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Going to Pieces: The Rise and Fall of the Slasher Film ist eine sehenswerte Dokumentation über – wie der Name es schon sagt – eines der beliebtesten [und markwirtschaftlich attraktivsten] Subgenres des Horrorfilms. Informativ und unterhaltsam wird hier mittels Collagen von Filmausschnitten, Interviews, alten Postern, Zeitungen und Werbematerialien ein interessanter Blick hinter die Kulissen geworfen. Dabei werden weniger psychologische Aspekte einzelner Filme aufgezeigt, vielmehr wie die Marketingmaschinerie, die mit dem Überraschungserfolg Halloween aufblühte, funktionierte und welche Faktoren die Filme letztendlich zu Publikumsmagneten machten.

Zweifelhaft ein offizielles deutsches Erscheinen, sind die Filmausschnitte doch meist der blutigsten Art und viele „Highlights“ berühmt-berüchtigter §131er darunter. Wo wir bei dem größten Kritikpunkt der Dokumentation wären: Man sollte schon ein ausgesprochener Kenner dieses Genres sein, will man sich nicht den Spaß an etwaigen unbekannten Filmen verderben. [Unter anderem wird hier das Ende des klasse Ab in die Ewigkeit gezeigt & der psychologisch wirklich verstörende Plottwist von Camp des Grauens vorweggenommen!] Auch Grundlagenwissen um die Materie [die Killer / die Opfer / das letzte Aufbäumen / etc.] sollte schon gegeben sein, wird es doch nur kurz angerissen und setzt diese Dokumentation doch ihren Schwerpunkt auf anderes – nämlich wie bereits erwähnt auf den markwirtschaftlichen Aspekt.

Dies beinhaltet natürlich auch Problematiken wie die Zensur durch die MPAA [hier an Blutiger Valentinstag schön dargestellt] oder aber dem Wetteifern der verschiedenen Studios um den nächsten Kassenerfolg [Halloween vs. Freitag der 13te]. Schon sehr schön anzusehen, wer hier alles für diese amerikanische Kabel TV produzierte Dokumentation vor die Linse gezerrt wurde: John Carpenter & Sean S. Cunningham dürfen natürlich nicht fehlen, F/X-Maestro Tom Savini widmet man gar einen ganzen Abschnitt [Gore Galore!], aber auch bekannte Produzenten wie Debra Hill (Halloween) oder Musiker (Harry Manfredini, Freitag der 13te) kommen hier zu Wort.

Klar, der Schwerpunkt des Ganzen liegt ob verschiedener Teilabschnitte meist immer auf dem markwirtschaftlichem Aspekt, welcher ob sich anfänglicher wiederholender Abfolge von Produktionskosten, Entstehung, Publikumserfolg und Einspielergebnisse leicht ermüdend auswirken kann, später jedoch wird dieses Informationsfragment von harten Dollars mehr in den Hintergrund gerückt. Die schiere Flut an wirtschaftlichen Informationen macht jedoch in Verbindung mit interessanten Anekdoten & Filmausschnitten jedoch richtig Spaß. Wusstet ihr z.B. das der Film Stille Nacht, Horror Nacht zu Proteststürmen in der Bevölkerung führte, weil der Weihnachtsmann als wahnsinniger Killer dargestellt wurde und man um die psychische Entwicklung der Kinder bangte?

Wenn auch wo ein „roter Faden“ fehlt, die Aneinanderreihung der dutzenden Filme ziemlich unchronologisch ist und manch interessante Facette [der Slasherfilm in Europa, Einflüsse von Mario Bavas Bay of Blood auf Freitag der 13te] nur kurz (keine 2 Minuten?!) abgehandelt wird, so ist die Dokumentation insgesamt doch ziemlich gelungen. Am Rande noch noch erwähnenswert sei, dass sich hier nicht nur auf die "Großen" des Genres konzentriert wird, sondern auch Nischenfilme (z.B. Die Horror-Party) und ihren Machern ihr wohlverdienter Platz eingeräumt wird.

Insgesamt eine klare Empfehlung für Hardcore-Horrorfreaks, die Dokumentarfilme über ihr liebstes Genre mögen. Und nur die sollten sich Going to Pieces: The Rise and Fall of the Slasher Film anschauen. Alle anderen dürften nach Genuss dessen dankend den Groß dieser Filme ablehnen, da ihnen nun schon die „Highlights“ bekannt sein dürften.

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