Bereits vor Ausstrahlung der ersten Episode war klar, dass Die Sopranos das Gangster-Genre nicht neu erfinden würden. Wie hätte das auch gehen sollen? Schließlich wurde in Goodfellas, Casino, Scarface und natürlich der Pate-Trilogie bereits alles über modernes Verbrechertum erzählt.
Das war auch ein Grund, warum ich Die Sopranos nie sehen wollte. Jetzt bin ich jedenfalls sehr froh, mir die Gesamtbox gekauft zu haben. Und wirklich traurig, dass gestern die letzte Folge lief. Auch James Gandolfinis Tod im Juni diesen Jahres betrübt mich jetzt mehr.
Das Geniale an den Sopranos ist die simple Verknüpfung von knallharten Crime-Elementen mit alltäglichen Familienproblemen sowie die lineare Erzählweise.
Während sich der Zuschauer einerseits der Faszination Mafia hingeben kann, gibt es andererseits ein hohes Identifikationspotential auf ganz persönlicher Ebene.
Dafür sorgt die Einbindung komplexer Themen wie z.B. Beziehungsstress, Erziehungsfragen, Geldsorgen oder diverse Krankheiten, mit denen sich jeder Mensch im Leben mit variierender Intensität beschäftigen muss.
Unglaublich auch, dass mir ein cholerischer, chronisch untreuer, rassistischer, skrupelloer und brutaler Charakter wie Tony Soprano mal so ans Herz wachsen könnte, dass ich mit so einer Figur mitfiebern würde, obwohl sich das vom moralischen Standpunkt aus verbietet.
Bemerkenswert ist außerdem die Vielzahl interessanter, sowie die geschickte Einbindung neuer Figuren. Zuerst überrascht, gefällt mir im Nachhinein auch das Ende so wie es ist.
FAZIT
Nach LOST waren Die Sopranos die zweite der ganz großen Serien, die ich mir 2013 in nur wenigen Wochen komplett reinzog.
Schon seit Tagen überlege ich, welche Serie besser ist oder welche mir besser gefällt. Und welche Serie hält ihr Niveau über 86 Episoden verteilt auf sechs Staffeln derart konstant hoch? Mir fällt keine ein.