Sie sind wieder da! Die "mean grean machine", die Teenage mutant ninja Turtles. Idole der Neunzigerjahre-Kindergeneration, bahnte sich nach vorangegangenen Abnutzungserscheinungen und folglichem Niedergang bereits anno 2002 in der aufgefrischten Form einer neuen, mordernen Zeichentrickserie ihren Weg zurück auf's Parkett und in die Herzen einer neuen Jugend. Und die fünf Gebrüder Schildkröte bewiesen, dass sie "es immer noch drauf hatten": Comicserie sowie die zugehörige Toyreihe konnten respektable Erfolge verbuchen (wenngleich fernab des Hypes der Anfangsjahre) und so machte man sich 2006 dann auch daran, erneut ein Kinoprojekt der Ninja-Turtles auf den Weg zu bringen.
Unter dem Einprägsamen Kürzel TMNT machen Raphael, Leonardo, Donatello und Micheangelo somit (wie gehabt unter der weisen Leitung ihres Ziehvaters Splinter) die Kanalisation der brodelnden Metropole New York unsicher. Und das in gänzlich neuem Gewand. Denn dass neue Werk ist komplett am Rechner entstanden und präsentiert sich uns somit in CGI-3D. Und das auch auf durchaus gutem Niveau, wenngleich mit der Technik des neuen Jahrtausends sicher weit mehr möglich gewesen wäre. Man wollte sich aber wohl den Charakter der Ur-Zeichentrickserie erhalten und so wird hier zwar schön gearbeitet, ohne aber zu exzessiv dem Reralismus nachzujagen. Ja, seien wir ehrlich: Bei Filmen wie diesem, die vorwiegend eine recht junge Klientel als Zielgruppe anvisieren, ist Letzteres aber auch schlicht nicht zwingend erforderlich.
Auch storytechnisch ging man lobenserterweise eigene Wege.Anstatt den ewigen Zwist gegen Alterzfeind Shredder wieder aufzugreifen, verfolgt der neue Streifen einen bis dato noch nicht gehabten Ansatz: Er setzt nach diesen Geschehnissen an. Der Shredder hat bereits durch die dreifingrigen Hände der Turtles sein Ende gefunden und oriientierungslose Langeweile hat im trauten Heim der vier Gebrüder Einzug gehalten. Und jeder der eigentümlichen Mutantensippe geht mit Situation auf seine Weise um. Während sich Don als Call-Center-Computerhilfe engagiert, gibt der quirlige Mike den Clown auf Kindergeburtstagen und Anführer Leonardo hat sich in den birmesischen Urwald zurückgezogen. Doch dort hält es ihn nicht mehr, und so kehrt er, zur Freude der Übrigen, wieder in die heimischen Sewers zurück. - Und er kommt gerade zur rechten Zeit...
Und damit kommen wir an jenem Punkt an, wo uns enthüllt wird wer die Lücke füllen soll, die Bösewicht Shredder hinterlassen hat. In diesem Falle ist das der Industriemagnat und Millionär Winters der, wie schnell klar wird, eine recht bewegte Vergangenheit vorweisen kann. Vor einigen tausend Lenzen war der Gute nämlich ein größenwahngebeutelter Feldherr, der zusammen mit seinen Generälen und finsteren Mächten nach der Unsterblichkeit strebte. Das hat er dann auch hinbekommen, mit dem kleinen Mißgeschick allerdings dass seine Generäle bei dem Prozedere zu Stein erstarrten und dreizehn marodierende Monster aus einer anderen Dimension dabei auf die Erde losgelassen wurden. - Nun, Jahrhunderte später, hat Winters jedenfalls genug gesehen von der Welt und sehnt sich nach dem befreienden physischen Ende. Zu diesem Zwecke muß der Ex-Krieger allerdings einiges wieder gradebiegen, was er seinerzeit verbockt hat. Da wäre zum einen die 'Wiederbeschaffung der dreizehn Monstrositäten, der Statuen seiner Generäle, zwei Teelöffeln Salz etc. etc. The scene is set, der Spaß kann losgehen...
