Bei „Collateral Damage – Zeit der Vergeltung“ darf man nicht allein wegen des Namens Arnold Schwarzenegger einen Actionfilm erwarten; „Collateral Damage“ ist ein Thriller, der meiner Ansicht nach auch Tiefgang bietet.
Feuerwehrmann Gordon Brewer (Arnold Schwarzenegger) lebt mit seiner Familie ein glückliches und zufriedenes Leben. So zeigt Regisseur Andrew Davis („Auf der Flucht“, „Alarmstufe: Rot“) ein sehr harmonisches Familienidyll, was den Film noch härter und schockierender macht. Denn als Brewer seine Frau und seinen Sohn aus einem Cafe abholen will, verübt der kolumbianische Terrorist „Der Wolf“ (Cliff Curtis) einen Anschlag auf ebenfalls dort befindliche Regierungsbeamte. Die Bombe tötet auch Brewers Frau und Sohn. Brewer wird von einem Splitter verwundet und muss den Tod seiner Familie mitansehen. Hier vollbringt Schwarzenegger eine Leistung, die man ihm trotz der guten Schauspielerei in „End of Days“ gar nicht zugetraut hätte. Dieser Eindruck kommt aber auch durch Davis’ gute Inszenierung zustande (Zeitlupe, passende Musik etc.).
Der verwundete Brewer wird ins Krankenhaus gebracht, wo er mehr über die Hintergründe erfährt. Da er sogar mit dem als Polizisten verkleideten „Wolf“ gesprochen hat, versucht er den Regierungsbeamten, die den Fall untersuchen, unter die Arme zu greifen. Bittere Ironie: Das eigentliche Ziel des Anschlags, der Befehlshaber US-Agenten in Kolumbien, CIA Agent Brandt (Elias Koteas), hat überlebt. Als Brewer erfährt, dass „Der Wolf“ bereits wieder in Kolumbien sei, sammelt er auf eigene Faust Informationen über Land und Leute, denn die Regierung verbietet Eingriffe in Kolumbien.
Dort angekommen, sucht Brewer nach dem „Wolf“, um mit ihm abzurechnen. Doch dies ist schwerer als erwartet: Die US-Agenten versuchen seine Mission für ihre Zwecke einzusetzen und auch „Der Wolf“ weiß von seinem Besuch in Kolumbien. Außerdem ist Brewer gezwungen auf seiner Reise einige neue, harte Dinge über das ihm fremde Land und die Terroristen zu lernen...
„Collateral Damage“ ist kein typisches Schwarzenegger-Feuerwerk. Dies liegt nicht nur an den wenigen actionreichen Szenen, sondern an der ganzen Machart, die erstaunlich kritisch und ambivalent ist. Denn die Terroristen sind nicht einfach nur böse; auch sie sind Menschen mit Persönlichkeit und Brewer gar nicht mal so unähnlich, wie „Der Wolf“ ihm selbst klar macht. Denn hat Brewer (und der Zuschauer ebenfalls) sich schon mal gefragt, ob Terroristen nicht auch Gründe für ihr Handeln haben. Auch die Amerikaner kommen nicht immer gut weg; vor allem die Figur des Agenten Brandt ist ein wahrer Unsympath und selbst beinahe ein Terrorist.
Die wenigen Actioneinlagen sind auch nicht immer als solche genießbar, denn meist sind sie recht hart aufgrund ihres Realismus (auch ohne den 11. September im Hinterkopf). Vor allem wenn nicht Brewer, die einzig durchweg positive Figur, sondern jemand anders in Aktion tritt, dann geht dies aufgrund der Gnadenlosigkeit auf allen Seiten direkt in die Magengrube (für mich sehr heftig: Die Toilettenszene). Brewer selbst sorgt nur wenig Action, lediglich im Showdown darf er sich austoben. Diese Szene ist auch wieder als reine Action genießbar und mildert Vorangegangenes ab.
Die Story ist recht gut, weil sie eben nicht einfach nach Schema F gemacht ist. Neben dem bereits erwähnten Realismus bietet sie einige handfeste Überraschungen, vor allem die Wendung zum Schluss darf sich mit Filmen wie „Arlington Road“ messen.
Schauspielerisch bekommt man auch etwas geboten, vor allem Arnie überrascht mit einer differenzierten Darstellung, auch wenn er im Mittelteil den aus früheren Werken gewohnten Gesichtsausdruck aufsetzt. Die Nebendarsteller können ebenfalls überzeugen. Denn wenn man wie hier keine Klischeeterroristen zeigen will, braucht man gute Schauspieler.
Die Regie von Andrew Davis kann auch gefallen. Auch wenn man von besonderen Einfällen, vor allem im visuellen Bereich, verschont bleibt, ist die Inszenierung solide und bringt den Film gut rüber.
Alles in allem ist „Collateral Damage“ ein überraschend reifer Schwarzenegger-Thriller, der den Fokus klar nicht auf Action legt und mit etwas Tiefsinn auch zum Nachdenken anregt.