"Die Welt befindet sich in einem Zustand der erhöhten Paranoia."
"Disturbia" ist von Alfred Hitchcocks Klassiker "Das Fenster zum Hof" inspiriert. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Remake, sondern um eine Neuinterpretation für ein modernes Publikum.
Nach dem Verlust seines Vaters und einer Überreaktion gegenüber seines Spanischlehrers, wird Kale Brecht (Shia LaBeouf) richterlich zu 3 Monaten Hausarrest verurteilt. Seine Zeitverbringung vor dem Fernseher wird sehr schnell von seiner Mutter Julie (Carrie-Anne Moss) gekappt. Dadurch, dass er sich durch eine elektronische Fußfessel nicht weiter als 30 Meter von der Station im Haus entfernen kann fröhnt er einem neuen Hobby: Dem beobachten der Tagesabläufe seiner Nachbarn. Er entdeckt dabei nicht nur die neu hinzugezogene, scharfe Ashley (Sarah Römer) sondern verdächtigt auch schnell den unscheinbaren Mr. Turner (David Morse) für die mysteriösen Entführungen und Morde, die in letzter Zeit geschehen, verantwortlich zu sein. Mit seinen Freunden spioniert er diesem nach.
Was als furiose Familientragödie beginnt, schleppt sich sobald als pubertäre Teenieromanze daher, bis es gar erst in der zweiten Hälfte spärlich zu dem erwarteten Thriller mutiert. Und dies eher schlecht als recht, denn von Schlüssigkeit der Handlung, Atmosphäre oder Überaschungen kann nicht die Rede sein.
Auch wenn die voyeuristischen Beobachtungen des Hauptcharakters augenzwinkernd präsentiert werden, verliert die erste Hälfte durch Längen und fehlenden Spannungsaufbau viel von ihrer Unterhaltsamkeit. Der Mikrokosmos der Nachbarschaft ist viel zu schnell abgehandelt, klammert sich danach nur noch an den Fleischbeschau der hübschen Nachbarin und ein paar mysteriöse, aber ebenso nichtssagende, Entwicklungen des mutmaßlichen Killers. Unterbrochen von charmantem Witz steigert sich das Kammerspiel zu einer simplen, kindlichen Vorstadtschnulze und präsentiert sich langatmiger als es hätte sein können, hätte diese Zeit doch wunderbar für den Charakteraufbau und die Vorbereitung kommender Ereignisse verwendet werden können.
In der zweiten Hälfte wird der Spannungsbogen angezogen, wobei die Figuren hier wenig glaubwürdig agieren. Ein Killer der seinen bewussten Beobachter zwar warnt, dann aber ausgerechnet dessen Familienanghörige verschleppt ist für mich zumindest nicht sonderlich glaubwürdig... oder dumm. Auch die plötzlichen Stimmungswandlungen sind wenig nachvollziehbar.
Wäre dies noch zu verzeihen, so steckt das wahre Manko an der Darstellung der Figuren. Keine Spur von Panik oder Verzweiflung, ganz besonders Hauptdarsteller Shia LaBeouf verleiht seiner Figur Kale nicht den Hauch einer abnehmbaren Emotion. Und der Killer ist nur dann mal böse wenn es unbedingt sein muss.
Ebensowenig hilfreich sind die verwackelten und dunklen Kameraführungen wenn es gegen Ende zu Verfolgungsjagden innerhalb der Häuser kommt.
Die Darsteller der Schlüsselpersonen wurden allesamt durch bekannte Schauspieler besetzt aber keiner dringt hier wirklich ins Rampenlicht vor. Carrie-Anne Moss ("Matrix") hat viel zu wenig Screentime, David Morse ("The green mile", "The Rock", "16 Blocks") war sich wohl zu unsicher, ob seine Figur nun böse ist oder nicht und Shia LaBeouf, der hier seinen Durchbruch durch Steven Spielbergs Entdeckung, erlebt, konnte mich weder hier noch in den darauf folgenenden Rollen in "Transformers" oder dem vierten "Indiana Jones" durch seine emotionslose Haltung überzeugen.
Man merkt "Disturbia" an, dass es voll auf die junge MTV-Generation zugeschnitten ist. Selbst die Platzierung diverser Marken, wie Sonys Playstation, diverse Eletronikgeräte von Philips und Nokia oder Coca-Cola und Red Bull, welche insbesondere die jugendliche Zielgruppe anspricht, findet hier Verwendung.
Leider nicht der erwartete Hochspannungsthriller, sondern nur ein oberflächlischer Teeniefilm mit seichten Thrillerelementen. Schade, denn von einem Studio, dass mit "Monster house" ein ähnliches Szenario in animierter Form recht spektakulär präsentierte, ist definitiv mehr zu erwarten.
3 / 10