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Auf Grund stilistischer Kriterien, besonders hinsichtlich der Textbehandlung sowie der Mitwirkung einiger regulars kann man Wo Hu sehr gut in die von Colour of the Truth [ 2003 ] und Colour of Loyalty [ 2005 ] geschaffene Linie einordnen. Produzent Wong Jing sorgt zwar nicht oft, aber zumindest relativ regelmässig für brauchbaren Nachschub im Triadengenre, wofür man ihm auch aus mehreren Gründen dankbar sein muss. Kann man nur hoffen, dass diese Bemühungen auch den nötigen Zuspruch des Publikums erhalten und man nach weiteren Vertretern der Gattung Ausschau halten darf. Und dass man das nächste Mal daran denkt, auch die Actionklientel zu bedienen.

Wo Hu benutzt die Grundlage von Infernal Affairs [ 2002 ], der trotz seines Box Office Durchbruchs und der Aufmerksamkeit auch im Ausland beileibe nicht für eine Nachschubwelle sorgen konnte, aber zumindest einige Ideen und die geeignete Machart auch fürs neue Jahrtausend vorstellte. Objektive Anhaltspunkte gründen sich auf eine Mischung aus zumeist Bewährten, sowohl inhaltlich als auch in der Besetzung; das Ganze unterstützt mit dem nachrückenden Erbe von Jungschauspielern und einer optisch frischen Inszenierung. Man erzählt nichts Neues, aber schöpft aus einer Unmenge Erfahrung und kredenzt Bekannte und Bekanntes in einem totgeglaubten und so wieder auferstandenem Areal.

Triadenfilme waren nie ganz verschwunden, aber dümpelten nach der ersten Flut ab 1985 - 1990 und der zweiten 1995 - 2000 zumeist in der B - und C - Klasse vor sich her. Die Sättigung durch unzählige A Better Tomorrow bzw. Young & Dangerous Klone löste eine allgemeine Verdrossenheit gegenüber dem Stoff und sein Umfeld aus, die weder der Kreativität der Macher noch der Begeisterung des zahlenden Publikums zuträglich war.
Im derzeitigen Moment hat man nicht nur daraus gelernt, sondern setzt diese Erkenntnis auch um und ergreift die Initiative in durchaus geschickter und anscheinend auch angespornter Art und Weise. Einsicht und Verständnis beim Schreiben und Drehen neuer Produkte geht einher mit Routine und Fertigkeit der richtigen Behandlung. Man will nicht nur, sondern kann auch. Jetzt muss man nur noch lockerer werden.

Bei Infernal Affairs wurde der Weg eines in die gegnerische Seite der Kriminalität eingeschleusten Polizisten verfolgt, der es mit seinem Pendant in der anderen Partei zu tun bekam. Grenzen von Gut und Böse verschoben sich ineinander. Weiss war nicht mehr Weiss und Schwarz nicht nur schwarz; die Farbe der Loyalität und die Farbe der Wahrheit vermischte sich zu einem doppelwertigen Grau. Es gab im Machtspiel keine eindeutig zu identifizierende Figur mehr. Freund konnte Feind sein und umgekehrt.
Wo Hu bedeudet "Crouching Tiger" und ist der Name einer geheimen Operation der Polizei. Der Operation Undercover. Man entsendet nicht Einen oder Mehrere junge Polizeikadetten als Spitzel in die Gangsterbanden, sondern gleich alles, was man zur Verfügung hat. Tausende. Das ist der Ausgangspunkt.
Zwei Jahre später steigt man in das Geschehen ein.

Die dramatische Umwandlung und Neuproportionierung des Filmes im Kontext zu anderen Varianten verhält sich analog zur post-handover Handlung. Superintendent Wai [ Miu Kiu Wai ] war sieben Jahre selbst als Undercover tätig und kennt sich mit den Verlockungen und Gefahren dieser Art des getäuschten, irreführenden Lebens aus. Er leitet die Operation, hat es dabei besonders auf die Gang von Old Man [ Yueh Hua ] abgesehen. Die Ereignisfolge soll aber gut durchdacht werden; die Gang ist weitverzweigt aufgebaut und besteht allein in der Führungsschicht aus mindestens vier aktiven Mitgliedern, deren Rang und Aufgabe nicht nur jeweils unterschiedlich ist, sondern sich auch in gewissen Situationen ändert.
Fei Yau Chi - biao [ Jordan Chan ] hat dafür Sorge zu tragen, dass genug Handlanger und Schergen vor Ort sind; kümmert sich also um die Drecksarbeit.
Jim Lai Yai - cheung [ Eric Tsang ] ist der Denker; hat seine Hände aber auch im gewinnträchtigen Wettspiel. Tommy [ Julian Cheung ] hält sich aus der Taktik raus und sieht dafür zu, dass Drogen und Geldwäsche am Laufen gehalten werden.
Walter Wah Chin [ Francis Ng ] fasst von Allem ein bisschen ab.
Als sie einen von Wais eingeschleusten Schützlingen aufdecken und durch den Killer Knife [ Shawn Yu ] umbringen lassen, eskaliert die Lage.

