Alex Proyas schuft mit "The Crow" 1994 einen kleinen Meilenstein des Actionkinos. Überschattet wurde der blutige Rachefeldzug vor düsterer Großstadtkulisse jedoch vom Tod seines Hauptdarstellers Brandon Lee während der Dreharbeiten. Mittels einiger Tricks und dezentem Doubleeinsatz konnte der Film dennoch fertiggestellt werden.
Zwei Jahre später stand dann, wie bei so ziemlich jedem erfolgreichen Film, die obligatorische Fortsetzung ins Haus. Auf dem Regiestuhl nahm diesmal Frischfleisch Tim Pope platz und liess Vincent Perez in die Rolle der Krähe schlüpfen, deren Seele erst Ruhe findet, wenn begangenes Unrecht gesühnt ist. Das Ergebnis bleibt jedoch höchst durchwachsen:
Auf der Habenseite kann "Die Rache der Krähe" in jedem Fall seine gelungene Optik verbuchen, die das neo-gothische, fast endzeitmäßige Großstadtfeeling sehr stimmungsvoll einfängt. Gelb-grübe Farbtöne dominieren die wenig einladende Szenerie, was durchaus auch einen angenehmen Kontrast zum weniger farbenprächtigen aber nicht minder düsteren Erstling darstellt. In akustischer Hinsicht wird weniger auffälliges geboten aber neben dem üblichen Hardcore-Discolärm ertönt immerhin an zwei stellen das traurig-schöne Friedhofs-Theme des Originals - ein klarer Bonus!
Leider wars das aber auch schon mit den positiven Aspekten: "Die Rache der Krähe" trägt schwer an seiner völlig ideenlosen, nahezu 1:1 dem Original entliehenen Story. Spannung will somit praktisch keine aufkommen. Vielmehr wird einmal mehr nach bekanntem Schema die Liste der Totgeweihten abgearbeitet und das zu allem Überfluss auch noch ziemlich unspektakulär: Die wenigen Actionszenen bietet nur einen sehr überschaubaren Bodycount und echte Kreativität (ob nun im positiven oder negativen Sinne) bietet einzig der finale Kampf gegen den übelsten der übelenen. Kein Vergleich zu den tollen Fights des Originals!
Schauspielerseitig kann "Die Rache der Krähe" ebenfalls keine Aktzente setzen: Krähe Vincent Perez bleibt so blass wie sein Make-Up, Mia Kirshner solide bis unauffällig. Rein vom Namen her seien natürlich Iggy Pop und Thomas Jane noch erwähnt, doch wirken auch sie eher austauschbar.
Nein, Brandon Lee hat so eine mittelmäßige, einzig optisch interessante Kommerz-Fortsetzung nicht verdient! Schaut euch lieber nochmal das geniale Original an, das bietet zwar auch keinen Anspruch aber dafür eine perfekte Atmosphäre, einen tollen Hauptdarsteller und vor allem fetzige Action...