Review

„Ein Mörder wird immer wieder morden. Es hat keinen Zweck, die Menschen bessern zu wollen!“

Der gebürtige Österreicher Reginald Le Borg („Flintenweiber“) avancierte in den USA zu einem geschätzten B-Movie-Regisseur. Eines seiner letzten Werke datiert auf das Jahr 1963 und wurde eine Verfilmung der Erzählung „Der Horla“ aus der Feder Guy de Maupassants aus dem 19. Jahrhundert; ein Horrorfilm, der mit Genre-Ikone Vincent Price („Die Fliege“) in der Hauptrolle aufwartet.

„Der Tod ist die einzige Wahrheit!“

Der Serienmörder Girot (Harvey Stephens, „Das Biest“) soll hingerichtet werden. In einem letzten Gespräch mit Richter Simon Cordier (Vincent Price) beteuert er erneut seine Unschuld und behauptet, von einem Dämon namens Horla besessen gewesen zu sein. Als er Cordier schließlich angreift, handelt der Richter in Notwehr und Girot stirbt. Zunächst unbeeindruckt von Girot phantastischer Geschichte, wird Cordier jedoch zunehmend mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert. Schließlich gibt sich der Horla ihm zu erkennen und übernimmt langsam aber sicher die Kontrolle über Cordier. Cordiers Arzt wähnt ihn überfordert und gestresst und rät ihm, Zerstreuung in seinem alten Hobby, der Bildhauerei, zu suchen. Daraufhin sucht sich Cordier in der attraktiven Odette (Nancy Kovack, „Jason und die Argonauten“) ein Modell, in das er sich prompt verliebt. Er hegt Heiratspläne, ist jedoch an eine Heiratsschwindlerin geraten, die eigentlich mit dem Maler Paul (Chris Warfield, „Norma“) liiert ist. Als schließlich der Horla stärker denn je Besitz von Cordier ergreift, nimmt das Unheil seinen Lauf…

Ich habe ja ein großes Herz für Gothic-Grusel-Schinken und so spielt auch dieses Exemplar zur Entstehungszeit der literarischen Vorlage, ohne jedoch den Subgenre-Konventionen zur Ehre zu gereichen – stilistisch und atmosphärisch erinnert „Horla – Tagebuch eines Mörders“ lange Zeit eher an britisch geprägten Kriminalstoff. Ob es eine sonderlich begnadete Idee war, den Film mit Cordiers Beerdigung zu beginnen, nach der Testamentsverlesung aus seinem Tagebuch zu zitieren und die eigentliche Handlung als Rückblende aufzuziehen, sei einmal dahingestellt; immerhin beraubt es den Zuschauer um die spannende Frage nach Cordiers eventuellem Überleben. Cordiers Erzählstimme führt sodann durch die visualisierten Tagebucheinträge, beginnend eben mit dem Häftling, dessen (mittels einfacher Tricktechnik) zu leuchten beginnende Augen bereits ein eindeutiges Indiz für die tatsächliche Anwesenheit dämonischer Kräfte sind.

Obschon „Horla – Tagebuch eines Mörders“ Cordier als Witwer charakterisiert, dessen Frau und Kind seit zwölf Jahren tot sind und die auf Horla hinweisenden eigenartigen Vorfälle insofern mit dieser Tatsache in Verbindung stehen, als sie Cordier an diese Verluste erinnern, lässt das Drehbuch schon frühzeitig keinen Zweifel daran, dass Cordier es mit echtem Spuk zu tun – zu Ungunsten jeglichen psychologischen Tiefgangs sowie möglicher Mutmaßungen über psychopathologische Ursachen. Man lässt den Dämon bald gar offen mit Cordier sprechen, was zwar mit angenehmem Pathos in der Stimme einhergeht, die ganze Chose jedoch zusätzlich entmystifiziert. Nachdem eben diese Stimme Cordier Untaten befohlen hat, die dieser schließlich ausführte, folgt fast unmittelbar auf diesen vorläufigen Horror-Höhepunkt des Films eine Krimihandlung, in der der unter Mordverdacht stehende Paul auf eigene Faust ermittelt; das Thema des Machtmissbrauchs im Richteramt wird kurz angeschnitten. Etwas christliche Symbolik findet sich in einem kurzzeitig Schlimmeres verhindernden Kruzifix, bis das bekannte „reinigende Feuer“ letztendlich einmal mehr den Spuk beendet und sich der Zuschauer für den Epilog erneut inmitten der Herrenrunde vom Filmbeginn wiederfindet.

Der mit klassischer, düsterer Orchestermusik untermalte Film Le Borgs vergibt leider eine Menge Chancen und verläuft trotz der beschriebenen Schlenker etwas sehr linear und überraschungsarm, zumal man auch auf eine möglicherweise interessante Hintergrundgeschichte um den Horla gänzlich verzichtete. Neben der ordentlichen Ausstattung und der seriösen schauspielerischen Leistungen ist sein größter Pluspunkt aber zweifelsohne Vincent Price, der seinen Cordier mit gewohnter Inbrunst interpretiert, den Zuschauer für sich vereinnahmt und den Film damit deutlich aufwertet.

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