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"Ich träume davon, dass wieder Blumen in den Straßen von Kabul blühen und wieder Musik in den Teehäusern erklingt. Und wieder Drachen am Himmel steigen."

In der afghanischen Stadt Kabul wachsen in den 70er Jahren die beiden Jungen Hassan (Ahmad Khan Mahmidzada) und Amir (Zekeria Ebrahimi) auf. Obwohl sie verschiedenen Bevölkerungsschichten angehören verstehen sie sich prächtig und nehmen gemeinsam an Drachenwettkämpfen teil. Als Hassan allerdings von einer Gruppe Halbstarker verprügelt und misshandelt wird, und Amir dies von einem Versteck beobachtet aber aus Feigheit nicht eingreift, zerbricht die Freundschaft durch die Unfähigkeit Amirs damit nicht umgehen zu können.
Als die Sowjetunion in Afghanistan einmarschiert wandert Amir's Familie in die USA aus. Dort absolviert er das College und heiratet die ebenfalls aus Afghanistan geflohene Soraya.
Im Jahre 2000 erhält der nun erwachsene Amir (Khalid Abdalla) einen Anruf eines alten Freundes seines Vaters. Als er diesen besucht erfährt er vom Schicksal Hassan's. Dessen Familie wurde von den Taliban überfallen und ermordet. Einzig der Sohn Sohrab überlebte und wurde verschleppt. Als Wiedergutmachung für seine vergangene Feigheit beschließt Amir Sohrab zu suchen und mit nach Amerika zu bringen. Das einst friedliche Afghanistan das er kannte ist nun aber wesentlich von Kriegen und den Taliban gezeichnet.

Regisseur Marc Forster ("Wenn Träume fliegen lernen", "Schräger als Fiktion") befasst sich derzeit mit der Fertigstellung des neuen 007 Spektakel "Ein Quantum Trost". Bekannt ist er bisher durch persönliche Dramen, wie auch in diesem Fall bei "Drachenläufer".
Die Geschichte um der im Vordergrund stehenden beiden Jungen Hassan und Amir erweist sich als sehr eindringlich aber auch ermüdend, denn die ersten 45 Minuten handelt nur von deren Freundschaft. Danach wechselt das seichte Drama zu einer Art Biographie über Amir, zeigt seinen Lebenslauf in Amerika in Abstand von einigen Zeitsprüngen nach dem College, dem Kennenlernen von Soraya und der folgenden Heirat sowie diversen anderen Schicksalen. Erst in der letzten halben Stunde wechselt die Kulisse zurück nach Afghanistan und handelt von den Folgen der zerbrochenen Freundschaft.

Die Kulisse wirkt wirklichkeitsgetreu. Hierbei unterstützen besonders zu Beginn die Nachbauten von Kabul, passende sandige Straßen, bescheidene Einrichtungen sowie die östlichen Darsteller. Im letzten Viertel wird die gleiche Kulisse von Kabul verwendet, dieses mal aber nach dem Einmarsch der Sowjetunion und dem Einfluss der Taliban. Das nunmehr fast verlassene Kabul ist aus diesem Grund durch Zerstörung geprägt und wird in Form von einigen ausdrucksstarke Bilder authentisch dokumentiert. Auch weitere Bilder von Verwüstung und den Folgen des Krieges in Afghanistan fördern die Atmosphäre, die sich bis dahin missen ließ.
Die Drachenwettkämpfe erweisen sich als spannend und innovativ, aber auch unglaubhaft, da die Entfernung der Drachen zum Boden zu weit erscheint. Dies ist das einzige Element was zu Beginn für etwas Tempo sorgt. Dazwischen ist eine gefühlte Leere von einer Stunde. Erst im letzen Viertel wird es durch die Suche nach Sohrab und diversen Auseinandersetzungen nochmals etwas temporeicher.

Bei einem Drama steht Action selbstverständlich nur bedingt im Vordergrund, die Dramaturgie und die Art zu bewegen ist bei diesem Genre wichtiger. Und hier mangelt es bei "Drachenläufer". Zu selten kann der Film wirklich berühren, bleibt kraftlos oder zu oberflächlisch. Die Charaktere werden zwar besonders zu Beginn detailliert veranschaulicht, bleiben aber im Grunde wie austauschbare Abziehbilder. Dabei spielen die Dialoge zwischen den beiden Jungen Hassan und Amir eine große Rolle, die viel zu sauber und voller Weisheiten sind um glaubwürdig zu sein.
Die Probleme der Religion und Politik werden nur angerissen aber nie wirklich ausführlich dargestellt.
Der plötzliche Wechsel von offenem Melodram zu persönlicher Lebensgeschichte wirkt nicht nur unpassend sondern macht "Drachenläufer" ungewollt langwierig. Zudem wird die Geschichte sehr einseitig aus amerikanischer Sicht erzählt, was dem Zuschauer keinerlei Flexibilität gibt sich mit den angerissenen Themen Angst, Verrat, Loyalität und Wiedergutmachung der Hauptfigur auseinander zu setzen.
Die Musik wechselt zwischen traditionellen arabischen Klängen und typischer Hollywood-Orchestrierung die etwas zu aufdringlich und wenig fördernd wirkt.
Einige Schicksale werden zu glatt gebügelt und typisch amerikanisiert. Insbesondere die Beziehungen der einzelnen Personen und Familienmitglieder fallen in diesen Bereich deren Auseinandersetzungen am Ende immer wieder ohne großes zutun auf einen Nenner gebracht wird. Dies wirkt nicht authentisch und nimmt gar das melodramatische aus dem Film.

Von den Schauspielern ist bestenfalls Khalid Abdalla (Flug 93) ein wenig bekannter. Im Grunde sind die unbekannten Schauspieler zweckmäßig, aber einzig die Kinderdarsteller schaffen es ein wenig Verbundenheit zu den Figuren herzustellen.

Wer bereits das ruhige Drama "Wenn Träume fliegen lernen" kennt und mochte, wird nicht nur Parallelen finden sondern sich auch einigermaßen mit "Drachenläufer" anfreunden können. Für mich ist der Film zu ruhig und langwierig sowie zu glatt und unspektakulär. Einzig die Kulisse konnte mich kurzzeitig begeistern. Vermutlich ist Marc Forster's Erzählweise nicht mein Stil.

3 / 10

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