Da heute Weihnachten ist, muss ich einfach ein paar warme Worte zu meinem Lieblingsweihnachtsfilm verlieren.
Dickens´ „Christmas Carol“ hat schon viele Umsetzungen in Bild und Ton erfahren und erfährt sie bis heute, aber nur wenigen Adaptionen gelingt es, die Balance zwischen Komik und Tragik sowie die fein verankerte Moral adäquat umzusetzen. Umso schöner, wenn dies ausgerechnet einem Puppentrickfilm gelingt. Natürlich, man muss die Muppets mögen, doch wer tut das nicht?
Wichtig ist einfach, zu erwähnen, dass hier eine der bekanntesten Geschichten auf das bekannteste Puppentheater trifft, sich beide aber wunderbar ergänzen, völlig ohne „das-wurde-auf-Krampf-zusammengeführt“-Gefühl.
Magischerweise funktionieren nämlich auch sämtliche Änderungen, die an der Geschichte vorgenommen wurden, wie beispielsweise das Hinzufügen eines weiteren Marleys. War Marley in der Vorlage Scrooges einziger Geschäftspartner, so sind es hier die Gebrüder Marley, die kettenrasselnd aus dem Jenseits drohen, perfekt besetzt mit den Emporengrantlern Waldorf und Statler. Charles Dickens´ sehr persönlich an den Leser gewendeter Schreibstil wird kongenial umgesetzt, indem der Große Gonzo den Schriftsteller mimt und sich immer wieder direkt zur Kamera und damit an den Zuschauer wendet. Und da wird Scrooge neben seinem treuen Buchhalter Bob Cratchit (ein glänzend aufspielender Kermit) noch eine Armee an Rattengehilfen untergejubelt. Doch: Das alles funktioniert. Hieran sieht man, wie gute Geschichten unbeschadet in andere Medien transferiert werden können, wenn man sie den gegebenen Bedingungen anpasst.
Auch der getriebene Aufwand in der Erschaffung eines märchenhaften Londons sucht seinesgleichen. Von Menschen und Puppen bevölkerte verschneite Straßen, liebevoll eingerichtete Innenräume mit unzähligen Details – hier gibt es wirklich immer wieder etwas Neues zu entdecken, was den Film für mehrmalige Ansicht empfiehlt. Die einfallsreiche Regie, die auf platte Frontansichten verzichtet (was ja aufgrund des doppelten (Bühnen-)bodens fast zwingend ist), und uns auch schon mal aus Plüschvogelperspektive aufs Set blicken lässt, tut da ihr Übriges. Auch die Szenen in Scrooges Haus vermitteln wohligen Grusel und übertragen Dickens´ Fantasie wunderbar ins Medium Film.
Immer mal wieder wird natürlich auch gesungen, aber wie es sich bei den Muppets gehört, haben die Songs ordentlich Schmiss und sind auch (insbesondere in der Originalfassung) textlich auf hohem Niveau.
Doch allen technischen Aufwand in Ehren, das Gelingen des gesamten Werkes ruht zu einem Großteil auf dem Hauptcharakter Scrooge. Und hier erweist sich Sir Michael Caine als reinster Glücksfall. Mit einer bewundernswerten (aber auch nötigen) Ernsthaftigkeit agiert er mit dem Puppenensemble, als sei es das Normalste auf der Welt. Sein Scrooge atmet in jeder Szene den Geist der Vorlage, erlaubt sich keine Albernheiten oder gar Hysterie. Caine portraitiert Scrooge einfach als Teil dieser wundersamen Mischwelt aus Menschen und Puppen und vollbringt somit eine wahrhaftig anrührende Darbietung. Meinen Respekt.
Nein, hier gibt es rein gar nichts zu bemängeln. Ich liebe jede einzelne Szene, und spätestens, wenn das kleine Häschen „einen Penny für daf Lied, Meifter“ erbittet, hat mich die „Muppets-Weihnachtsgeschichte“ wieder am Wickel.
Wie gesagt, mein Lieblingsweihnachtsfilm.
Wie bitte? Es gibt bessere?
HUMBUG!!!