Die Idee ist durch seine Steigerung clever und ermöglicht den facettenreichen Blick auf ein komplexes Netz sich überschneidender Figuren und Ereignisse. Man muss die Bausteine polarisieren und von Innen auflösen, statt die Mauer wie bisher von aussen mit Gewalt zu knacken versuchen. Analog dazu müssen Drehbuch und Regie als übergeordnetes Leitungsamt nun zusehen, diese schwer definitorische Differenziertheit und Erscheinungsvielfalt übersichtlich darzustellen; wobei da für den weniger Geübten durchaus Probleme auftauchen können. Zwar ist die Besetzung durchgängig mit eng mit dem Thema verwachsenen Darstellern aufgebaut, aber wirft auch noch Rückblenden in die nahe und ferne Vergangenheit mit ein und hält eine Vielzahl von Kommunikation wie heute üblich nur per Telefon und SMS ab; was schon mal nerven kann. Zudem nimmt man sich weder grossartig Zeit für Einführung noch für Vorstellung; auch verbleiben einige Personen ohne Entwicklung und deswegen stark auf ihre Funktion zurückgedrängt. Es erfolgt weniger ein Zusammenspiel, als dass sich eine Prägung von Wichtig und Unwichtig herauskristallisiert.

Die Notwendigkeit einzelner Emendationen betrifft vor allem das Übermaß von banalen Randfiguren und die obligate Liebesgeschichte; die schon so oft in der Form erzählt wurde, dass hier vor lauter Beliebigkeit nicht mal andeutungsweise ein glaubhafter oder gar fühlbarer Funken sprüht.
Tempo entsteht durch ein fliessendes Springen zwischen den personellen Ebenen, ihren Parallelbiographien, Veranschaulichung durch den Doppelcharakter und dem Aufzeigen von actio gegengleich reactio. Keine Handlung ohne Gegenkraft. Die Bindungen enthalten eminente Bedeutung. Ein Zwiespalt der Loyalitäten bestimmt das Geschehen. In den Handlungen ist Wesenhaftes eng mit Kalkulation verbunden. Alte Bündnisse werden angesicht veränderter Umstände gebrochen. Neue geschlossen. Hinter dem Rücken agiert und intrigiert.

Das Verhältnis der Gruppierung wird neben aller dramatischen Ökonomie schon abwechslungsreich, aber nicht immer sinnvoll erschlossen. Der Grund dafür liegt neben einer symmetrisch beschreibenden Erzählhaltung samt oft gebrauchten Zentralbildern zumeist in diskreten Anachronismen und stilistisch gegensätzlichen Nuancierungen.
Die anfänglich streitlustige Atmosphäre inclusive vor Aufregung zitternder Credits und rapidem Schnitt ist nämlich bald vorbei, da Eindringen und Übernahme eher durch Diplomatie und die Hintertür vollzogen, und nur im Notfall zu äussersten Mitteln der Gewalt gegriffen wird. Stattdessen erlaubt sich Regisseur Marco Mak, auch einige abstrakte, eher ins Humoristische gehende Szenen innerhalb des Triadenverhaltens einzubauen. Ersetzt dies dann aber erneut mit einem rein äusserlichen Begriff von Tragik, einem deklamatorischen Stil und melodramatischen Finale; was nunmehr schon leicht für Mißstimmung sorgt. Zwar verliert man das Endziel nicht aus den Augen, aber die Distanz des Publikums zum klassisch - legendären Sujet wird dabei nie kleiner; zumal man die schon traditionellen Shootouts komplett fallenlässt und auch sonst viel zu abgeklärt wirkt.

Wo Hu ist ein leider zu verkrampfter, anstrengend wirkender Film in starr - rhetorischer Stilisierung; die Auflockerungsszenen wirken rückwirkend wie extra noch nachträglich eingebaut.
Kompetent gemacht, klassisch besetzt, aber bitte nicht so hüftsteif.

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