Review

Wieso macht man eigentlich einen Film über Uschi Obermaier? Die Frage stellt man sich vor dem Film und hinterher ist man auch nicht schlauer.
Die war mal hübsch, ja, und was weiter?
Ist sie jemals für irgendetwas eingetreten? Hat sie irgendwann mal eine Aussage gemacht, über die man nachdenken konnte?
Nein, da war in der Vergangenheit nichts und auch im Film sind die einzigen Argumente, die für sie sprechen ihre schönen Titten, ihr perfekter Hintern und natürlich auch das hübsche Gesicht (hier von der Darstellerin Natalia Avelon). – Nur gibt es das bereits zur Genüge auf Magazinfotos. Es bleibt bei der Anfangsfrage.

Ein reines Fotoshooting ist der Film allerdings nicht. Die Geschichte von Uschi Obermaier wird mit der "sexuellen Revolution" in den 60ern verknüpft und an ihrer Seite tauchen dementsprechend viele berühmte durchgeknallte Personen auf.
Zuerst Rainer Langhans, der Oberdünnbrettbohrer aus der Kommune 1, damals ein echter Bürgerschreck!
Der bekommt einen wirklich bemerkenswerten Auftritt (von Darsteller Matthias Schweighöfer), bei dem man irgendwie nicht weggucken kann. Doch es bleibt bei der aufrührerischen Geste. Inhalte, über die man nachdenken kann, hat Langhans nicht geschaffen. Der Rainer-Darsteller des Films scheint das zu wissen und redet konsequent ohne Energie und Überzeugungskraft. Ab und zu geht seine Sprechmaschine an, aber mehr als Phrasen kommen da nicht raus.
Dann kommt die Episode mit den Stones und schließlich Dieter Bockhorn (David Scheller der einzige überzeugende Darsteller des Films), ein Zuhälter aus Hamburg, der vielleicht so etwas wie die große Liebe von Obermaier war.
Und dann endet der Film. Hm.

Wildes Leben fragt man sich? So richtig neidisch ist man nnicht auf Obermaier. Die meiste Zeit über hat sie mit Dämlacks, Nutten, Zuhältern oder Rockmusikern herumgehangen. Hat dabei gnadenlos keinen Unterschied gemacht, wer sie gerade begattet hat oder wo derjenige davor gewesen ist. Naja. Dass so etwas auf Dauer Spaß macht ("ich will Spaß haben"), kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Gesundheitlich dürfte diese Tour de Force ohnehin kaum so sauber gewesen sein. Dass sie kein AIDS bekommen hat, ist wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, aber ganz sicher hat sie einen Tripper nach dem anderen gehabt (und fleißig weiterverteilt – Danke Uschi!).
Über diesen faden Beigeschmack der sexuellen Revolution erfährt man erstaunlicherweise gar nichts im Film, stattdessen eine Lobhudelei darüber, dass sie so oft fotografiert wurde.

Wenn wenigstens die filmische Umsetzung anspruchsvoll wäre, könnte man dem Film den mangelnden Inhalt verzeihen, aber leider hat Regisseur Achim Bornhak viel zu viel geschludert. Wichtige Fragen zum Tourleben stellen irgendwelche Figuren, die wie Kai aus der Kiste auftauchen.
Statt einer stimmigen Geschichte bekommt der Zuschauer eine (recht langweilige) Zitatensammlung präsentiert, bei der berühmte Gestalten durchs Bild laufen, die weder vorher eingeführt wurden, noch später eine Rolle spielen und insgesamt mehr wie eine Karikatur, als wie lebendige Zeitgenossen wirken.
Insbesondere die Stones sind so stark überzeichnet, dass man nie weiß, wer jetzt Mick oder Keith ist (Bornhak scheint das bemerkt zu haben und deshalb darf Keith immer sagen: Hello I’m Keith …).
Doof ist jedenfalls auch, dass fast alle Darsteller im Film total austauschbar sind, lediglich David Scheller hat es geschafft, seine Figur Bockhorn lebendig wirken zu lassen.

Insgesamt ist der Film daher so hintergründig, wie die hübschen Frauen in den Männermagazinen. Die eigenständige Leistung der Obermaier bleibt fragwürdig und das Einzige, worüber man nachdenken kann ist, dass diese „sexuelle Befreiung“ ohne Besitzanspruch doch ein ganz schöner Fehler gewesen ist und schon damals nicht funktioniert hat.
Denn selbst wenn es theoretisch für viele Männer reizvoll erscheint, die ganze Welt begatten zu können, haben selbst die hartgesottensten Vertreter Schwierigkeiten damit diese Freiheit auch einer Frau zu zugestehen, für die sie etwas empfinden.
Vielleicht ist dass dann auch die eigentliche Botschaft, die der Film rüberbringt, dass es keine Liebe in einer „offenen“ Beziehung geben kann.
Aber Uschi Obermaier hat das nicht verstanden und würde alles noch mal genau so machen. Das nennt man dann erkenntnisresistent.

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