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Big Brother: Scream Edition


„Kolobos“ kenne ich schon nahezu seitdem ich mich für Filme und Heimkino interessiere. Die Laser Paradise DVDs lagen damals gefühlt auf jedem zweiten Tisch aller Filmbörsen. Gekauft oder gesehen habe ich ihn aber bisher seltsamerweise nie - bis gestern, bis zur starken Arrow Blu-ray. Und was soll ich sagen: das Warten hat sich gelohnt! „Kolobos“ erzählt von einer Gruppe Freiwilliger, die bei einem sozialen Experiment mitmachen - drei Monate zusammen in einem Haus, Kameras überall, aufgezeichnet auf Video. Damals brandheißer Scheiss und fast seiner Zeit etwas voraus, heute fast schon ein alter Hut. Zuerst läuft auch alles glatt und die Probanden kommen gut miteinander aus, bis auf Grund von perfiden Fallen und einem gruseligen, gesichtlosen Killer ihre Leben auf dem Spiel stehen...

„Kolobos“ sieht man sein geringes Budget an. Seine Vorbilder ebenso. Doch er macht nicht nur das Beste aus seinen eingeschränkten Möglichkeiten, er verbindet einen überraschend saftigen Slasher auch mit dem Faktor Reality TV ala „Big Brother“, was ihn in seinen besten Momenten besonders interessant und clever und meta macht. Wer hat nicht schonmal dran gedacht, dass die Dumpfbacken in solchen IQ-vernichtenden Formaten sich viel besser als Opfer für Jason und Co. eignen würden?! Die Fallen und Kills sind perfide und äußerst blutrünstig, die kurze Laufzeit zieht sich (trotz langsamer, opferfreier erster Hälfte) nie und die klaustrophobische Atmosphäre zieht konstant an. Unsere psychisch labile, unverlässliche Hauptfigur und die verschachtelte Erzählstruktur tun dabei ihr Übriges. Das Ende ist interessant und cool. Ich kann völlig verstehen, warum diese kleine Indieperle über die Jahre eine erstaunliche Fangemeinde entwickelt hat. Hier passt sehr viel. Es wird nicht zu viel erklärt, man darf sich seine eigenen Gedanken zum Gesehenen machen und die Vibes kommen einem Alptraum durchaus nah. „Friends“ trifft auf Freddy Krueger, „The Real World“ meets David Lynch, Klischee-fast-noch-Teens treffen auf einen Hauch Argento und Fulci. Man merkt schnell, dass hier nicht nur kompetente Filmemacher sondern wahre Fans am Werk waren. Sicher nicht perfekt, zum Beispiel könnten die eher bemühten als begabten Darsteller locker noch zwei volle Schippen oben drauf legen, aber das Gesamtpaket passt und ist das Gegenteil von Zeitverschwendung für jeden geneigten Horrorhead. 

Fazit: „Kolobos“ ist Indiehorror, wie er sein sollte - blutig, kreativ, düster und sehr sympathisch. Von „Saw II“ über „Identity“ bis „The Collector“ haben sich bei diesem lovecraft'schem Mini-Kultalptraum einige fiese Fallensteller etwas abgeguckt. Knackig und kurzweilig! 

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