Da ist er also wieder, unser Super-Opi aus Hollywood: Michael Douglas. Nachdem er uns im „Sentinel“ erklären wollte, dass er auch als 60-jähriger noch tougher ist als Kiefer Sutherland (aka Jack Bauer), ist er jetzt endgültig verrückt geworden.
Auf dem Plakat präsentiert er sich geliftet, mit wirrem Blick, toupiertem Haar und virtueller Krone.
Im Film will er dann manisch-depressiv sein, ein Schatzsucher und ein Vater.
Zumindest handelt der Film von genau diesen drei Elementen.
Ein etwa 40-jähriger Mann namens Charly (Michael Douglas) wird aus der Psychiatrie entlassen. Seine lebenstüchtige Tochter Miranda (Evan Rachel Wood – bildhübsch und talentiert) holt ihn ab und nimmt ihn wieder bei sich auf. Die Mutter der Familie ist schon vor langer Zeit weggelaufen. In der Klinik hat Charly Spanisch gelernt, um ein Schiffstagebuch zu lesen.
Dieses Schiffstagebuch hat ein spanischer Seefahrer im 17. Jahrhundert geschrieben und darüber seinen Dukatenschatz verloren. Genau diesen will Charly finden.
Ob das eine wirklich interessante Geschichte ist, sollen andere beurteilen.
Wahrscheinlich wichtiger sind ohnehin die Nebengeschichten in diesem Film und natürlich die Frage, wie man in der heutigen Gesellschaft mit Verrückten umgeht.
Aber verrückt sein, was heißt das eigentlich?
Von Michael Douglas sollte man erwarten, dass er sich auskennt.
Schließlich lebt und dreht er schon seit Jahrzehnten in Hollywood und hat schon von Kindesbeinen an (Sohn von Kirk Douglas) mit durchgeknallten Stars zu tun gehabt – irgendwann ist er dann selber einer geworden.
In Bezug auf die Authentizität von Geisteskrankheiten dürfte man jedoch seine Produzententätigkeit bei Milos Formans „Einer flog über das Kuckucksnest“ werten.
Das Problem ist nur: Das merkt man seinem aktuellen Film nicht an. Die ganze Zeit über spielt Michael Douglas einen unterschätzten, aber stets geistesgegenwärtigen und sehr zielgerichteten Menschen.
Verrückt ist an ihm nichts.
Charly hat zwar ein paar Marotten, die man von Manikern kennt (macht die Nächte durch, hat teilweise eine extreme Ausstrahlung, ist von sich selbst sehr überzeugt, räumt nie auf), aber die allertypischte und auch Peinlichste aller manischen Eigenschaft zeigt er überhaupt nicht.
Den Irrsinn.
Denn was einen Maniker wirklich auszeichnet, ist nicht seine grenzenlose Energie, sondern sein Engagement für eine Sache, die es überhaupt nicht gibt und für die es auch keine Anhaltspunkte gibt – also die auch kein anderer Mensch nachvollziehen kann.
Doch genau das ist bei „King of California“ anders. Hier existiert ein Schiffstagebuch, dieses arbeitet Charly nicht nur alleine durch (Prüfung der Fakten) und in der realen Welt finden sich lauter Hinweise auf die Vorgänge im Buch. Das ist alles sehr systematisch. Insbesondere das Spanischlernen von Charly.
Ein echter Maniker hingegen würde sich dreißig Bücher und Spanischkurse kaufen, diese nie Lesen oder hören (trotzdem überzeugt sein perfekt Spanisch zu können) und wenn es um eine alte Schatzkarte ginge, würden ihm ein paar heruntergefallene Blätter ausreichen, um ihn von der Richtigkeit seines Weges zu überzeugen.
Im wirklichen Leben kann man dann einen Maniker fragen, wieso er eigentlich glaubt, dieses Geheimnis zu wissen. Das sind dann immer sehr peinliche Momente. Aber Michael Douglas hat dieses Problem im Film nicht. Denn er ist gar nicht verrückt.
Dass der Film dadurch gar nicht funktioniert, kann man an dieser Stelle ruhig erwähnen und man kann auch spekulieren, weshalb Michael Douglas nicht einen echten Verrückten spielen wollte.
Am wahrscheinlichsten ist, dass es eine Eitelkeit verletzt hätte, einen Idioten zu spielen.
Aber Maniker sind nun mal Idioten und Maniker verrennen sich, haben jede Minute einen neuen Gedanken. Das ist nun mal der Krankheitszustand.
Glücklicherweise gibt es – anders als bei der Depression – keinen manischen Dauerzustand, deshalb sind Maniker auch zeitweise immer normal und können in der realen Welt richtig gute Sachen schaffen.
Beispiele für berühmte Maniker sind James Brown und (natürlich) Jim Carrey. Aber in ihren akut manischen Phasen dürften sie unerträglich sein (bzw. gewesen sein).
Aber sieht man das bei Charly? Nein, Charly hat eigentlich immer recht und hinter seinen Argumenten steckt mehr als reine Schlagfertigkeit.
Der Film ist deshalb typisches Methusalem-Hollywood-Kino: Eine Geschichte über alte, erfolgreiche Männer, die im Alter so starrsinnig geworden sind, dass sie sogar in ihren Filmfiguren unbedingt Recht behalten müssen, und dafür die gesamte Story opfern.
Wirklich Spaß machen solche Filme nicht.
Obwohl der Ansatz, die Bilder und nicht zuletzt Evan Rachel Wood überdurchschnittlich gut sind. Auch die Vater-Tochter-Geschichte zeigte einige gut beobachtete und interessante Aspekte. Allein die Hauptfigur ist unglaubwürdig. Schade.