Heute will ich mich mal mit Die Rache der Krähe beschäftigen, oder, wie ihn gerne auch nenne "Wie hätte The Crow ausgesehen wenn der Regisseur ein Volldilletant gewesen wäre". - Ja, ich danke das fast es recht treffend zusammen, haben wir doch hier nichts anderes vor uns als einen denkbar einfallslosen, uninnovativen Abklatsch des besagten Kultfilms. Nun gut, solche "Kopien" sind wir ja aus der Fortsetzungsmaschinerie Hollywoods ja zur genüge gewohnt und man könnte ein solches Gebharen als Fan des Stoffes vielleicht auch noch gnädig durchgehen lassen. Wenn die Abkupferung wenigstens gekonnt gemacht wäre... Ja: Wenn...
Doch selbst das bleibt man uns hier schuldig. Der neue Crow-Darsteller hat die schauspielerischen Fähigkeiten eines Till Schweiger, oder um es auf den Punkt zu bringen keine. Nicht eine Sekunde versteht er es, uns die Figur und ihre Verzweiflung, ihren Wahnsinn glaubhaft rüberzubringen (was Vorgänger Brandon Lee einst herausragend vermochte) und wirkt so fehl am Platze wie Charlton Heston auf einem Hippietreffen. Die Kriegsbemalung ist dünn und wirkt unvollständig, aber auch Stylistenazubis müßen ja schließlich irgendwo mal mit ihrem Handwerk anfangen... Mal ganz davon abgesehen, dass das brünette Haupthaar des Akteurs mit der Schwarzweißen Aufmachung des Rächers sich so demkbar beißt, dass er nicht im Mindesten bedrohlich wirkt sondern vielmehr aussieht wie ein schlecht geschminkter Harlekin.
Auf der bösen Seite hat sich des weiteren auch nicht viel verändert. Die üble Straßengang könnte die C-Auswahl der aus dem ersten Teil sein. Und auch der bösigliche Endbbss bleibt den Traditionen seines Vorgängers buchstabentreu: Pervers, ein paar obligatorische, kranke Bitches um sich schaaren, Drogen verticken und die Stadt terrorisieren heißt die Subrotine. Da die Anleihen in seinem Fall derart erstickend frapierend sind, hat man ihn aber diesmal mit einem Schwarzen besetzt, mutmaßlich in der sinnlosen Hoffnung dadurch falle es nicht so sehr auf.
Die Story, fragt ihr? - Ersten Teil gesehen? Dann kennt ihr sie so gut wie schon. Der junge Gutmensch (diesmal heißt er Ash) wird samt eines geliebten Menschen von einer Gruppe Rüpel gekillt und die Krähe holt ihn aus dem Reich der Toten zurück damit er seine Rache blutig an den Finstermännern austoben kann. Soweit, so geklaut. - Doch selbst dieses 100 %-Plagiat überforderte die Drehbuchschreiber. So kehrt Ash hier in's Leben zurück, völlig desorientiert, verzweifelt über den Tod seines Filius und den eigenen, schreit, wimmert, rennt ziellos auf die Straße. Nur just zwei Minuten später wirft er sich wie ausgewechselt und möchtegerncool wie Oskar in's, natürlich rein zufällig vor Ort vorhandene, Standardoutfit und ledert diabolisch und sarkastisch alles ab was nicht bei Drei auf'm Baum ist. Dann wäre da noch die junge Tätowiererin Sarah, die Ash bei seiner Auferstehung findet. Die Goth-angehauchte Triene weiß natülich sofort, dass er von den Toten auferstanden ist und nimmt das auch gottgelassen hin. Ihre genaue Funktion im Film bleibt mir allerdings unergründlich, außer das man nett was anzugucken hat. Muß halt auch bei sein. Dann sitzt da ab und an noch ein kleines Mädchen im Hinterhof, das ab und an sinnfrei ein paar Worte mit Ash oder Sarah wechseln darf. Warum? Nun ja, im ersten Teil war schließlich auch ein kleines Mädchen dabei...
Ihr merkt schon: Ich werde mir nicht unbedingt die DVD von dem Streifen zelegen. Wozu auch. Lieber den ersten Teil zweimal hintereinander ansehen als kostbare Lebenszeit mit diesem "Gewollt aber nicht gekonnt"-Neuaufguß zu verschwenden. - Stünde Die Rache der Krähe für sich alleine, man könnte ihn noch als brauchbaren B-Klasse Actioner durchgehen lassen. Als Fortsetzung von The Crow allerdings ist er ein enttäuschender Totalausfall, dessen einziger Zweck wohl darin gelegen haben dürfte, mit Minimalaufwand noch einmal klingende Münze aus dem guten Namen zu schlagen.