Monster, Paralelldimensionen, Unsterblichkeit? - Ich bin da ja eher ein Freund guter, alter, bodenständiger Superschurken. Ein erzböser Typ eben, der in dunklen Stützpunkten haust, schon zum Frühstück grimmigen Blickes Reißnägel kaut und eine obligatorische Schar unerschöpflicher Goons (zwecks Massenvermöbelung durch die Heroen des Werkes) im Schlepptau hat. Solche Super-Space-SciFi-Galaxy-Höhenflüge mit Dimensionssprüngen und ähnlichen Schmonzetten wie sie hier Anwendung fanden haben in der Filmgeschichte hingegen meist nicht so glücklich funktioniert. - Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so bleibt man, trotz manch aufkeimenden Bedenken, bei der Stange. Ich meine: Heh! immerhin ist es ein Turtles-Film! - Winters verbleibt im weiteren Verlauf jedenfalls denkbar blaß und darf nur ab und an bemüht seine Monster zählen und hintersinnig in die Kamera grinsen. Die Turtles befleißigen sich derweil ihrer uneigendsten und von uns so gelibetne Paradedisziplin: Akrobatische Action & Fightszenen, gespickt mit coolen Sprüchen im Stakato. Das die "Kamera" dabei die unmittelbaren Treffer zu zeigen vermeidet, ist ein Tribut an die Jugendschutzgremien dieser Welt und ist zwar schmerzlich, aber immerhin (so weit eben machbar) gekonnt kaschiert und durch teilweise interessante Events (Kampf auf der Hochhausbaustelle) ausgeglichen. Die ganz großen Höhepunkte fehlen mir allerdings. - Denn der Endkampf gegen Villain Winters (so man überhaupt davon sprechen kann) ist ein schlechter Witz und innerhalb eines Blinzelns auch schon wieder vorbei. Auch ein Superschurke sollte das Recht haben, würdig und mit etwas Gegenwehr in's Gras zu beißen. Denn Helden stehen und fallen letztlich auch immer mit der Klasse ihrer Gegner. Und Schmalzlocke Winters entpuppt sich leider als Fehlbesetzung für diesen wichtigen Part...
F A Z I T :
Da quellen Altfans die Freudentränen in den Augen, wenn die Helden der Kindheit noch einmal auf die große Leinwand zurückkehren dürfen. Technisch gut gemacht, die typische Turtles-Athmosphäre wurde recht gekonnt eingefangen. Die lockeren Sprüche sitzen, auch wenn die potentiellen, zitatwürdigen Klassiker sich nicht unter ihn en finden wollen. Lediglich die blaße Bösewichtriege, angeführt vom blaßen Erzvillain Winters und seiner seelenlosen Steingurkentruppe, enttäuscht und hat keine großen Momente nicht zuletzt da ihnen kaum Gelegenheit geboten wird sich mit den Schildköten die Klinge zu kreuzen und sie, wenn das doch einmal vorkommt, in ihrer steinernen Behäbigkeit einfach nicht genug Energie entwickeln können, um den Zuseher mitzureißen. Ja, vielleicht wären die Altfeinde Shredder Krang und Konsorten doch die bessere Wahl für denkwürdigere Happenings gewesen. - Aber wie dem auch sei. TMNT - the movie ist ein solider, guter Turtles Streifen, der für jeden Fan und solche die es werden wollen allemal einen DVD-Kauf und/oder Kinoabend wert sein wird. An die Kultklasse der ersten beiden Kinofilme oder der TMNT-Cartoonreihe kann er jedoch nicht anschließen und ob das hier gebotene letztlich reichen wird, um einen von den vier Kröten in der Schlußszene orakelten zweiten Teil dieses Films zu rechtfertigen, wird die Zeit zeigen.