Eigentlich sollte es nicht schwer sein, mit dermaßen dicht gestreuten Berühmtheiten ein lustig-leichtes Stelldichein mit amüsanten Gastauftritten, ungezwungenen Selbstprofilierungen und überdurchschnittlicher Regiearbeit zu erschaffen. Irgendwie schritten die Damen und Herren aber ein wenig zu entspannt zur Arbeit. Aber nichts übereilen, sondern erst einmal zum Inhalt:
Hotelpage Ted hat seine erste Arbeitsnacht ausgerechnet am Sylvesterabend und da das Luxushotel, in dem er arbeitet, mittlerweile etwas heruntergekommen ist, steht er alleine da. Es kommt was kommen muss - Schwierigkeiten und Probleme aller Art stürzen auf den armen "Bellhop" ein, jeweils in verschiedenen Zimmern, jeweils gedreht von einem anderen Regisseur.
Zunächst bekommen wir es mit einem Hexenzirkel zu tun, der mit allerhand seltsamen Zutaten die versteinerte Oberhexe wieder zum Leben erwecken will - nur Sperma fehlt, denn eine der allesamt recht lebensfrohen Damen hat es, als sie es "besorgen" sollte, vor Erregung verschluckt. So ein Pech! Da kommt Ted natürlich wie gerufen.
Diese Episode ist tatsächlich fast so überdreht, wie sie klingt, allerdings will der Spaß, den die Darsteller offensichtlich hatten, einfach nicht auf den Zuschauer überspringen. Ganz problematisch ist hier schon der Slapstick-Stil, den vor allem Tim Roth in reinstem Overacting verkörpert. Wer damit nichts anfangen kann, kann sich diesen Film getrost sparen, denn nicht nur Ted, dem plotgemäß die größte Screentime zukommt, sondern auch die anderen Darsteller lassen hier die Sau raus. Das allein macht leider noch nicht das Vergnügen aus, sonst würde ich vor Lachen schon am Boden liegen - nein, die überzogenen Gesten und Mimiken wirken in der ersten Hälfte des Films seltsam gezwungen, aufgesetzt und deplatziert. Mann kann auch Überzogenes noch weiter übertreiben - dann sind wir allerdings beim Trashfilm, und das hatte ich hier eigentlich nicht erwartet.
Der Rest der Episode besteht aus Starwerten (Madonna gibt sich hier als Latexluder) und Fleischbeschau. Mehr hat der Hexenzirkel leider nicht zu bieten. Magere
3/10 Punkte
Weiter geht es mit einer einfachen Eisbestellung für eine Zimmerparty. Blöd nur, wenn die Gäste selbst nicht so genau wissen, wo sie sich befinden und zudem an einigen Hoteltüren bestimmte Ziffern fehlen. Prompt landet Ted im falschen Raum und wird in ein Psychospielchen eines Al Pacino-Verschnitts mit Knarre und einer gefesselten, aber beileibe nicht ungefährlichen Schönheit verwickelt - das klingt wieder nach einer wunderbaren Episode, wiederum ist es nichts geworden.
Die Wortgefechte, die man sich wohl tarantinoesk vorstellen sollte, wirken alles andere als cool und geschickt, weil das Overacting jedwede Eleganz brutal zunichte macht und die Dialoge zudem (bis auf wenige Ausnahmen) wenig vorteilhaft geschrieben sind.
Eine sehr gelungene Stelle gibt es dann doch, als nämlich Ted durch das Badezimmerfenster fliehen will, aber auf halbem Weg steckenbleibt und sich dann betont ruhig mit dem verdutzten Gast am Fenster über ihn unterhält, nur um von ihm fast vollgekotzt zu werden - hier haben wir es mit dem Inititator der Eisbestellung zu tun! Leider wird diese skurrile Szene von allerlei Belanglosigkeiten eingerahmt, auch das wieder etwas bessere Finale kann diese Episode nicht retten:
4/10 Punkte
Jetzt kommen nacheinander die hervorstechendsten Namen des Vierergespanns zum Zuge, zunächst Rodriguez. Er stellt uns ein reiches Ehepaar vor, das sich auf eine Sylvesterfeier vorbereitet. Ein rassiger Spanier (grandios überzogen gespielt von Banderas) und seine schöne asiatische Frau wollen einen wilden Abend ohne die verzogenen Gören verbringen. Sie beauftragen also Ted gegen eine entsprechend großzügige "Spende", auf die Kleinen aufzupassen - das muss selbstverständlich schiefgehen.
