Mit Werken wie „Pit Fighter“ und „The Last Sentinel“ hatte sich Jesse Johnson ja schon zur neuen Hoffnung im B-Actionbereich entwickelt, „The Fifth Commandment“ ist gar ein Kinostart vergönnt.
Es beginnt mit der Vorgeschichte der Hauptfigur: Der Profikiller Z (Roger Yuan) erledigt einen ungehorsamen Gefolgsmann, die Familie soll gleich mit dran glauben, doch der auf Z angesetzte Max Templeton (Keith David), Codename Jazz Man, rettet zumindest den Sohn der Familie und erzieht ihn zum Killer, während Max’ leiblicher Sohn diese Profession ablehnt. Es fällt erfreulich auf, dass sich Jesse Johnson nicht zu sehr mit der Vorgeschichte aufhält, sie trotzdem aber stimmig und mit dem nötigen Zeitaufwand zu präsentieren.
Zum jungen Mann herangereift ist Chance (Rick Yune) einer der besten seines Faches geworden und erledigt seine Aufträge präzise. Seine Kontaktperson codiert neue Aufträge bei Anrufen als Clubgigs und auch sonst arbeitet „The Fifth Commandment“ viel mit Musikmetaphorik (z.B. der Codename Jazz Man), was dem Film einen eigenen Touch abgibt und in Form von Dialogen wie „You have to find your rhythm“ beim Kampftraining wieder aufgenommen wird.
Als Chance auf die Sängerin Angel (Dania Ramirez) angesetzt wird, muss er feststellen, dass Miles (Bokeem Woodbine) deren Sicherheitschef leitet. Er sagt den Auftrag ab und will den beiden helfen, denn man setzt Z und dessen Frau auf Angel an – die Codenamen des Killerpärchens lauten aber leider nicht umsonst Collateral und Damage...
Scheinbar wollte sich Rick Yune hier zum neuen Actionstar aufschwingen, indem er den Film als Hauptdarsteller, Co-Produzent und Drehbuchautor in Personalunion stemmte. Viel Neues ist ihm allerdings nicht eingefallen, denn die Story vom Auftragskiller, der die Seiten wechselt, ist schon zur Genüge beackert worden. Auch die Versuche über die Profession des Assassinen zu reflektieren oder Chance’ moralisch Entwicklung zu durchleuchten, bleiben eher in Ansätzen stecken, wenngleich „The Fifth Commandment“ in seiner (vorwiegend religiösen) Symbolik bei dem Thema immerhin recht stilsicher ist.
Trotzdem funktioniert „The Fifth Commandment“ als Genrefilm wirklich ausgesprochen gut und das ist sicher zum Großteil Jesse Johnson zu verdanken. Der Mann inszeniert die Chose einfach dermaßen flott, dass das wenig originelle Script in den Hintergrund rückt. So mag das Motiv für den Mordauftrag, dessen Ziel Angel ist, fast schon egal sein, „The Fifth Commandment“ holt aber noch eine böse Pointe heraus. Angesichts der Musikmetaphern und des Berufs Angels wundert es auch nicht, dass der Soundtrack stets sehr präsent ist, neben einem instrumentalen Score vor allem Hip Hop Tracks, die selbst für Nichtfans dieser Musikrichtung in Ordnung gehen.
Leider muss Jesse Johnson auch eine Unart des Hip Hop kopieren: Den Hang zu Gepose und übertriebenen Szenen. Gerade die Gespräche um die familiäre Situation von Chance und Miles wirken etwas überzogen, die Angewohnheit fast jede Dialogzeile in einigen Gesprächen auf „man“ enden zu lassen ebenso, sodass „The Fifth Commandment“ leider ein wenig Sympathie verspielt, so gut die Dramaturgie des schnörkellosen Reißers sonst funktioniert.
Hauptattraktion sind natürlich die Actionszenen, die einen bunten Mix aus Shoot-Outs, Fights und Verfolgungsjagden bieten. Stets stilsicher inszeniert, trotz gelegentlicher Wackelkamera erfreulich übersichtlich und vor allem spektakulär durchchoreographiert weiß die Action zu überzeugen, wenngleich man sich vielleicht die eine oder andere Szene mehr gewünscht hätte. Doch Johnson kennt seine Genre und streut immer wieder Highlights wie den Straßenüberfall, das Polizeireviermassaker oder den Showdown ein, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Allenfalls die Explosionen lassen CGI-Hilfe erkennen, aber man muss auch bedenken wie viel geringer das Budget ist, mit dem sich „The Fifth Commandment“ den Hollywoodblockbuster entgegenstellt.
Darstellerisch macht Rick Yune einen ganz ordentlichen Job, die neue Hoffnung am Actionhimmel ist er trotzdem nicht, dafür fehlt es ihm an herausragendem Charisma. Das besitzt hingegen Roger Yuan als leicht psychopatischer Bösewicht und mit Bokeem Woodbine sowie Keith David, die beide bereits in „The Last Sentinel“ mitwirkten, hat Jesse Johnson auch hervorragenden Support aufgetrieben. Dagegen wirkt Dania Ramirez ziemlich blass, die mal wieder eine typische Frauenrolle im Actiongenre abgegriffen hat. Will heißen ihre Hauptaufgaben bestehen darin zu jammern und dem Helden hinterher zu rennen und mehr macht sie daraus auch nicht.
„The Fifth Commandment“ ist in erster Linie ein Film für Genrefans, aber denen bietet er wirklich gute Kost: Stilsicher inszeniert und flott erzählt, mit den nötigen Schauwerten, da sieht über die mäßig originelle Geschichte und gelegentliches Gepose nur zu gern hinweg.