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Es ist wirklich selten, dass sich filmische Qualitätsware so gut beim Publikum durchsetzt, dass auch wirklich ein Kassenerfolg dabei heraus springt, deswegen konnte man misstrauisch sein, ob der Überraschungshit „Disturbia“ qualitativ den eingespielten Dollars das Wasser reichen könnte.

Doch immerhin: es braucht sich niemand im Kinosessel zu krümmen, denn Regisser D.J.Caruso, zuvor verantwortlich für die Thrillergurke „Taking Lives“ und den nicht minder mäßigen „Das schnelle Geld“, hat hier einen soliden Zielgruppenfilm für die junge Generation zusammengebastelt, den man sich auch als Erwachsener noch anschauen kann.

Inhaltlich wird hier zwar nichts Neues geboten, aber die Kreuzung von Motiven aus Cornell Woolrichs „Rear Window“ (oder eben Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“) und humorvoller Suspenseparanoia a la Joe Dantes „The `Burbs/Meine teuflischen Nachbarn“ ist an sich schon mal reizvoll genug, wenn sie flott und locker umgesetzt wird.

Und das hat man hier, nicht zuletzt dank Hauptdarsteller Shia LaBeouf geschafft, dem Shootingstar für Teens und junge Twens. LaBeouf, der weder Strahlemann noch Nerd ist und so die goldene Mitte darstellt, hatte mit diesem Film und dem darauffolgenden „Transformers“ (in dem praktisch die gleiche Rolle spielt) seinen Durchbruch – und das zurecht.
Ohne zu übertreiben oder mimisch zu scheitern, balanciert der Mime akurat auf der dünnen Linie zwischen Drama und Humor und kann mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Reaktion hervor rufen.
Sein vom Tode des Vaters aus der Bahn geratener Kyle, der zu einem dreimonatigen Hausarrest verurteilt wurde, bei dem er als Langeweilespanner den Nachbarn als Serienkiller entlarvt, ist noch ganz Teen und noch kein Klischee pur, das lässt den Zuschauer die aufgewärmt-modernisierte Handlung vergessen.

Ansonsten hat man all das zusammengerührt, um maximalen Erfolg zu garantieren: eine blonde Bikinischönheit von nebenan, ein sympathischer Schulfreund, eine sperrige, aber nicht unsympathische Carrie-Ann Moss als Mutter und nicht zuletzt Barry Morse als sinistrer Nachbar, der irgendwo zwischen Sympathie und totaler Abgründigkeit hin- und herschwankt.

Die erste Hälfte des Films setzt dann auch nur sehr vereinzelt Suspenseszenen und rote Heringe aus, Teenagerliebe und ihre Probleme nehmen den größeren Raum ein, erst dann geht es zunehmend spannender zur Sache, bis das Skript praktisch ins Unendliche ausufert und der Nachbar zum Killer mit legendären Ausmaßen wird, die saubere Nachbarschaft zum Abgrund des Schreckens.

Bei all dem bleibt „Disturbia“ aber immer sehr gradlinig und „straight“ erzählt, wenig Schnörkel, keine Extras – wobei man ihm fast vorwerfen könnte, er nutzt das Spannungspotential nicht hundertprozentig aus – überhaupt scheint die Motivation für den Killer, am Ende die komplette Familie anzugreifen ein wenig übertrieben und die Auflösung ein wenig übereilt, aber bei der Zielgruppe waren wohl mehr Details einfach nicht drin.

So gerät der Sleeperhit also zu einem relativ unbeschwerten Film, bei dem sich Humor und Spannung nach Patentrezept die Waage halten, Überraschungen dann doch eher selten sind, aber das Gewohnte ungewohnt gekonnt kombiniert wird.
Nicht eben ein Klassiker, den man ständig wieder sehen will, aber ein Film mit Breitenwirkung – wäre da nicht ein Trailer, der den Film offenkundig als Reißer verkaufen will, wo er doch mit dem Hauptdarsteller mit einem größeren Pfund wuchern könnte.
Gute Cross-Genre-Unterhaltung. (7,5/10)

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