*** SPOILERWARNUNG ***
Nach dem Erfolg des ersten Teils überzeugte man Regisseur Tim Burton, auch die Fortsetzung zu inszenieren. Hierfür forderte dieser aber mehr künstlerische Freiheit, die er beim Vorgänger nicht hatte. Und so drückte er dem Dunklen Ritter endgültig seinen Stempel auf.
Weihnachten in Gotham City. Doch nicht für alle ist dies eine besinnliche Zeit, denn im Hause Cobblepot kommt ein Nachwuchs zur Welt, der die Eltern mit Schrecken erfüllt. Und so entledigen sie sich dem deformierten Kind, werfen es in einen Bach, auf dem es in die Kanalisation davontreibt. Dreiunddreißig Jahre später, nachdem er sein Leben in der Kanalisation, unter den Straßen der Stadt verbracht hat, kehrt der verstoßene Sohn an die Oberfläche zurück...
Alles wirkt eine Spur größer, das ist wohl das Gesetz der Fortsetzung. Nicht selten geht dies mit einem Qualitätsverlust Hand in Hand, was man hier allerdings nicht behaupten kann. „Batmans Rückkehr“ ist bei allem Wiedererkennungswert etwas anders als sein Vorgänger, hat andere Stärken und Schwächen, ist insgesamt aber in meinen Augen ebenso grandios.
Die Geschichte selbst ist wieder kurzweilig umgesetzt, gönnt sich mehr Charaktere und kümmert sich auch ausreichend um diese. Um den Titelhelden dabei noch am wenigsten, das war schon im Vorgänger so. Burton hatte aber schon immer ein Herz für die abseitigen Gestalten und derer gibt es hier ein paar. Des Pinguins Plan mäandert längere Zeit zwischen Politik und Rache, Letztere ist auch für Catwoman ein Antrieb. Doch kommt auch der Humor nicht zu kurz in dieser filmischen Dauernacht. Freunde mit einem gewissen Fetisch für eng anliegende, schwarze Klamotten dürften hier auch bedient werden.
Erneut dabei ist Michael Keaton, der wieder in den dunklen Anzug schlüpft. Das Ungelenke in diversen Bewegungseinlagen wurde hier besser kaschiert, wirkliche Agilität ließ das Kostüm aber wohl immer noch nicht zu. Dafür bleibt er ein charismatischer Darsteller, ob mit oder ohne Maske. Auch Michael Gough als Alfred Pennyworth ist wieder mit von der Partie, bleibt hier aber mehr sympathischer Stichwortgeber. Interessant jedoch, dass sein Einschleusen von Vicky Vale im Vorgänger nochmal zur Sprache kommt. Und wie damals scheint sich Burton wieder mehr für Batmans Gegner zu interessieren, mit ihnen beginnt und endet der Film und sie bekommen mehr Hintergrund verliehen als die Titelfigur.
Auf Seiten der Schurken hat man mit dem Pinguin einen der bekannteren Bösewichter auf die Leinwand gebracht. Die Darstellerwahl fiel auf Danny DeVito, der die Figur entsprechend comichaft unnatürlich darstellt. Und trotzdem, bei all der Boshaftigkeit entlockt er mir am Ende doch immer ein bisschen Mitleid, was sowohl DeVito, als auch der Musik geschuldet ist. Mit Christopher Walken als Max Shrek bietet man einen weiteren Schurken in der zweiten Reihe, der eher manipulativ unterwegs ist und stellvertretend für den Bösewicht im Anzug steht, der keine Maskerade für seine Taten anlegt.
Allerdings stiehlt beiden Herren Michelle Pfeiffer als Selina Kyle / Catwoman die Schau. Ihre Figur ist verhältnismäßig vielschichtig und zerrissen, sie ist sowohl Widersacherin Batmans wie sie sich auch zu ihm hingezogen fühlt – was auf Gegenseitigkeit beruht. Und so Bruce, Selina, Batman und Catwoman in unterschiedlicher Kombination aufeinandertreffen, der Moment der Erkenntnis ist immer wieder packend. Dieses ambivalente Verhältnis, die auch im Film ausformulierten Parallelen und eine, so oberflächlich darf ich hier sein, hinreißende Optik machen sie zum heimlichen Star des Films. Pfeiffer meistert alle Facetten und bleibt durchweg verführerisch.
Beim Design durfte Burton sich diesmal austoben und so entstand Gotham City als Mischung aus Gotik, Expressionismus und mancher Strömung des beginnenden 20. Jahrhunderts. Diese Mixtur bietet der Freakshow einen passenden Hintergrund. Vieles erinnert an Burtons typische Optik, der Kameraflug durch den Zoo ähnelt dem aus „Beetlejuice“ (1988).
„Batmans Rückkehr“ ist durch und durch sein Film, was nicht allen gefiel, mir hingegen sehr. Ebenfalls auf Kritik stieß die Gewalt, denn auch der Dunkle Ritter geht hier ruppiger mit seinen Gegnern um. Das Credo, dass er nicht tötet, gilt ebenfalls nicht mehr. Allerdings bleibt alles in der Comicatmosphäre verhaftet. Diese ist permanent spürbar, eine in der Realität verwurzelte Inszenierung findet sich hier nicht. Dabei sind die Effekte, wenn auch immer noch nicht perfekt, insgesamt gelungener als noch im ersten Teil.
Den Score komponierte wieder Danny Elfman und wie im Vorgänger lieferte er eine abwechslungsreiche und mitunter gefühlvolle Partitur. Das Titellied von Siouxsie and the Banshees gefällt ebenso und lässt sich auch abseits des Films gut konsumieren.
„Batmans Rückkehr“ steht seinem Vorgänger insgesamt in nichts nach und kann wieder mit einem tollen Ensemble aufwarten. Atmosphärisch theatralischer gelagert, mit vielschichtigeren Figuren und einer Schippe mehr Bombast stellt er eine mehr als gelungene Fortsetzung dar. Leider erwog das Studio Warner Bros. für die weitere Fortsetzung eine Abkehr vom dunklen Ton und so bleibt es stilistisch leider nur bei diesen beiden Beiträgen. Aber sei's drum – für lange Zeit sollten diese die besten Verfilmungen rund um den Dunklen Ritter bleiben.