Review

Hampelmann Tom Cruise macht alles platt, was ihm im Weg steht.

Story:
Der böse IMF Verräter Sean Ambrose (Dougray Scott) stiehlt das Gegenmittel für einen heimtückischen Virus und will sich nun den Virus selbst besorgen. Ethan Hunt (Tom Cruise) wird auf ihn angesetzt. Sein Auftrag ist es, Seans Pläne zu vereiteln. Der will nämlich einen riesigen Deal mit einem Pharmaunternehmen machen und das Virus auf die Menschheit loslassen. Ethan zögert nicht lang, rekrutiert sein Team und macht sich auf die Jagd. Da durch eine Verkettung von Umständen seine neueste Geliebte Nyah Hall (Thandie Newton) auch infiziert ist drängt die Zeit.
Vom klassischen und spannenden ersten teil ist leider nichts mehr übrig. Von einem Agententhriller zu sprechen ist ein Witz. Statt auf eine spannende und verzwickte Story, wird hier auf Hochglanzoptik und Action wert gelegt. Das würde ja noch gut gehen, wenn der Film nicht „Mission: Impossible 2“ heißen würde und Cruise von Anfang bis Ende nur seine One Man Show im Kopf gehabt hätte. Auf eine Story mit Niveau wartet man so vergeblich....

Musik:
Glasklare Meisterleistung. Der Film entfacht einen Soundgewitter, dass sich vor Filmen wie „The Rock“ nicht zu verstecken braucht. Vor allem bei den Actionszenen kommt die Musik gut zur Geltung. Hätte ruhig noch mehr Limp Bizkit sein können. Auffallend starke Musik, die den Zuschauer wirklich mitreißt.

Atmosphäre:
Nach Brian de Palmas spannenden Erstling erwartete ich hier auch eine spannende Story, dunkle Gassen, vielschichtige Figuren und eine Portion Verstand. Leider wurde ich übel enttäuscht. Cruise und Woos Schuss geht nach hinten los. Das Ergebnis ist nämlich kein Agententhriller mehr, sondern ein überfrachteter, harmloser Mainstreamactioner. Woo trifft dabei nur in geringem Maße die Schuld, da wie ich vermute ihm sehr stark in seine Arbeit gepfuscht wurde, was denn Härtegrad angeht. Selbst der erste Teil geizte nicht damit.
Nichts desto trotz bekommt man hier auch gute Action zu sehen. Die anfängliche Autojagd mit Audi TT und Porsche sind 1 A von Woo in Szene gesetzt worden. Cruise darf auch mit 2 Pistolen wie einst Chow Yun Fat mit zwei Pistolen die Böden schrubben, nur was ist mit dem Rest? Bei Schiessereien wird zum Beispiel oft alles andere als dezent ausgeblendet damit man auch ja keine Kugel in einem menschlichen Körper einschlagen sieht.
Zum einen mangelt es auch an einem kreativen Aufhänger. Die Killervirus-Idee ist seit „Outbreak“ abgeharkt und wurde in den folgenden Jahren nur noch von B- Filmen aufgegriffen. Hat man am Drehbuch gespart? Ich vermisste die unerwarteten Wendungen. Wieso nicht mal eine für tot gehaltene Figur ins Spiel bringen oder wo möglich eine dritte Fraktion? Irgendwas nur :(
Statt dessen bekam ich Tom Cruise vorgesetzt. Allein seine Bergkletterei hätte man schon locker für die nächste Axe Werbung nutzen können. So geht es dann auch lustig weiter. Schwups schläft er in eine Frau, die sich in ihn verliebt. Er schickt sie als Lockvogel zum bösen Schurken, der dass aber alles schon durchschaut hat. Die ewigen Maskeraden (wer steckt wohl dahinter?) mag beim ersten und zweiten Mal ja noch ganz interessant sein. Früher oder später nervt den Zuschauer das aber gewaltig. Selten so peinliche Versuche gesehen, einen Film durch solche Überraschungen einen dramaturgischen Kick zu geben.
Aber zurück zu Cruise. Unser Wunderkind prügelt sich mittlerweile auf einer Insel mit den Bösen. Dabei darf aber keiner umfallen, ohne dass Cruise vorher mit einem dreifachen Auerbacher oder Doppelsalto auf ihn getreten ist. Wenn er mal nicht rumspringt, knallt er die bösen Jungs halt zusammen, während er telefoniert. Praktisch auch, dass überall Tonnen mit Benzin rumstehen, da darf in Cruise auch noch der kleine Pyromane ran.
Höhepunkt ist aber sicherlich die finale Verfolgungsjagd. Die Gangster treffen mit ihren 20 MGs so ziemlich alles inklusive Cruise Motorrad (anscheinend unzerstörbar), nur ihn nicht. Aber was kam vorher, als ihm sein Fluchtweg mit Hubschrauber versperrt wurde? Genau, es wird sich die Zeit genommen in aller Ruhe die Sonnenbrille aufzusetzen und blöd in die Kamera zu gucken (Jauchz, was für ein Held).
Spätestens hier beginnt der Zuschauer laut zu kreischen (entweder vor Lachen oder vor Wut). Wird aber noch besser. Unser Möchtegern James Bond kann nämlich, während er auf einem Motorrad Höchstgeschwindigkeit fährt, mit Blick in den Rückspiegel mit seiner Pistole zielen, rückwärts schießen und dann auch noch treffen. Tja, da wird selbst James Bond neidisch. Über das Ende am Strand möchte ich mich gar nicht weiter aufregen, denn Wiedersehen macht Freude. So war ich erleichtert mit Ving Rhames zumindest einen Charakter im Film gefunden zu haben, der mir sympathisch war.

Schauspieler:
Tom Cruise hat hier nicht besseres zu tun sich, als die Ein Mann Armee vorzustellen, die er nicht ist. Sly und Arni sind für so was geboren, er nicht. Cruise blamiert sich hier bis auf die Knochen. Oberhart, mit harten Sprüchen schwebt er hier auf Wolke 7 und versucht sich als Aushilfsneo, der glaubt sich in einer Matrix zu befinden. Nein, danke!
Dougray Scott alias Sean Ambrose unterbietet das noch mal. Ich habe das Gefühl, dass man mit Absicht so einen ausdrucklosen Schauspieler verpflichtet zu haben. Der Mann hat nun wirklich nichts von einem Bösewichten an sich. Eine Portion Skrupellosigkeit oder Boshaftigkeit wäre schon mal ein Anfang.....
Naja, zumindest Ving Rhames war cool drauf und hat den Film etwas aufgeheitert.

Fazit:
Ich erwartete einen spannenden Agententhriller und bekam einen Mainstreamactioner. Cruise und Woo sind den falschen Weg gegangen. Spätestens nach 10 Minuten beginnt Tom mir nur noch auf die Nerven zu gehen. Was bleibt ist eine flache Story und ein Haufen Hochglanzaction, dem aber die Seele fehlt. Na ja, zumindest war die Musik gut.

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