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Okay, zur Abwechslung mal kein Spielfilm, sondern eine Special-Interest-Dokumentation von der Sorte, wie sie einem als Genre-Fan doch immer wieder mal über den Weg läuft. Basierend auf Adam Rockoffs Fan-Abhandlung "Going to Pieces: The Rise and Fall of the Slasher Film" versucht Regisseur Jeff McQueen - der Titel verrät es bereits - ein wenig am Blut-und-Titten-Stigma des umstrittenen Sungenres zu kratzen und gleichzeitig dahinterzukommen, weshalb sich die ollen Schlitzer-Filmchen beim vornehmlich jugendlichen Publikum so enormer Beliebtheit erfreuen... was er dann auch aus der Perspektive eines zwar echten, aber keinesfalls verblendeten Fans tut. Dass dabei zudem einige bekannte Genre-Größen zu Wort kommen und viele Ausschnitte aus den unter die Lupe genommenen Streifen präsentiert werden (Obacht: Ohne Rücksicht auf eventuelle Spoiler!) sind echte Pluspunkte von "Going to Pieces", der in der Tat einen recht guten Überblick über die Slasherfilm-Geschichte liefert: Vom Grand Guignol-Theater, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts Blut und Gewalt als Unterhaltung für die breite Masse salonfähig gemacht hatte, über die erste Hochzeit des Teenager-in-Angst-Kintopps während der frühen 80er bis hin zu dem anderthalb Dekaden später durch "Scream - Schrei!" ausgelösten Revival... und man vergisst dabei auch nicht, solche wichtigen Einflüsse wie Alfred Hitchcocks "Psycho" oder die italienischen Gialli zu streifen und ganz zum Schluss sogar auf den damals aktuellen Torture-Porn-Trend zu sprechen zu kommen. Zumindest bis zum Jahr 2006 ist also alles drin und so kann man Jeff McQueen durchaus attestieren, seine Hausaufgaben in Sachen Genre-Studium gewissenhaft gemacht zu haben und hier demnach auch keinen Blödsinn zu verzapfen, sondern die aufgestellten Thesen und Schlussfolgerungen so zu präsentieren, dass man sich ihnen anschließen kann. Um das Thema in all seiner Vielfallt erschöpfend zu behandeln, hätte es dann aber doch mehr gebraucht als schlappe 90 Minuten, denn die Macher legen ein pfeilschnelles Tempo vor, bei dem vieles gerade mal nur kurz angerissen und kaum zufriedenstellend erörtert werden kann. Für den Betrachter ergibt sich da doch hin und wieder der Eindruck, dass McQueen und sein Team wohl so ihre Liebe Mühe damit gehabt haben dürften, den kompletten Inhalt von Rockoffs Sachbuch auf eine Art und Weise zu komprimieren, bei der einerseits keine vitalen Informationen verloren gehen, aber auf der anderen Seite auch nicht die Gefahr besteht, lediglich zum harten Kern des Fandoms zu predigen und eventuell ein genrefremdes Publikum ratlos zurückzulassen. Nun ja, dem eigen Anspruch ist man nicht wirklich gerecht geworden, der eingeschlagene Mittelweg zwischen Info- und Entertainment sorgt zwar allemal für Kurzweil, aber primär bedient man hier doch nur die Horror-Nerds... und DEN definitiven Kommentar zum Slasherfilm schlechthin gibt man hier nicht ab. Demnach hat "Going to Pieces" dann auch nur ein augenfälliges, aber dafür doch schwerwiegendes Problem: Die Fans sind hinterher nicht wirklich schlauer als zuvor und diejenigen Zuschauer, die tatsächlich von einem etwas objektiveren Blick auf "Freitag der 13." und Co und die Mechanismen und Funktionsweisen des Genres hätten profitieren könnten, werden hier nicht wirklich abgeholt. Als unterhaltsamer Rundumblick durch das Genre (nicht zu vergessen: Voller blutiger und splatteriger Best-Of-Ausschnitte!) ist die Doku jedoch empfehlenswert. Ziemlich nett (wenn auch, je nach Gesprächspartner und Länge unterschiedlich ergiebig) sind auch die eingearbeiteten Interview-Schnipsel mit solchen Leuten wie John Carpenter (mit Trademark-Kippe und gefilmt auf irgendeinem Friedhof), Wes Craven (mit Akademiker-Ausstrahlung) und Rob Zombie (wie immer super-sympathisch) oder Regisseuren aus der zweiten Reihe wie Armand Mastroianni, Paul Lynch und Fred Walton, die bislang des öfteren ja gerne mal übersehen wurden. Im Extra-Bereich der DVD findet sich dann noch ein wenig zusätzlicher "Schnitt-Abfall", der es, wenn es nach mir geht, auch gerne in den fertigen Film hätte schaffen dürfen...

6/10

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