Review

"Kolobos" hebt sich von den "Mainstream-(Mach)Werken" um und im Gefolge vom "Scream" positiv ab und zeichnet sich durch eigenständige Ansätze und Ideen aus.
Charakteristisch sind hierbei die Zeit- und Realitätsverschiebungen innerhalb des Filmverlaufes, welche erst am Ende von "Kolobos" aufgelöst werden sollen.

Der Film setzt mit dem Auffinden der desorientierten und übel verstümmelten Kyra (Amy Weber) ein.
Im Hospital wird die Patientin gebeten, zur Aufklärung beizutragen, was ihr widerfahren ist.
Unter Anleitung der behandelnden Ärztin Dr. Waldman,
die die Selbstverstümmelung Kyras für erwiesen hält,
erfährt der Zuschauer in Form einer Retrospektive allmählich von einem mysteriösen Experiment, an welchem fünf junge Menschen - darunter Kyra - teilnahmen, das vor laufender Kamera in einem riesigem
abgeschiedenem Landhaus (Der "Big Brother"-Unrat lässt grüßen!!)) stattfand.

Die beteiligten Probanden stellen sich als ausgesprochen verschiedenartig heraus.
Ein dämlicher Sprücheklopfer namens "Tom",
die talentfreie Schauspielerin "Erica", das nervtötende Ekelpaket "Tina", der intellektuelle Schwatzkopf "Gary" und eben die künstlerisch begabte, aber verschüchterte Kyra, die im Vorfeld einige Zeit in einer Anstalt zugebracht hat.
Kyra hat nach ihrer Ankunft Visionen, die üble Vorahnungen wecken.
Schon bald stellt sich heraus, dass sie sämtlich in eine Todesfalle geraten sind.
Tina löst eine der im Haus installierten mechanischen Fallen aus und wird durch zwei Rotorscheiben lebensbedrohlich verletzt.
Daraufhin wird das Landhaus hermetisch abgeschottet und das Licht fällt weitgehend aus.
Der Rest der Gruppe begibt sich auf die verzweifelte Suche nach einem Fluchtweg.
Schließlich scheint auch noch ein Unbekannter
in das Haus geschlüpft zu sein, der die Gruppe nach und nach dezimiert, während Kyra weiterhin Visionen plagen.
Die aufgefundenen Opfer murmeln oftmals nur noch das eine Wort "Kolobos".
Das Verhältnis innerhalb der dahinschwindenden Gruppe ist zunehmend von wechselseitigem Misstrauen gekennzeichnet.
Schließlich verbleibt nur noch Kyra allein übrig, trifft auf den
Unbekannten und das Rätsel geht allmählich seiner Lösung entgegen, während die Rückschau endet und Kyra aus dem Hospital entlassen wird.

Ich will hier den Schluss nicht vorwegnehmen, denn
trotz zahlreicher Andeutungen (Kyras Zeichnungen, ihre Wahnvorstellungen, die Bedeutung des Wortes "Kolobos" u.a.) weiß das Ende, welches Kyras multiple Persönlichkeit und die Tatsache, dass alles zunächst nur in ihrer Vorstellung stattgefunden hat, beim ersten Sehen zu überraschen.

"Kolobos" funktioniert vor allem auf visueller Ebene.
Als Rückschau Kyras im Hospital, die den Überbau des ganzen Films bietet, gewinnt alles einen unwirklichen und illusionären Charakter:
Das riesige Landhaus, das sich schließlich als Todesfalle klaustrophobischen Charakters herausstellen soll,
wird atmosphärisch von Licht- und Schatteneffekten belebt, Kyras wahnhafte Visionen, die schemenhaften Gestalten, die sie verfolgen und die Stimmen, welche sie hört, Menschen und Leichen verschwinden von einem Moment auf den anderen :
Dies vermittelt dem Zuschauer immer wieder den Eindruck, die Ebene der Realität bereits verlassen zu haben.
Gerade dieses Wechselspiel zeichnet die besondere Stimmung von "Kolobos" aus.

Die zwar wenigen dargestellten Morde fallen im Übrigen ausgesprochen sadistisch aus, so dass mich nicht erstaunt, dass in Deutschen Landen auch eine beträchtlich gekürzte Fassung zu diesem Film kursiert.

Eine letzte Anmerkung bezüglich der deutschen Synchronisation von "Kolobos". Es ist bereits behandelt worden und ich möchte daher nur kurz darauf hinweisen : Es mag gelungene und weniger gelungene, auch gute und schlechte Synchronisationen von diversen Filmen geben, aber "Kolobos" ist ein Paradebeispiel dafür, dass es auf diesem Wege auch möglich ist, einen an sich sehr gelungenen Film nachträglich völlig zu verschandeln.
Unter allen Umständen nur die Originalfassung heranziehen!!

Ungeachtet dessen für "Kolobos" :
9/10

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