Winnie the Pooh – ein sympathisches Bärchen, das Disney wohl den ein oder anderen Dollar nach Übernahme der Rechte an ihm eingebracht hat. Das beweisen die vielen Features, die von ihm veröffentlicht wurden. Um ihn scharen sich eine Reihe wirklich herzerwärmender Charaktere – beispielsweise das kleine Schweinchen Piglet (das ebenfalls seinen eigenen Film erhalten sollte), der grimmige, dennoch liebenswerte Esel Eyeore und natürlich Tigger. Tigger kann sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen und hat daher 2000 seinen eigenen Film erhalten – den „Tigger Movie“. Der Kinderfilm war ein riesiger Erfolg. Bei Produktionskosten von 30 Millionen Dollar sprangen für Disney weltweit ungefähr 100 Millionen wieder heraus. Das kann sich sehen lassen, daher will ich das Werk genauer beleuchten.
Tigger mag es nicht, dass Winnie Pooh immer die gesamte Aufmerksamkeit einheimst. Daher unterbricht er den Erzähler in der Einleitung und sorgt dafür, dass dieses Mal ER im Mittelpunkt stehen kann. Also hüpft er fröhlich durch die Gegend und sucht Mitstreiter. Doch alle seine Freunde sind mit den Vorbereitungen auf den Winter beschäftigt und haben daher weder Lust noch Zeit, mit ihm zu „Bouncen“, wie er es nennt. Tigger lässt sich lange Zeit nicht entmutigen, doch muss bald feststellen, dass tatsächlich niemand mit ihm witzeln will. Lediglich das kleine Kängurukind Roo entpuppt sich als Mitstreiter. Doch da er nicht die gleichen Bouncefähigkeiten wie Tigger aufweisen kann, ist dieser weiterhin enttäuscht. Er fühlt sich sehr einsam und kommt schließlich auf die Idee, dass er doch eine Familie haben müsste, die genauso aussieht wie er und vergleichbare Fähigkeiten besitzt. Also schreibt er einen Brief an seine Verwandtschaft. Dass keine Antwort kommt, macht ihn sehr traurig. So traurig, dass seine Freunde ihm einen Brief schreiben, in dem sie vorgeben, seine Familie zu sein. Das hat zunächst die erwünschte positive Wirkung, doch ruft schnell ungeahnte Probleme hervor.
Ich muss zugeben, dass das der erste Film aus der Winnie Pooh – Reihe war, den ich gesehen habe. Deswegen waren mir die Charaktere neu und ich verfüge nicht über das Hintergrundwissen, das man zur kompletten Beurteilung möglicherweise benötigt. Relativ schnell aufgefallen ist mir trotzdem, dass die Charaktere um Winnie Pooh, ebenso wie er selber, äußert liebevoll gezeichnet sind. Besonders der depressiv anmutende Esel Eyeore hat es mir angetan. Sehr positiv fand ich außerdem die englische Synchronisierung. Die ist ziemlich witzig und etwa die Hälfte der Charaktere kann sich wohl als Sprachlegastheniker bezeichnen. Doch das macht sie nur sympathischer.
In dem Film wurde überraschend viel gesungen. Bei den neueren Disneyfilmen habe ich den Eindruck, dass das immer weniger getan wird. Gerade von Seiten der Charaktere. Lieber lässt man Phil Collins irgendein seichtes Lied daherträllern. Im Tigger-Movie singen die Charaktere, und das nicht zu knapp. Dafür gibt es von mir zahlreiche Pluspunkte, am besten hat mir gefallen, wie Winnie Pooh die Bienen mit einem Schlaflied beglückt hat, um sich deren Honig zu schnappen.
Definitiv handelt es sich hier um einen Film für die ganz Kleinen. Die Problematik ist sehr wenig aufwühlend gehalten – wenn auch einige Tränen fließen – und das Ende ist schon brutal vorhersehbar. Dafür gibt es leichte Abzüge, denn Spannung kommt eigentlich nie wirklich auf. Die Story ist also ein Problem des Films. Erstmal wirkt sie keineswegs innovativ, wobei das natürlich nicht Disneys Anspruch gewesen sein dürfte. Aber sie ist nun mal auch sehr wenig ausgefallen. Wie gesagt: Vorhersehbar und völlig ohne Wendungen oder Verzweigungen. Alles halt sehr seicht und für Kleinkinder kompatibel. „Für die ganze Familie“ ist daher wohl ein Ausdruck, den man in Zusammenhang mit diesem Film nicht unbedingt verwenden kann.
Fazit: Tigger kann aus Winnie Poohs Schatten springen und erhält seinen eigenen Film. Dieser ist für die ganz Kleinen zugeschnitten und stützt sich auf eine Story, die so wenig pompös ist, wie das Holzhaus des Esels Eyeore. Dafür wird viel gesungen und die Charaktere sind äußerst sympathisch. Außerdem konnte mich der Animationsstil, der stark an die älteren Disneyfilme erinnert, überzeugen. Insgesamt ein schönes Filmchen, das von mir 6 Punkte erhält. Euer
Don