Review

„The Crow – Die Rache der Krähe“ ist eine durchschnittliches Sequel nach bekanntem Schema.
Im L.A. der Zukunft herrscht die Anarchie und der fiese Judah (Richard Brooks) hat den Drogenhandel mit seiner brutalen Gang im Griff und damit auch die Stadt der Engel. In dieser wenig freundlichen Atmosphäre liegt sexy Hexy Sarah (Mia Kirschner) lasziv in ihrer Wohnung herum, arbeitet als Tätowiererin oder hat Visionen der Ermordung von Ashe Corven (Vincent Perez) und seinem Sohn durch Judahs Gang. Hier merkt man, dass über der Stadt der Engel nicht nur die Krähe, sondern auch ein wenig der Pleitegeier kreist, denn vielen Szenen und Kulissen merkt man das geringe Budget deutlich an.
Schließlich macht sie sich auf den Weg in den Hafen, wo fristgerecht Ashes Leiche aus ihrem wässrigen Grab krabbelt. Der Verstorbene beweint noch ein wenig seinen toten Sohn, doch dann pinselt Sarah ihm flugs das Gesicht mit schwarzer und weißer Schminke zu einer gruseligen Visage. Macht zwar von der Story her nur bedingt Sinn, aber schafft eine optische Verbindung zum Rächer aus dem ersten Teil.

So bemalt ist der Verstorbene für die Stadt bereit bereit, doch bei Ash handelt es sich um einen Racheengel und seinen Heiligenschein hat er zu Hause gelassen. Stattdessen schwingt er sich lieber auf sein Motorrad, um nach und nach die Gang aus Freaks und Perversen zu dezimieren, die ihn und seinen Sohn auf dem Gewissen hat.
Obwohl es sich bei „The Crow 2 – Die Rache der Krähe“ um eine Fortsetzung handelt, könnte man fast von einem Remake sprechen. Die Story verläuft genauso wie im Original, für jede Figur gibt es einen Ersatz mit anderem Namen und die Tatsache, dass hier der Sohn anstelle der Freundin dran glauben musste, gehört zu den größeren Neuerungen. Ansonsten handelt es sich um eine beschleunigte Neuauflage von „The Crow“ mit mehr Tempo, aber weniger Tiefgang. Dafür werden die Racheszenen schneller hintereinander abgehandelt, so dass kaum Leerlauf entsteht, auch wenn die Spannung eher mäßig ist.
Darunter leidet dann auch der dramatische Aspekt; die Trauer um den toten Sohn und die wenigen Dialoge dienen mehr der fadenscheinigen Rechtfertigung der Rächerstory, auch wenn dieser Aspekt nur mäßig schwer ins Gewicht fällt. Denn insgeheim wartet der Zuschauer doch nur auf die Abrechnung mit den fiesen Subjekten, gepaart mit ein paar coolen Sprüchen. Styling und Regie gehen in Ordnung; das geringe Budget macht sich nur in ein paar Kulissen und Effekten bemerkbar. Nervig sind nur die freakigen Vergnügungen der Bösewichte, die für amerikanische Verhältnisse vielleicht verrucht sein mögen, hierzulande aber nur ein müdes Gähnen hervorrufen. Auch der gelbliche Look des Films geht auf Dauer auf die Nüsse, dafür überzeugt die rockige Untermalung.

Die Action ist nicht allzu spektakulär, aber dafür sind die kurzen Auseinandersetzungen mit den Mitgliedern der Gang wie im ersten Teil recht gnadenlos. Es wird ein wenig gekämpft, das Opfer muss kurz für seine Verbrechen leiden und dann wird dem fiesen Subjekt die Fontanelle eingedellt. Zwar alles wie im ersten Teil und wenig richtungsweisend, aber stimmungsvoll sind die kleinen Schießereien, Prügeleien und Messerstechereien schon.
Die Darsteller sind recht routiniert, wobei Mia Kirshner nicht nur vom Aussehen her die beste Figur macht. Vincent Perez ist eine solide Krähe, kommt aber nicht an Brandon Lee ran. Die sonstigen Nebendarsteller wie z.B. Iggy Pop und Thomas Jane sind in Ordnung.

So bleibt unterm Strich ein kurzer Rachethriller, der das Original nicht erreicht; zwar kein Meisterwerk, aber guter Durchschnitt.

Details
Ähnliche Filme