Knackig gelb ist es in der afrikanischen Savanne, die Halme streichen goldgelb über das trockene Land und damit hat “Prey” wenigstens schon mal optische Werbequalitäten für den Tourismus auf dem schwarzen Kontinent - trotz blutiger Riesenkatzen. Das ist einfach ein todschickes, knuspriges Gelb wie von einem frisch geschlüpften Toastbrot.
Der in Tradition von “Der Geist und die Dunkelheit” stehende Tierhorrorstreifen geht ansonsten aber mit einer ordentlichen Portion Ernst auf Safari und mit einer noch größeren Portion Realismus. Computer Generated Images sind tabu, lediglich das Blut spritzt hier und da mal in Nullen und Einsen durch die Pampa, doch die Hauptattraktionen bleiben unberührt; Darrell Roodts heilige Kühe sind Löwen, und diese Löwen sind echt. Und sie verhalten sich auch so. Die aus dem Val Kilmer-Streifen bekannte Dämonisierung der Tiere bleibt außen vor.
Hieraus möchte der minimalistische Film sein Spannungspotential schöpfen, denn zur Echtheit der Tiere gehört auch, dass sie mal Pausen einlegen, mal kurzzeitig satt sind, nicht immer aufpassen. Und das ist der Logik förderlich, denn wenn schon bei der ersten Attacke die Fensterscheiben Risse erleiden, wäre es bei einer Dauerattacke nicht lange hin, bis das Innenleben - bestehend aus einem Bengel, einem Gör und einer toughen Stiefmama (die mit dem Gör auf Kriegsfuß steht, aber um ihre Gunst wirbt - wie immer halt, das Gör will nicht) - zum Snack mutiert.
Wenn die Logik dann aber ohne Zugzwang trotzdem so aus den Angeln gehoben wird wie in der Fahren-wir-mal-voll-Karacho-Geradeaus-Szene, ist das letztlich doppelt unverzeihlich, denn um solche Schwächen zu kaschieren, ist die Handlung einfach nicht flott genug.
In einem Parallelplot begibt sich Daddy (Peter Weller, müde und gelangweilt) mit dem afrikanischen Pendant zum Waldschrat (also so eine Art Savannenschrat) auf die Suche nach der vermissten Familie, weil die Polizei nicht mag. Und diese Szenen sind so nichtssagend, dass man sich doch wieder die Gefahrensituation der Familie zurückwünscht.
Doch wirklich packend ist die auch nicht. So erfreulich realistisch die Attacken auch ausfallen, schematisch bewegt sich das Drehbuch auf den Pfaden der üblichen Genre-Klischees, so dass man niemals wirklich Angst hat um die traditionellerweise nicht allzu gefährdete Spezies Frau und Kind. Nur die Männer, die sollten sich vorsehen...
Letztlich kollabiert der mühsam erhobene Anspruch, realistischen Horror auf engstem Raum mit einer für Menschen real bedrohlichen Tierart zu bieten, mit dem schablonenhaften Drehbuch, das es nicht einmal schafft, auch nur eine überraschende Szene auf die Beine zu stellen. Man merkt, es zog die Produzenten zur ersten Variante, aber da wäre dann ein eher dokumentarischer Stil - und mit ihm die Gewissheit, dass alles und jeder das nächste Opfer der Löwen sein könnte - empfehlenswerter gewesen. Für Variante 2 wäre wesentlich mehr Selbstironie (und mehr Action, Blut und Moppen) Grundvoraussetzung gewesen, nur so etwas Niederes hat “Prey” nie sein wollen.
Ist es aber leider geworden. Und dann auch noch so ernst.