Review

Wir hatten die Schweinegrippe, SARS, die Vogelgrippe und beinahe auch EHEC und doch ist die Gefahr von mutierten Killerviren mit rascher Verbreitung so groß wie nie.
Ein mögliches Szenario zeichnet TV-Regisseur Armand Mastroianni mit seinem Mammut-Werk über eine Pandemie rund um L.A., das mit rund 168 Minuten Laufzeit eine Menge Geduld erfordert.

Auf dem Rückflug von Australien stirbt ein junger Man mit blutigem Husten und anschließender Erstickung. Sämtliche Fluggäste werden unter Quarantäne gestellt und im Team der Seuchenexpertin Dr. Kayla Martin (Tiffani Thiessen) behandelt. Doch einem Makler gelingt die Flucht vor der Isolation, genauso schafft es Drogenboss Vicente aus dem Institut zu fliehen. Und während man fieberhaft nach einem Gegenmittel forscht, zieht die Infektionskrankheit immer größere Kreise…

Der Aufbau und das Figurenkonstrukt folgt den allgemeinen Leitlinien des klassisch angelegten Katastrophenfilms: Ein paar Helden in Form der Ärzte und eines Cops, ein wenig Familienbande am Rande, Bösewichter wie den Drogenboss und einem rebellischen Waffennarren und ein paar emotionale Einlagen durch eine Fotografin, eine erkrankte Nichte und einer alten Dame. Natürlich gibt es auch ein wenig politisches Kompetenzgerangel und recht viele Einzelschicksale, doch zu Beginn ist die Erzählung angenehm straff und veranschaulicht mithilfe einer Kettenreaktion, wie sich das Virus über Berührungen und die Atemwege verbreitet, wobei einige Inserts zuviel eingesetzt wurden, für die etwas begriffsstutzigen Betrachter.

Etwa ab dem Mittelteil macht sich jedoch bemerkbar, wie überfrachtet die ganze Geschichte mit all seinen Nebenhandlungssträngen ist, wobei der Kern, die Entwicklung und Bekämpfung der Krankheit reichlich außer Acht gelassen wird.
Zwei auf einer Yacht bringen keine neuen Erkenntnisse, eine mexikanische Familie trägt ebenfalls nicht zum Voranschreiten der Geschichte bei und der Einfluss des geflohenen Drogenbosses geht gar ins Hanebüchene über, denn der kann mit wenigen Leuten ganze LKW-Ladungen mit Medikamenten an sich reißen. So aber hat der Cop noch etwas mehr zu tun, dessen Figur sich ansonsten auf uninteressante Familienprobleme beschränken würde.

Allzu mitreißend gestaltet sich der (Krankheits)verlauf ergo nicht, denn in den Behandlungsstationen herrscht allgemeines Husten und Röcheln, während ab und an eine Atemmaske resigniert abgenommen wird. Etwas erdrückender sind die aufgebahrten Leichen in der Eishalle und die Andeutung eines Massengrabes, weil die Kapazitäten der Stadt längst ausgeschöpft sind. Was H3N7 genau darstellen soll, lässt sich allenfalls anhand einer flüchtigen Analyse ablesen, wonach die Lunge angegriffen wird und akute Atemnot und multiples Organversagen zum Tod führt.
Wie man da gegen Ende auf den Zusammenhang mit Tuberkulose-Patienten kommen kann, erschließt sich allerdings rein gar nicht.

Insgesamt bleiben die Figuren reichlich flach, zumal es reichlich davon gibt, welche zum Teil von bekannten Gesichtern verkörpert werden: Eric Roberts als Bürgermeister, Faye Dunaway als Gouverneur, Bruce Boxleitner als politischer Berater und Vincent Spano als FBI-Agent liefern passable Leistungen ab und auch dem Rest der Besetzung kann man nichts negatives ankreiden.
Gleiches gilt für das übrige Handwerk, denn Kamera, Ausstattung und Score arbeiten auf solidem TV-Niveau.

Doch für dieses ist der Streifen eben viel zu lang geraten, da hätte es die Hälfte auch getan, anstatt die Geschichte ausufern zu lassen und Figuren einzubinden, welche die Handlung kaum weiterbringen.
Ansätze sind vorhanden, die Ausbreitung der Pandemie wird zumindest in der Anfangsphase visuell ordentlich umgesetzt, doch im Verlauf häufen sich unlogische Begebenheiten und schwer nachvollziehbare Verhaltensweisen nahezu aller Beteiligten.
Wer also auf Katastrophenfilme steht, sollte entweder eine Menge Sitzfleisch mitbringen oder sich den Streifen in zwei Teile vornehmen, mehr als eine gerade noch passable TV-Produktion sollte man jedoch nicht erwarten, denn dafür fehlt es im Gesamtbild an Brisanz, Spannung und mitfiebernden Momenten.
4,5 von 10

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