Review

 Zardoz
(Koch Media)

Der Film Zardoz von Regiegröße John Boorman ist eine der Kuriositäten des Kinos der 70er Jahre! Ungewöhnlich, anspruchsvoll und vielschichtig ist der Film erst auf dem zweiten Blick, denn beim ersten, oberflächlichen Betrachten bekommt man schnell den Eindruck, einen auch heute noch exzentrischen Trash- Fantasyfilm erster Güte anzuschauen.
 
Für den Hauptdarsteller Sean Connery sollte es der Befreiungsschlag vom übermächtigen und ihn erdrückenden James Bond-Image sein, und ich denke, drastischer hätte er den Schritt nicht vollziehen können. Vom strahlenden, gut gekleideten und süffisanten Agenten ihrer Majestät wechselt er zum stark behaarten, nur mit einer Tanga-ähnlichen Unterhose bekleideten zwei Meter-Mann namens Z.

Die Geschichte des Filmes ist dabei das eigentliche Überraschungs-Ei. Als Zuschauer bekommt man alles, was man haben möchte. Habe ich Lust auf philosophisch tiefgehende Gedanken zur Individualisierung des eigenen Ichs, gesellschaftliche Trennung in verschiedene Kastensysteme und dem Problem des Wohlstandes für die persönliche Entfaltung der eigenen Freiheit, schaue ich mir Boormans Zardoz an! Hab ich aber Lust auf trashig angehauchte Science Fiction – Fantasy mit halbnackten Männern und Frauen, die sich bekämpfen und eine steinerne, sprechende Gottheit anbeten, welche Gewehre erbricht, was schaue ich an? Jawohl, ebenfalls Zardoz!

Die Geschichte spielt im Jahr 2292. Die Erde ist zweigeteilt: dem Vortex, wo eine hochentwickelte Technologie den Tod besiegt hat, und dem Rest, dem sogenannten verödeten Außenland, wo die sterblichen „Brutalen“ wohnen. Einer von ihnen ist Z (Connery), dem es gelingt, versteckt in einem fliegenden Steinkopf, unbemerkt die Barriere zwischen den beiden „Welten“ zu überqueren. Im Vortex angekommen, wird er von der vergeistigten Bevölkerung wegen seiner Körperstatur und „wilden und brutalen“ Ausstrahlung als faszinierend empfunden, man sieht aber auch eine große Bedrohung in dieser fremden Person. Die Unsterblichen spüren durch Z das erste Mal so etwas wie Vergänglichkeit, die ihre Agonie zu durchbrechen scheint. Sollte er derjenige sein, dem es gelingt, den Fluch der Unsterblichkeit zu durchbrechen???

Es fällt schwer, für Zardoz die richtigen Worte zu finden, denn wie schon erwähnt, muss man sich als Zuschauer auf den doch sehr surrealen Film einlassen. Regisseur John Boorman hatte nach seinem Überraschungserfolg mit Beim Sterben ist jeder der Erste bei der Wahl seines nächsten Filmes durch das Studio Twentieth Century Fox freie Hand, so dass es schon amüsant ist, dass dies dann der hier vorliegende Film wurde.

Die DVD aus dem Haus Koch Media ist Digitally remastered, und zeigt den Klassiker in einer sehr guten Bild- und Tonqualität. Auch das Bonusmaterial kann den interessierten Zuschauer begeistern, denn neben diverse Trailer, einem Audiokommentar von John Boorman (Excalibur, Beim Sterben ist jeder der Erste) und Radiospots findet man auch noch eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial.

Zardoz ist ein kultiger Klassiker des 70er Jahre-Kinos. Zwischen Trash und Mystik, Fantasy und Experimentalfilm gelingt es dem Regisseur, seine krude, esoterisch-utopische Geschichte unterhaltsam und fesselnd zu erzählen. Dank der liebevollen Restaurierung Koch Medias bekommt man als Fan des 70er Jahre-Kinos die Chance, sich dieses filmische Experiment mit seinen philosophischen Untertönen und den teils sehr skurrilen Ansätzen anschauen zu können. Ein ungewöhnliches, aber auch anspruchsvolles Vergnügen! Die Kunst liegt dabei im Auge des Betrachters!

Christian Funke-Smolka

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