Die Geschwister Savage
Vorwort: Dieser Film ist definitiv kein
Unterhaltungsstreifen. Man geht nicht mit einem guten Gefühl aus dem Kino, man
hat eigentlich sehr wenig Spaß, wenn man den Film sieht. Jedoch ist es auch gar
nicht das, was der Film erreichen will. Der Film bringt einem ein Thema nahe, was
jeder von uns früher oder später erfahren wird: Der nahende Tod eines
Elternteils. Und das erreicht dieses Machwerk einfach unglaublich gut. Auch
zeigt er einige Aspekte, die einem so gar nicht bewußt sind und wenn man am
Ende das Kino verlässt, hat einen der Film noch lange nicht verlassen.
Inhalt: Wendy und Jon Savage sind ein
Geschwisterpaar, dass nicht viel verbindet. Beide hatten eine schwere Kindheit,
wurden von ihrem Vater wegen Nichtigkeiten wie schlechten Noten misshandelt. Dementsprechen
haben beide keinen Kontakt zu diesem Mann und tragen eine Trauer und Wut in
sich, die sie niemals wirklich ablegen können.
Jon wurde zu einem rationalen, emotionskalten Menschen, der
sich von seiner Freundin trennen will, nur weil ihr Visum abgelaufen ist und
sie wieder zurück nach Polen muss. Heirat kommt für ihn nicht in Frage, also
bleibt nur diese Möglichkeit. Er lebt für seine Bücher über Philosophen und
seine Arbeit an einer Universität.
Doch die Leben der beiden Geschwister kreuzt sich, als die
beiden erfahren, dass ihr Vater unter Demenz leidet. Als seine Freundin stirbt,
wollen die Kinder dieser Frau nur eines: Den alten Mann, der ihnen so fremd
ist, so schnell wie möglich loswerden.
Wendys Angst, ein böser Mensch zu sein, da sie ihren Vater
so einfach abschiebt, ist nachvollziehbar. Aber auch, dass sie ihn nicht zu
sich nimmt, ist in diesem Fall die logische Konsequenz. Denn die Pflege von
alten Menschen kann eine Person, die selbst Hilfe brauchen könnte, total
zerstören.
Der Film ist zu großen Stellen sehr ernst. Doch gibt es
einige komische Momente, die jedoch nicht in Slapstick ausarten oder deplaziert
werden. Ein passendes Beispiel dafür ist die Situation, als Wendy und Jon ihren
Vater Lenny in einem Kaffee fragen, was denn nach seinem Tod passieren soll. Er
brüllt sinngemäß einfach nur: „Begrabt mich! Seid ihr blöd?“. In dieser
Situation wirkt das einfach komisch, aber dennoch nicht lächerlich.
Die Rolle von Wendy wird von Laura Linney auch sehr gut
dargestellt. Ihren Kampf mit sich selbst kann man nahezu spüren, man möchte
diese Frau wachrütteln, sie aus ihrem Leben befreien. Auch die Angst, ihrem
Bruder näher zu kommen, wird sehr schön gezeigt und ist jederzeit
nachvollziehbar. Nur ab und an wirkt es ein wenig überspitzt, aber das kann man
bei diesem Thema durchaus verkraften.
Über die Technik kann man nicht viel sagen. Es gibt keine
Special-Effekts (natürlich bei diesem Thema), keine besonderen Kamera-Fahrten,
keine extremen Schnitte oder sonstiges. Und das ist bei diesem Film auch
verdammt nochmal gut so. Sicher, einige Leute fanden den Film langweilig,
aufgrund fehlender Spannung, die einfach nicht erzeugt wurde. Für mich war das
eine großartige Wahl und ich hätte mir (imaginären) Popcorn geworfen, wenn hier
irgendwie ein blödsinniger Spannungsbogen eingebaut worden wäre.
Fazit: Ich fand den Film großartig. Natürlich, es ist
kein Film, den man unbedingt im Kino sehen müsste. Dennoch ist es ein Film, an
den ich lange denken werden muss und der mich noch lange beschäftigen wird. Wer
bei diesem Film geschlafen hat, der hat entweder Angst davor, sich mit diesem
Thema auseinander zu setzten oder versteht den Film einfach nicht. Muss man
auch nicht. Aber ich habs und ich fand ihn wirklich und ehrlich einfach
unglaublich gut.