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Während ein Arzt, gespielt von Kevin Bacon, getrieben durch die Liebe zu einer Freundin, gespielt von Julie Deply, verzweifelt versucht, einen Blutspender mit ihrer seltenen Blutgruppe zu finden, empfindet ein Mann mit hellseherischen Fähigkeiten, gespielt von Brendan Fraser, Freude darüber, dass er endlich einmal überrascht wird. Zur gleichen Zeit findet ein Angestellter, gespielt von Forest Whitaker, sein Glück darin, eine Bank zu überfallen, während eine Sängerin, gespielt von Sarah Michelle Gellar, Sorge empfindet, weil ein Gangsterboss, gespielt von Andy Garcia, darauf drängt, sie unter seine Fittiche zu nehmen.

Der Cast, den "The Air I Breathe" aufzubieten hat ist sehr namenhaft, die Zielsetzung des Episoden-Dramas rund um die Gefühle Glück, Freude, Liebe und Sorge war relativ groß und komplex, womit sich Debütant Jieho Lee einiges vorgenommen hat, aber das Meisterwerk, das der chinesische Neuling, der als Autor und Regisseur fungiert, schaffen wollte, ist "The Air I Breathe" im Endeffekt leider nicht geworden.

Hauptsächlich ist dies darauf zurückzuführen, dass das Episodendrama, das eigentlich dramatisch und einfühlsam sein muss, um mitreißen zu können, an den mitunter sehr unglaubwürdigen Charakteren und Konstellationen krankt. So sind einige Figuren ganz gut konstruiert, aber andere sind nicht authentisch genug, dass ihr Schicksal fesseln könnte, wie etwa der Hellseher, der den Realismus des Dramas im Grunde zunichte macht. Den Gangsterboss als Dreh- und Angelpunkt der Ereignisse zu wählen, ist, wenn man die Personenkonstellation bedenkt, zwar eine relativ geschickte Lösung, aber so wirken die Handlungsfäden und ihre Überschneidungen stellenweise leider noch konstruierter, als sie im Grunde sowieso schon sind und auch der Versuch mit vier Hauptfiguren die besagten Gefühle zu personifizieren und versinnbildlichen wirkt im Endeffekt ein wenig unausgegoren.

Dramaturgische Spitzen, Momente, in denen die Emotionen kaum größer sein könnten, gelingen Lee dennoch, da geschickt Akzente an bestimmten Stellen gesetzt werden und auch die Darsteller ihren Teil zum Gelingen des Werks beitragen. Dabei ist auch die musikalische Untermalung stimmig und unterstreicht mit einfühlsamen, melancholischen Klängen die emotionale, dramatische Atmosphäre und so ist "The Air I Breathe" trotz der offensichtlichen Fehler definitiv kein schlechter Film geworden.

Auf narrativer Ebene kann man Lee vielleicht noch ankreiden, dass er das Erzähltempo ein wenig zu hoch hält und das Episoden-Drama, das eigentlich sehr ruhig und getragen sein müsste, so leider temporär immer mal wieder ein klein wenig überhastet wirkt, aber so entstehen im Endeffekt wenigstens keine Längen. Der erzählerische Aufbau, bei dem die vier Episoden eher nacheinander, als parallel erzählt werden, scheitert stellenweise leider daran, dass "The Air I Breathe" nicht durchgehend an Fahrt aufnimmt und dramaturgisch ein wenig brüchig wirkt und wenn man darauf aufbauend den Vergleich zu den Perlen des Genres, wie "L.A. Crash" oder "Magnolia" zieht, schöpft der Film seine Möglichkeiten nur teilweise aus.

Die hervorragenden Darsteller sind im Grunde das größte Plus des Films. So zeigt sich Kevin Bacon von seiner stärksten Seite, ist in seiner Rolle gewohnt präsent und liefert eine enorm emotionale Darbietung ab, während auch Forest Whitaker einmal mehr unter Beweis stellt, dass er ein hervorragender Charakterdarsteller ist. Am überraschendsten ist die besonders hervorzuhebende, enorm starke und einfühlsame Darstellung von Sarah Michelle Gellar, die sich zuvor eher als schauspielerisches Fliegengewicht in Filmen wie "Scooby-Doo" oder "Scream 2" zeigte, in denen sie darstellerisch kaum gefordert war und hier derart stark aufspielt und ihre besorgte, zunehmend deprimierte Figur derart emotional auf die Leinwand bringt, dass ihr Schicksal einfach fesseln muss. Emile Hirsch und Julie Deply spielen ihre Nebenrollen rundum souverän, während Andy Garcia mit seinem eiskalten Charisma als Gangsterboss ebenfalls zu gefallen weiß. Brendan Fraser spielt zwar solide, schafft es aber nicht, den Zuschauer an das Schicksal seiner, sehr ungeschickt konstruierten Figur zu fesseln.

Fazit:
Leider überzeugt "The Air I Breathe" lediglich darstellerisch auf ganzer Linie, während das Episoden-Drama ansonsten vor allem an seiner überkonstruierten Story und an seinem dramaturgisch etwas ungeschickten Aufbau krankt. Aufgrund einiger wirklich dramatischer Szenen ist dies damit zwar kein schlechter Film, aber gemessen an den darstellerischen Möglichkeiten und den eigenen Ansprüchen ist es dann doch zu wenig, was hier präsentiert wird.

59%

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