Was mir an dem Ranking der Filme gefällt ist, daß man die genaue Platzierung nicht so ernst nehmen muß. Gehört er zu den besten 1000, dann ist das schon etwas, ob nun Platz 503 oder 845 ist egal, die Tendenz stimmt...
Aber das ein Film wie das französische Original der "3 Männer und ein Baby" im 5-stelligen Bereich der schwächsten Filme angesiedelt ist, kann ich nicht verstehen. Und dazu noch unterhalb des amerikanischen grobmotorischen Remakes mit Tom Selleck? - nicht zu fassen...!!!
Woran misst man die Qualität eines Filmes ? - An dem Buch, der Umsetzung der Regie, der Kameraführung oder der Leistung der Schauspieler ? - Vielleicht neige ich ja zur Grenzdebilität, aber ich kann hier keine besonderen Schwächen erkennen...
Oder beurteilt man nur thematisch ? - kann also nix mit Babys anfangen und irgendwelchen Typen, die sich damit rumplagen ?
Okay, dann sollte man sich diesen Film nicht ansehen - aber ihn deshalb gleich schlecht bewerten?
Also gehen wir das Ganze mal durch :
1.Story (Drehbuch)
3 Männer um die 30 leben in einer Männer-WG in Paris mit selbst auferlegten Regeln (z.B.keine Frau darf mehr als eine Nacht bleiben). Eines Tages ist der Obercasanova und Steward mal wieder ein paar Tage weg, da liegt plötzlich ein Säugling in einem Korb vor der Tür mit einem kleinen Brief (Name Marie, Vatter ist der Steward).
Was ist zu tun ? - Die beiden eingefleischten Junggesellen (von Beruf Comiczeichner und Architekt) sind natürlich total überfordert und man erlebt nun den Prozess, sich dieser Problematik zu stellen.
Das Ganze wird dann verwoben mit einer Drogenkuriergeschichte, die im Prinzip unnötig ist.
Aber was ist nötig ?-
Entscheidend sind die Dialoge und die Atmosphäre. Die Drogenkuriernummer betont einfach das sehr relaxte und auch etwas verantwortungslose Leben der 3 Männer Mitte der 80er Jahre in Paris, denn eigentlich passiert das Ganze nur, weil keiner richtig hinhört...und das steht eben sehr im Gegensatz zur plötzlichen Verantwortung für das Baby.
Als die 2 daheim gebliebenen Männer die Sache langsam im Griff haben, kommt der leibliche Vater endlich nach Hause und darf sich widerstrebend dem gleichen Prozess unterziehen...
Storymäßig ist das nicht besonders aufregend, aber wie die verschiedenen Prozesse dargestellt werden, die sich verändernenden Beziehungen zu Kindern, Frauen, Freunden, Arbeit, Freizeit usw. an hand durchgehend witziger Dialoge geschildert werden, das hat Timing und ist - ja ,ich wage dieses Wort, denn hier ist es trotz aller klischeehaftigkeit (französich) angebracht - einfach charmant.
Die 3 Männer sind natürlich der Mittelpunkt und die einzigen Charaktere, die detailliert ausgearbeitet sind.
Dabei werden natürlich schöne Klischees angesetzt : der flippige Frauenheld und Flugzeug-Steward, der ernsthafte, intellektuelle Architekt und der leicht abgedrehte etwas untersetzte Comiczeichner. Zu Beginn fragt man sich, warum die 3 überhaupt zusammengezogen sind, aber einerseits entstehen gerade aus diesen gegensätzlichen Charakteren die witzigsten Dialoge, andererseits verändern sie sich im Zusammenhang mit dem Baby so, daß das hinterher bestens harmoniert.
Gut, das Ergebnis hat etwas von "Männer sind die besseren Mütter" und "eigene Kinder sind schöner als wilde Freizeiterlebnisse" -Korrektheit, aber das stimmt doch auch...und mal unabhängig davon, als ich den Film im Kino sah, war ich weit davon entfernt und in der Mitte der 80er entsprach solch ein Denken keineswegs dem Zeitgeist - trotzdem war es ein Riesenerfolg, einfach weil es so überzeugend erzählt wurde.
2.Regie und Kamera :
Okay, der Anspruch an diese Leistungen war natürlich nicht so hoch. Die Kamerafahrten in der Pariser Wohnung sind immer sehr dynamisch, aber im Grunde ordnet sich die Regie dem Buch unter. Es gibt keine Mätzchen oder besondere Blickwinkel, es paßt einfach.
3.Schauspieler :
Die französischen Schauspieler sind hier sicherlich nicht besonders bekannt, aber sie wachsen einem mit der Zeit ans Herz.
Selbst ein etwas sperriger Typ wie der Architekt - wenn er der staatlichen Kindererzieherin die Leviten liest (und dabei bestens informiert ist) und wenn er sämtlichen Freunden die Meinung geigt, weil die sich durch Babygeschrei gestört fühlen, dann ist man doch auf seiner Seite, oder? - Die Schauspieler machen das einfach locker - nichts wirkt gekünstelt oder überdreht, auch die später gezeigten (und vor den Anderen verheimlichten) Gefühle für das Baby haben nichts kitschiges an sich....
Das Fazit habe ich ja schon vorweggenommen : ein überaus gelungener Film, den ich als einen von wenigen immer wieder gerne sehe, ohne daß er auch nur eine Sekunde langweilt. Wenn man allerdings vor der Thematik geradezu phobische Aversionen hat, sollte man einen großen Boden um den Film machen und ihn einfach in Ruhe lassen.... (9,5/10)