Nach dem Erfolg des ersten "Mission Impossible" Films, war es nur eine Frage der Zeit bis sich Produzent und Hauptdarsteller Tom Cruise an Teil 2 macht. Vier Jahre nach dem Brian DePalma eine durchaus gelungene Variation der alten Agentenserie abgeliefert hat, sollte es dieses mal John Woo sein, der Tom Cruise ins rechte Licht rücken sollte.
Und das tat er dann auch, fast hat man den Eindruck, das die einzigen Vorgaben für den Film waren, möglichst in jeder Szene Tom Cruise möglichst cool zu zeigen und ansonsten nach Möglichkeit eine unrealistische und kalkuliert kühl wirkende Actionszene an die nächste zu reihen. Für John Woo, der zuvor ja bereits mit dem gelungenen „Face off“ ein breiteres Publikum in den USA erreicht hatte, sollte der Film zugleich der endgültige Durchbruch in die Klasse der Mainstreamfilmer werden, und er hat sein Ziel vollkommen erreicht. Noch mehr kann man sich wohl nicht anbiedern und dabei die eigenen Wurzeln verkaufen, als er es mit diesem Film macht. Zwar erkennt man auch hier die Dinge, die Woos alte Filme ausmachten, so gibt es unendlich viele durchgestylte Zeitlupenszenen, es gibt die fliegenden Tauben und es stehen sich reichlich Männer mit Waffen gegenüber, doch das alles wirkt nur wie das was es ist, eine seelenlose, kalkulierte Zitatabfolge, die Woo inzwischen ja durch seine gesamte Hollywood Karriere verfolgt und dabei von Film zu Film lächerlicher und unpassender wirkt.
Dazu kommt das M:I 2 gar nicht erst versucht eine Geschichte zu erzählen, sondern nur einige Vorwände für möglichst übertrieben gefilmte Actionszenen ist. Dabei beginnt der Film zunächst noch so wie man es aus Teil1 gewöhnt war. In einem Flugzeug gibt es eine spannende und neugierig machende typische Agentenfilmszene, wie sie so durchaus auch in der Serie hätte stattfinden können, doch bereits als man danach das erste mal Tom Cruise sieht, ist es vorbei. Denn der Held baumelt lässig mit einer Hand in atemberaubender Höhe an einem Felsen und kommt bereits da unglaublich arrogant und überheblich rüber. Was danach folgt ist eine lose Abfolge von Situationen, in denen es um einen tödlichen Virus geht, den Cruise als Ethan Hunt wiederbeschaffen soll, wozu er dafür eine hübsche Diebin braucht erfährt man zwar nicht wirklich, aber zumindest sieht Thandie Newton gut aus und darf demzufolge auch immer ordentlich Ausschnitt zeigen. Später wird sie dann zum eher nervigen Virusträger und darf hauptsächlich durch einen traurigen Blick glänzen. Denn eines ist klar, der gesamte Film ist ausschließlich auf eine einzige Person ausgerichtet, willkommen bei der Egomanen Show. Ethan Hunt wird als eine Art Superheld dargestellt, der auch in der heikelsten Situation noch ein gewitztes Lächeln drauf hat und dessen einziges Merkmal es zu sein scheint, vollkommen zu sein. Demnach ist es nur natürlich das Tom Cruise jede Szene dominiert, die Nebenfiguren, die zumeist nur Stichwortgeber sind, so etwa Vingh Rhames oder Anthony Hopkins, müssen immer schön in den Hintergrundtreten, wenn der Held auftritt, nicht das jemand noch mehr Screentime erhält als es für einen Lakaien üblich ist.
Dieser Überheblichkeit und vor allem absoluten Langeweile bei den Charakteren steht die teilweise einfach nur peinlich überdrehte Action gegenüber. Da wird geballert und gefightet und das alles in exzessivem Zeitlupeneinsatz, der wohl auch genutzt wurde um die nicht vorhandene Story auf Spielfilmlänge zu strecken. Und wenn sich im Finale Hunt mit einem Motorrad eine Verfolgungsjagd mit den Schergen des Bösen liefert, spätestens dann dürfte auch dem letzten Auffallen, das irgendetwas an diesem Film gewaltig schief gelaufen ist. Hier scheint Woo jeglichen Sinn für Realismus und Physik zu verlieren und gibt sich vollkommen dem Schwachsinn hin. Da gelingt es Hunt das Motorrad mit einer Hand abzubremsen, nur auf dem Vorderrad stehend zu drehen und währenddessen auch noch mit seiner Pistole den Tank eines fahrenden Autos zu treffen. Zugegeben, das alles ist absolut perfekt gefilmt, ist tricktechnisch sehr gut gelungen, wirkt aber absolut unspannend und langweilig, da man zu keinem Zeitpunkt mit dem Helden mitfiebert, da dieser zu dem Zeitpunkt bereits so oft das unmögliche möglich gemacht hat, das man wohl zu keiner Sekunde um seine Gesundheit besorgt sein muss. Die Story hat sich hier bereits selbst zerschossen und ist irgendwo beim x-ten Maskenwechsel hängen geblieben und verläuft am Ende wie das Finale im Sand. Dort kommt es dann auch zum Finalen Kampf zwischen Hunt und Sean Ambrose (Dougray Scott), der aber auch wieder so übertrieben ist, das man auch hier eher gelangweilt auf die Uhr seiht und hofft das alles möglichst bald vorbei ist.
M:I 2 ist ein Paradebeispiel dafür, das auch ein 100 Millionen Budget, ein Top Star als Hauptdarsteller und perfekte Effekte nicht automatisch einen guten Film machen, denn dazu braucht es mehr. Charaktere die sich entwickeln, mit denen man mitfiebern kann, eine Geschichte, die nicht als Überbrückung zwischen Actionszenen fungiert, sondern auch für sich genommen den Zuschauer zu fesseln weis und am wichtigsten, und das was man hier am meisten Vermist, in gewisser Weise braucht der Film eine Seele. Die fehlt hier vollkommen, man hat zu jeder Sekunde den Eindruck ein Produkt zu betrachten, das einzig und allein darauf aus ist Geld zu verdienen. So ist es nur natürlich, das man seltsam unberührt und angeödet vor dem Film sitzt und nicht so recht versteht was einem John Woo und Tom Cruise eigentlich sagen wollten. Denn der Film funktioniert nicht einmal als pures Unterhaltungskino, dafür ist er schlicht und einfach zu dämlich, da erscheint einem selbst XXX mit Vin Diesel als anspruchsvolles Erzählkino dagegen.
3 von 10 Punkten.