Moment - sagte ich eben "grandios überzogen"? Tatsächlich, im Gegensatz zur schwachen erste Hälfte von "Four Rooms" passt das Overacting hier ausgezeichnet. Das mag auch an der Gewöhnung liegen, kann aber vor allem aber dem pointierten und geschickten Einsatz Rodriguez' zugerechnet werden. Wenn der feurige Ehegatte sich im Fahrstuhl mit vollem Einsatz über seine Frau beugt, mit einem gezielten Fußstoß den richtigen Etagenknopf trifft und sich die Türen mit einem "Bing" sowie dem Blick auf die klassische Kussszene schließen - SO sieht gelungenes Overacting aus!
Die Kinder derweil sind eine ziemliche Höllenbrut, nicht auf den Kopf gefallen und vor allem das kleine Mädchen gibt sich sehr erwachsen. Ted wird von ihnen, auch wenn sie nicht grundböse sind, überfordert; in einer gelungenen Steigerung explodiert diese Episode (fast wörtlich) in einer großartigen Mischung aus Zerstörung und Witz, und das so konsequent, dass man nur noch mit der überdrehten, nicht auf Handlungsfolgen bedachten Aufmachung erklären kann, wie Ted sich aus dieser Chose retten kann. Was ich mir vom ganzen Film erwartet hätte, habe ich hier gefunden.
9/10 Punkte
Nach einem auch sehr gelungenen Notruftelefonat Teds geht es hinauf zum Penthouse, denn der Meister Tarantino wartet - nicht nur auf dem Regiestuhl, nein, live und in Farbe verwöhnt er uns den Großteil der folgenden und abschließenden Episode mit ausschweifenden, selbstverliebten Monologen, die die anderen Darsteller (u.a. Bruce Willis) an den Rand drängen.
Ja, so erwarten wir es von einem sich in den Größenwahn steigernden Regisseur, der es sich in den Kopf gesetzt hat, den Zuschauer mit null Handlung bei der Stange zu halten - schließlich bedient uns ja der Großmeister persönlich. Nun ja, das klingt sehr ärgerlich, nur funktioniert das Ganze noch ärgerlichererweise auch noch ziemlich gut. Will sagen, trotz fast inexistenten Handlungsfortschritts schafft es Tarantino, mit sinnfreien Dialogen über Champagnerqualitäten und Filmerfolge stets irgendwie zu unterhalten. Das Finale der Episode kommt überraschend plötzlich und stellt einen gelungenen Abschluss von "Four Rooms" dar.
Der Slapstick-Stil wird hier nur (und in stark geschwächter Form) von Tim Roth bewahrt, die restlichen Schauspieler zeigen sich ganz wie Tarantino es will: zwar skurril, aber dabei sich dessen ernsthaft bewusst. Diese komische Mischung zündet wie sie es soll, allerdings auch nicht so, wie sie es hätte können, wenn der werte Herr sich nicht für eine Story zu schade gewesen wäre. Trotzdem gibt es unverhältnismäßig erscheinende
8/10 Punkte
Diese ergeben sich vielleicht auch daraus, dass der Film sich endlich dahin wendet, wo er insgeheim und unsinnigerweise immer hinwollte: Zu einer einzigen Tarantino-Hommage (auch wenn das jetzt euphemistisch klingt). Dabei sollte der Film das gar nicht nötig haben; die Story ist gut genug für Eigenständigkeit, zudem in weiten Teilen überhaupt nicht auf eine Tarantino-typische Aufmachung ausgelegt. So aber scheint die erste Hälfte des Films immer zwanghaft auf den Schatten werfenden vermeintlichen Großmeister zu schielen, während die Qualität im Sand verläuft. Es ist hier deutlich zu sehen, wie große Namen nicht nur segensbringend, sondern auch schädlich wirken können. Mehr Selbstvertrauen und vielleicht auch etwas Ernsthaftigkeit beim Dreh hätten "Four Rooms" nicht geschadet. Nur Rodriguez hat (außer Tarantino) einen kohärenten, selbstsicheren Beitrag geschaffen - mit entsprechendem Erfolg.
Dementsprechend kann ich keine Empfehlung für das ganze Werk aussprechen, allerdings verstecken sich darin zu gute Szenen, um es einfach zu übergehen. Es schadet also keineswegs, mal einen Blick zu riskieren.