Review

Ein gelungener Anti-Kriegsfilm muss nicht unweigerlich aus Dauerfeuer, graphischen Grausamkeiten und tollkühn handelnden Patrioten bestehen, - im Gegenteil. „Savior“ konzentriert sich auf Einzelschicksale und bringt damit hervorragend auf den Punkt, dass Zivilisten immer die Leidtragenden eines Krieges sind.

Allerdings bin ich mit einer vollkommen anderen Erwartungshaltung an den Streifen herangegangen. Vor allem, weil der „Soldat der Hölle“ seinem Titel während der ersten Minuten voll entspricht.
Zunächst wird man Zeuge, wie Frau und Sohn von Soldat Josh (Dennis Quaid) in einem Cafe einer Terrorexplosion zum Opfer fallen und er dann, blind vor Rache, eine Gruppe vermeintlicher Täter, betende Moslems, erschießt.
Kurz darauf befindet sich Josh in der französischen Fremdenlegion und man erwartet irgendwie, dass er sich kurz darauf als seelenloser Söldner durch feindliche Reihen ballert.
Und genau das geschieht eben nicht, - glücklicherweise.

Zwar ist Josh zunächst als Söldner im jugoslawischen Bürgerkrieg im Einsatz und erschießt sogar Kinder, die eventuell eine Handgranate mit sich führen könnten, doch in direkte Feuergefechte ist er nicht verwickelt.
Im Gegenteil, als er die vergewaltigte und nun hochschwangere Vera trifft, greift er noch einmal zur Waffe, um ihren Peiniger zu töten. Kurz darauf hilft er bei der Entbindung, doch Vera wird mit dem Neugeborenen von ihrer Familie ausgestoßen, so dass sich Josh fortan um beide kümmert und einen Weg außerhalb von Kriegshandlungen sucht.

Bemerkenswert ist hierbei die Charakterentwicklung der Hauptfigur. Josh ist zunächst der kalte Soldat, seine Opfer sind ihm gleich und er hält emotionslos drauf, während er sich eine weitere Zigarette anzündet.
Auch Vera und das Baby betrachtet er zunächst als Last, zumal die Frau erst nichts mit ihrem Neugeborenen zu tun haben möchte.
Im Verlauf öffnen sich aber beide Figuren und arbeiten mit- statt gegeneinander und beide werden einem immer sympathischer.
Man flieht mit dem Auto vor der Familie Veras, versteckt sich vor feindlichen Soldaten und bekommt Hilfe von einem älteren Paar.
Demgegenüber zählen Windelnwechseln und Fläschchen geben eher zu den geringeren Problemen der Flüchtigen.

Ruhig wird der Stoff erzählt und innerhalb der Schauplätze fallen selten Schüsse, bewegt man sich kaum durch Trümmerlandschaften. So spürt man zeitweise gar keinen Anlass zur Flucht, der in dem Moment erneut verstärkt wird, wenn doch wieder Grausamkeiten des Bürgerkrieges zuschlagen. Und da hält man mit der Gewalt nicht zurück und gibt ein mageneinengendes Bild ohne Zurückhaltung derber Szenen ab, hart und zeitgleich realistisch.

Innerhalb dieser traurigen und beklemmend düsteren Grundstimmung hat man dennoch ein paar sehr emotionale Lichtblicke unterbringen können, wie das helfende Paar, das durch den Krieg alles verloren hat und dennoch bereit ist, Leben zu retten und zu schützen.
Fast zu Tränen rührt in diesem Zusammenhang eine Szene, in der sich Josh mit dem Baby versteckt hält, die Mutter etwas fernab ein Lied singt und man die Reaktion des Neugeborenen im Gesicht ablesen kann.

Schließlich veranschaulicht „Savior“, nicht zuletzt durch die hervorragende Darstellung von Dennis Quaid und der nicht minder überzeugenden Leistung von Nastasa Ninkovic als Vera, was der Bürgerkrieg den Menschen im ehemaligen Jugoslawien angetan hat.
Das ist mit wenig aufwendigen Mitteln eindrucksvoll, intensiv und vor allem nachhaltig gelungen.
Im Nachhinein wirkt der fulminante Einstieg zwar eher deplatziert, doch der unerwartete Verlauf entschädigt auf emotionaler Ebene problemlos.
Sicherlich kein Anti-Kriegsfilm für reine Actionfreunde, doch wer in ruhiger Stimmung einmal einen Blick hinter die Nachrichtenbilder des Bosnienkrieges wagen möchte, wird diesen gewiss nicht bereuen. Ein sehr ehrlicher und aufrichtiger Film,
8,5 von 10

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