Nachdem Roger Corman mit seinem Episoden-Film „Tales Of Terror“ und der Fantasy-Komödie „Der Rabe – Duell der Zauberer“ eher ungewöhnliche Wege innerhalb seines Edgar-Allan-Poe-Zyklus einschlug, wagte er sich an H.P. Lovecrafts „The Case Of Charles Dexter Ward“ heran und kehrte zurück zum ernsthaften Gruselkino. Die Produktionsfirma allerdings forderte einen weitere Poe-Verfilmung, so dass der Film um ein paar Poe-Zitate erweitert wurde und den Titel „The Haunted Palace“ bekam. Und als wäre das nicht schon irreführend genug, setzte man in der BRD noch einen drauf und suggerierte „Folter“ und „Hexenjäger“, womit der Film nun wirklich nicht viel zu tun hat. Corman konnte erneut auf Stammschauspieler Vincent Price zurückgreifen und schuf mit seinem bewährten Team einen grandiosen Gothic-Horror-Film, der für mich zu den besten der Reihe gehört. Die Ernsthaftigkeit, erreicht durch eine perfekte Atmosphäre, stimmige Kulissen, tadellose Filmmusik und allen voran einen brillierenden Vincent Price in seiner Doppelrolle als besessener Mr. Curwen, wird konsequent und kompromisslos angewandt. Die düstere Farbgebung, Masken von missgebildeten Dorfbewohnern und Spezialeffekte wie eine schreckenerregende Kreatur im Kellergewölbe des Schlosses sowie das Lovecraft-typische Geheimnis um das „Necronomicon“ machen „The Haunted Palace“ für mich zu einem Höhepunkt des klassischen Horror-Kinos der 1960er Jahre, der keine Langeweile aufkommen lässt. Wenn man so will ein absoluter gekonnter Lovecraft-Corman-Poe-Crossover.