Im L.A. des Jahres 2010 ist der Besitz von Handfeuerwaffen per Gesetz verboten, weswegen die Polizei nun mit neumodischen "Stinger"-Pistolen, die läppische Betäubungs-Pfeile verschießen, gegen das kriminelle Gesocks vorgehen muss. Lediglich der Super-Bulle Tucker schwört weiterhin auf hartes Blei, wenn es darum geht, den Verbrechern das Licht auszublasen. Derart rabiate Methoden stoßen bei seinem Vorgesetzten Commander Gage verständlicherweise nicht gerade auf Gegenliebe, weswegen Tucker, als dieser wieder mal ganz nonchalant einen Psychopathen mit seiner Knarre wegpustet, auch prompt vom Dienst suspendiert wird. Eine Reihe von brutalen Frauenmorden macht es dann aber doch notwendig, dass Gage seinen besten Mann auf den Fall ansetzt. Schon nach kurzer Zeit hat Tucker den Täter ausfindig gemacht: Es handelt sich um den brillanten Chemiker Steelmore, der sich auf einem Rachefeldzug gegen seine ehemaligen Kollegen und Geldgeber befindet und, weil er an diese nicht rankommt, nun deren Ehefrauen aufs Korn nimmt. Da Steelmore zudem bis unters Dach high von einer selbstentwickelten Droge ist, die als Nebenwirkung die "Stinger"-Betäubung neutralisiert, bleibt Tucker nichts anderes übrig, als wieder mal zu seinem Ballermann zu greifen... David Heavener hat mit "Twisted Justice" in Personalunion als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller mal wieder, wie man es von ihm gewohnt ist, ein kleines C-Klasse-Filmchen gestemmt, dessen oberflächlicher Science-Fiction-Anstrich auf eine gewisse Art und Weise das Sylvester Stallone-Vehikel "Demolition Man" vorwegnimmt. Heaveners Vision einer weitgehend gewaltfreien Gesellschaft, in der die Ordnungshüter den Kriminellen gnadenlos unterlegen sind, macht im Kontext der Handlung zwar noch weitaus weniger Sinn als in Marco Brambillas Action-Klamotte und wird (wohl auch budgetbedingt) weder näher beleuchtet noch in einem filmisch glaubwürdigen Rahmen präsentiert, aber trotzdem kann man sagen, dass hier der Grundstein gelegt wurde. Das ist dann (vielleicht mal abgesehen von der Besetzung) aber auch schon fast alles, was "Twisted Justice" einigermaßen interessant und erwähnenswert macht. Die Action ist nämlich schlapp intoniert und erfüllt nicht einmal gängige TV-Standards, der Serienkiller-Plot wird langweilig und völlig ohne jedwede Spannung runtergerasselt, und selbst den ältesten und abgenudelsten Copfilm-Klischees wird hier noch jede menge Zucker gegeben. Heavener inszeniert sich und seine sehr beeindruckende Frisur dabei immerzu eitel in den Vordergrund, so dass sein Abziehbild eines Parade-Bullen à la "Dirty Harry", der zuerst schießt und am liebsten wohl gar keine Fragen stellen würde, einem schon bald gehörig auf die Nuss geht... zumal an ihm nun auch nicht gerade ein Schauspieler vom Kaliber eines Clint Eastwood verloren gegangen ist. Dass er die Gelegenheit genutzt hat, um gleichzeitig unverblümt in reaktionären Beinahe-Selbstjustiz-Phantasien (die dann, wenn überhaupt, nur noch von der Dienstmarke legitimiert werden) zu schwelgen, dürfte hingegen die Fans politisch unkorrekter Filme erfreuen. Jedenfalls besteht kein Zweifel daran, dass es für den Macher hinter diesem Schund nur einen korrekten Weg gibt, wie mit verbrecherischem Abschaum umzugehen ist... und zwar die Charles Bronson-Methode. Ein paar beiläufig platzierte, kleine Gags am Rande (zum Beispiel das Nummern-Schild unseres Helden: "TUCK U") lassen einen zu der Erkenntnis gelangen, dass die Beteiligten die Chose trotz der von Herzen kommenden Zero Tolerance-Message dann aber wohl doch nicht so bierernst genommen haben, wie man das zu Beginn an noch vermutet hätte. Der ständig spürbare, leicht ironische Unterton sowie die wenigen blutigen Einschüsse, die dafür aber regelrecht zelebriert werden und die Splatter-Crowd verzücken dürften, sorgen dafür, dass "Twisted Justice" trotz seiner allgemein schabrackigen Machart im Gegensatz zu einigen anderen Machwerken Heaveners gerade noch so erträglich geworden ist.
4/10