>Maggies kleiner Enkelsohn ist todkrank, und die erlösende Operation kostet 6000 Pfund. Weder der Sohn noch die Schwiegertochter haben das Geld, also geht die verwitwete Maggie arbeiten – Als Gloryhole-Wichserin in einem Nachtclub. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten gewöhnt sie sich bald an den Job, bekommt einen Penisarm und baut eine vorsichtige Beziehung zum Clubbesitzer Miki auf. Allerdings darf in ihrem beschaulichen Vorort niemand wissen woher der plötzliche Geldsegen kommt, und das wird nach und nach zum echten Problem.
Ach, was waren das für selige Zeiten, als soziale Probleme noch in gefühlvollen Komödien à la BRASSED OFF oder GANZ ODER GAR NICHT verpackt wurden. Da gab es natürliche Menschen mit echten Problemen und berührender Situationskomik. IRINA PALM bietet zwar auch Probleme, und davon jede Menge, nur mit der Umsetzung hapert es doch einigermaßen. Die Schauspieler sind zwar mit Liebe dabei, und die Geschichte selber rennt mit Verzweiflung gegen die Inszenierung an, aber leider steht der Regisseur dabei mit beiden Füßen auf der Bremse und versucht mit aller Macht den Erzählrhythmus Jim Jarmuschs zu kopieren. Immer wieder würden sich im Verlauf der Geschichte feine und wunderbare Momente der Freude und des Spaßes ergeben, gäbe es Gelegenheiten für die düstere Stimmung auflockernde Situationskomik. Stattdessen aber zieht Regisseur Garbarski die Zügel lieber etwas straffer und huldigt dem Symbolismus der Bilder. Gerade dass es nicht noch dauerregnet.
So schlimm? Nun ja, wie gesagt geben sich die Schauspieler alle Mühe. Marianne Faithfull ist als Aktrice sicher kein Naturtalent, aber auch wenn sie oft sehr verkrampft wirkt gelingen ihr doch viele Momente der Nähe und der Zärtlichkeit. Vor allem im Zusammenspiel mit Miki Manojlovic, mit dem sich nach und nach eine zarte Romanze aufbaut, die bei aller Vorhersehbarkeit doch sehr berührt, gehen beide Mimen völlig auf, und es macht wirklich Freude den beiden zuzusehen wie sie allmählich aus ihrem jeweiligen Panzer herauskriechen. Einsame Menschen die erkennen dass es auf der anderen Seite der großen Schwärze doch noch etwas anderes gibt als nur den Tod. Wunderbar!
Aber eben so furchtbar langsam und vorhersehbar. Die letzten 20 Minuten ziehen sich gefühlt wie eine Stunde, und dabei ist eigentlich vollkommen klar in welche Richtung die einzelnen Erzählstränge laufen werden. Es gibt keine Überraschungen, kein Staunen, und keinen Witz. Stattdessen steht die Story auf der Stelle und kommt und kommt selbst dann nicht voran, wenn nur noch die losen Fäden verknüpft werden müssten.
Daumen also rauf für Marianne Faithfull, Daumen rauf für Miki Manojlovic, Daumen runter für den Squirm-artigen Soundtrack (der viel mit dem verschleppten Tempo zu tun hat), und Daumen runter für die schwermütige Erzählweise. Schade, denn die Möglichkeiten wären da gewesen. Darf ich mir vielleicht ein Remake von Ken Loach wünschen?