Wenn man sich nur eine Sache aussuchen dürfte, für die man die französische Komödie beneidet, dann sollte es die unerhörte Leichtigkeit ihrer Performanz sein. Insbesondere dann, wenn man aus Deutschland stammt und von Haus aus mit verkrampftem Indie-Gehabe gestraft ist.
Im Gegensatz zum Deutschen scheint dem Franzosen die Komödie nämlich irgendwie im Blut zu liegen. Der Verve einer Beziehungs- oder Ensemblekomödie erhält sich in den Händen eines Franzosen immer eine konstant gleich bleibende Unbekümmertheit, von der selbstredend auch “Le diner de cons” profitiert, der oberflächlich gesehen von Freaks und wahrer Charakterstärke handelt, de facto aber eher über Einzelsituationen und die sich hieraus entwickelnde Komik des Moments funktioniert.
Die Geschichte dreht sich um ein paar Hedonisten, die aus reinem Spaß an der Freude in ihrer Freizeit “Spinner” aufspüren, um sie zum Dinner einzuladen und währenddessen einen Spaß mit ihnen zu treiben. Was aber in der Theorie ein Interesse an Gesellschaftskritik vorgibt, ist in der Praxis recht weit davon entfernt, diese Karte auszuspielen. An einem Abend abgespult, entfesselt der eingeladene “Spinner” (Jacques Villeret) durch seine undurchdachten, aber immer nett gemeinten Aktionen eine ganze Kausalkette von Missgeschicken, so dass der Spieß umgedreht wird und der Gastgeber am Ende derjenige mit der Arschkarte ist.
Dabei kommt es zum eigentlichen “Dinner” noch nicht einmal, weil Pierre Brochant (Thierry Lhermitte) - Entdecker des debilen Monsieur Pignon (Villeret), dessen liebste Beschäftigung das Nachbauen berühmter Monumente durch Zahnstocher ist - sich den Rücken verrenkt hat. Die Tatsache, dass sich die komplette Handlung im Hause Brochants vor dem Dinner abspielt, lokal eingeschränkt durch Brochants Verletzung, verdeutlicht die totale Ziellosigkeit der legeren Komödie, die ihre legere Art aber erst durch diese Ziellosigkeit erhält.
Es ist nämlich äußerst erfrischend, mit jeder neuen sich öffnenden Falltür etwas mehr zu der Erkenntnis zu gelangen, dass dieser Film nicht auf eine vorkonstruierte Moral oder Aussage hinaus will, die man bei diesem Plot hatte befürchten müssen - er möchte in erster Linie seine Akteure einfach mal machen lassen.
Nun ist das Drehbuch nicht gerade eine Glanzleistung, denn manche Situation und auch gewisse Facetten insbesondere in Pignons Charakter tanzen auf einem schmalen Grat, was ihre Glaubwürdigkeit anbelangt. Aber glücklicherweise ist da der durch seinen Gast malträtierte Thierry Lhermitte, der mit seiner Al Pacino-Ausstrahlung eines der liebenswertesten Arschlöcher zustande bringt, das eine Leinwand jemals gesehen hat. Lhermitte ist eine der Hauptquellen, derer sich Francis Vebers Film ermächtigt, um die Leichtigkeit aufrecht zu erhalten. Seine Reaktionen auf die niemals penetrant wirkende Penetranz (eine Kunst, die US-Komiker wie Pauly Shore oder Martin Short nicht beherrschen) des kleinen, runden, kahlköpfigen Co-Akteurs Jacques Villeret sind die eigentliche Kunst des Amüsements, die Vebers Arbeit trotz des nicht immer vortrefflichen Drehbuchs zu meistern weiß.
Das lässt “Le diner de cons” im Resümee leider ein wenig durchwachsen erscheinen, wenngleich auch diese französische Komödie wieder ein Naturell beweist, das man nicht erzwingen kann. Man hat es einfach. Der hier hat es.