Nach einem guten alten Sprichwort ist ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. "Mission: Impossible 2" beweist das Gegenteil, denn John Woo hat den Fans hier ein gewaltiges Kuckucksei ins Nest gelegt. Dabei ist die Mixtur der Zutaten im Vorfeld schon ein großes Wagnis. Wir haben hier im zweiten Teil des wohl betonten Agententhrillers "Mission Impossible" Tom Cruise, die Fönfrisur, und John Woo, den Actionregisseur schlechthin - kann das gut gehen?
Wie man sieht - nein. Und so war "Mission: Impossible 2" dann beim Kinogang auch eine herbe Enttäuschung, da all die Komponenten, die den Vorgänger auszeichnen, sich hier vermissen lassen. Die Story hat B-Film-Niveau und versteht es, über die gesamte Strecke konsequent zu langweilen. Wo ist der ergreifende, intelligente und mit vielen Wendungen gespickte Plot des Erstlings? Wo sind die netten kleinen technischen Einfälle, die im Vorgänger ein charakteristisches Merkmal waren? Und wo zum Teufel ist die Teamarbeit abgeblieben, die Teil 1 und der TV-Serie überhaupt erst Leben einhauchte? War das doch der eigentliche Urgedanke, so fehlt er hier völlig. Kein Wunder, dass die triviale Story sich herz- und seelenlos durch den Film schleppt. Logikfehler, maßlose Übertreibungen und Einfallslosigkeit (wieder ein Einbruch in ein Hochsicherheitsgebäude) gibt es dann noch gratis dazu.
Alle nennenswerten Elemente sind prinzipiell parazentrisch angeordnet, wobei Tom Cruise als anziehender, alles in sich hineinsaugender Mittelpunkt fungiert, der jegliche Abwechslung bestens terminiert. Mit tuntiger Langhaarfrisur und cooler Sonnenbrille nervt er den ganzen Film durch, da es kaum Szenen gibt, in denen Cruise nicht seinen Auftritt hat. Das ist Eintönigkeit pur, die kaum zu ertragen ist, weil Ethan Hunt hier eine arrogante, egoistische, pseudocoole, wenig sympathische, dauergrinsende Mainstream-Schleimspur ist, die besser für "Gillette"-Werbespots geeignet wäre. Der Zuschauer erkennt dies bereits nach den ersten Sekunden, in denen sich der ehemalig charismatische Agent dem Publikum präsentiert. Der Rest der Darstellerriege kann ebenfalls keine Glanzleistungen offenbaren und schließt sich Cruise' schauspielerischem Niveau an. Lediglich Ving Rhames und Anthony Hopkins können überzeugen und sich achtbar aus der Affäre ziehen, obwohl die Frequenz ihrer Auftritte leider auf Kosten des Cruise-Magneten ziemlich mager ausfällt.
Zu guter Letzt wäre da noch die Inszenierung durch John Woo, der trotz einiger gewohnt virtuoser Bildkompositionen (zum Beispiel der Einsatz der Tauben) und Zeitlupen hier nicht all seine Register gezogen hat beziehungsweise ziehen durfte. Shoot-Outs sind Woo-untypisch blutarm, aber immerhin noch ästhetisch in Szene gesetzt. Das Actionfeuerwerk wird an einigen Passagen pathetisch zelebriert und passt hinten und vorne nicht zu einem "Mission Impossible"-Film. Zudem wurde das bekannte Musikthema durch Limp Bizkit in eher rockiger Weise variiert, was glücklicherweise noch annehmbar ist.
"Mission: Impossible 2" ist ganz einfach mies. Die Story stimmt an allen Ecken und Kanten nicht und konzentriert sich viel zu stark auf Tom Cruise, dessen schwache Leistung hier kaum mit der Darbietung des Ethan Hunt im vorangegangenen "Mission Impossible" zu vergleichen ist. Des Weiteren schlägt sich das Ignorieren des Kerngedankens, bestehend aus der hier gänzlich vermissten Teamarbeit und der Lösung unmöglicher Aufgaben mittels Intelligenz und Tricks, sehr negativ aus. In der Schule würde es heißen: Thema verfehlt.