Die Vampire terrorisieren schon seit Jahren das Land und saugen allen dort Lebenden das Blut aus. Aber im Untergrund gärt es: Eine Gruppe von Studenten schickt einen Kundschafter aus, Jonathan, der in das Schloss der Vampire eindringen und den Überfall vorbereiten soll. Doch die Vampire wissen dass jemand kommt und stellen Jonathan eine Falle.
Hans W. Geissendörfer sagt im Interview selber, dass es damals eine andere Filmsprache hatte, und dass es ganz natürlich war in langen Einstellungen zu drehen. „Solange der Schauspieler choreografiert werden konnte, gab es keinen Grund zwischenzuschneiden.“ Für heutige Verhältnisse natürlich ein Unding, und wenn man sich so einen Film anschauen möchte, sollte man entsprechend ein wenig Geduld mitbringen, und nicht gleich in der ersten Plansequenz unruhig nach der Uhr schielen. Sich mit älteren Kunstwerken auseinanderzusetzen heißt ja auch immer, sich mit der Sprache einer anderen Zeit zu beschäftigen.
Im Fall von JONATHAN bedeutet dies, dass der Zuschauer sich an schier endlosen Kamerafahrten erfreuen kann, die technisch sicher nicht einfach waren, und immens Stimmung aufbauen. Es bedeutet aber auch, sich an Dialogen zu „erfreuen“, die in ihrer Künstlichkeit nicht immer leicht zu ertragen sind. Geissendörfer gibt ganz klar zu, dass ihm Dialog nicht wichtig ist, sondern dass er über die Bilder arbeitet. Nun gut, ist man heutzutage eben auch nicht mehr gewohnt. Und es bedeutet, eine glasklare Allegorie zu sehen auf das Verhältnis zwischen Kapitalisten (= Blutsaugern) und Studenten (= Revolutionäre). Was heutzutage ebenfalls etwas überholt und manchmal fast ein klein wenig peinlich wirken kann.
Sprich: JONATHAN macht es dem heutigen Zuschauer nicht ganz einfach. Entschleunigung, eine (meist) starke Symbiose zwischen erstklassiger Musik und Bild, oft ein wenig merkwürdig agierende Schauspieler, und eine sinister-bedrohliche Atmosphäre des Verfalls und der Zersetzung einerseits und einer überbordenden Dekadenz andererseits, zaubern großartige und dunkle Momente auf den Bildschirm (im Kino wirkt der Film bestimmt wesentlich eindrucksvoller als auf dem TV!). So man gewillt ist sich darauf einzulassen, wird man mit einem kleinen und feinen Film voller ruhiger und magischer Momente überrascht, der halt, aus heutiger Sicht, etwas Füllmaterial zwischen diesen Momenten hat. Aber lohnenswert ist er allemal!