anmerken kann. Bekannt für seine brillante Mimik verkörpert er absolut perfekt den von seinem grausamen Vorfahren besessenen Charles Dexter Ward, wobei ganz besonders das ständige Wechselspiel der unterschiedlichen Charaktere grandios zum tragen kommen. Man sollte den hervorragenden Gesamteindruck dieses Werkes jedoch nicht an Price allein festmachen, stehen ihm doch mit Debra Paget und Lon Chainey Jr. doch auch Könner ihres Faches zur Seite, die ebenfalls durch erstklassiges Schauspiel zu überzeugen wissen. Und dennoch steht natürlich die Figur von Price ganz eindeutig im Vordergrund des Geschehens und es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Omnipräsenz dieser große Schauspieler einen Film füllen kann und dabei den Betrachter in einen fast schon magischen Bann zieht. Seine Darstellung hat zumeist etwas hypnotisches an sich, was in vorliegendem Szenario extrem stark zur Geltung kommt. So fällt es dann auch ziemlich schwer, seine Augen vom charismatischen Hauptdarsteller zu lösen und auch die anderen Darsteller mit dem nötigen Respekt zu bedenken, die nämlich durch die Bank mit erstklassigen Leistungen überzeugen.

Nun ist der deutsche Titel des Filmes eventuell etwas irreführend, denn mit einer wirklichen Folterkammer bekommt man es hier nicht zu tun. Vielmehr ist in den weitläufigen Katakomben des düsteren Schlosses ein Platz vorhanden, an dem rituelle Zeremonien abgehalten werden und jungen Frauen der Samen des Bösen eingepflanzt werden soll. Die visuelle Darstellung des riesigen Schlosses nebst den weitläufigen Katakomben hinterlässt einen fast schon gigantischen Eindruck und man fragt sich fast zwangsläufig, wie die Menschen in der damaligen Zeit überhaupt in solchen Schauer-Gemäuern leben konnten, ohne dabei von einem ständigen Angstgefühl gepeinigt zu werden. Jagt einem doch schon die filmische Darstellung des Gemäuers einen kalten Schauer nach dem anderen über den Rücken, was durch die fantastische musikalische Untermalung des Ganzen noch zusätzlich verstärkt wird. Der ständig bedrohlich anschwellende Score ist nämlich auch ein typisches Merkmal für die Filme dieser Zeit-Epoche und kommt hier besonders gut zur Geltung.

Und so kann man letztendlich eigentlich nur zu einem richtig guten Gesamteindruck gelangen, ist "Die Folterkammer des Hexenjägers" doch ein Film, der scheinbar mühelos die Jahrzehnte überstanden hat. An Reiz und Faszination hat das Werk dabei rein gar nichts eingebüßt und auch wenn das Geschehen für die jüngere Generation eventuell angestaubt und antiquiert erscheint, so dürften Liebhaber des klassischen Gruselfilms vollends auf ihre Kosten kommen. Corman hat hier einen absolut zeitlosen Klassiker kreiert, der frei von jeder Härte auf die einfachsten Zutaten setzt, um die maximale Wirkung beim Zuschauer zu erzielen. Das ist ihm traumhaft gelungen, so das man nur eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen grandiosen Film aussprechen kann.


Fazit:


Ein glänzend aufgelegter Vincent Price, eine tolle Geschichte und eine Atmosphäre, die an Dichte und Bedrohlichkeit schwerlich zu überbieten ist, sind die absoluten Stärken dieses Werkes. Gerade unter dem Gesichtspunkt, das der heutige Horrorfilm doch des Öfteren filmischen Müll anbietet, erscheint die Sichtung eines Klassikers diesen Kalibers jederzeit lohnenswert. Grusel-Feeling pur und gut 90 Minuten allerbeste Filmkost sind hier definitiv vorprogrammiert, so das man diesen Film keinesfalls an sich vorbeiziehen lassen sollte.


9/10<!-- google_ad_section_end -->

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