Nachdem ein Pärchen einen Autounfall hatte, beseitigen die Mitarbeiter von „Joe’s Säuberungsaktion“ die sterblichen Überreste. Einer der Angestellten zweigt dabei Teile der Toten für die private Sammlung von ihm und seiner Freundin ab. Das junge Paar hat eine Vorliebe für nekrophile Gelüste. Speziell Robert plagen trotzdem beim Betrachten der verwesten Leichen Visionen von einer Hasenschlachtung und Häutung, sowie dem Zerlegen eines Menschen. Im nächsten Moment schockt in humoristischer Weise die Deutschtümelei in einem Schrebergarten, wo ein Mann beim Äpfelpflücken zu Tode kommt. Bei dessen Entsorgung bietet sich für Robert die Gelegenheit, eine ganze Leiche mitgehen zu lassen und die Geliebte ist hocherfreut über das Mitbringsel. Als sich Betty von Robert trennt und auch noch die Leiche mitnimmt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Im Grunde schildert das Drehbuch verschiedene Stationen einer morbiden Dreiecksliebesgeschichte, die durchaus mit üblichen Beziehungsstrukturen daherkommt, wenn man mal davon absieht, dass nach einer Trennung von Nekrophilen die Partnerwahl etwas anders aussieht. So geht Robert auch unkonventionelle Wege, um seine Liebe zurückzugewinnen. Die orgiastische Todessehnsucht, die den Film zum krönenden Ende bringt, ist standesgemäß von fleischlichen Gelüsten der harscheren Art begleitet. Und am Ende schließt sich der Kreis der Erneuerung allen Seins wieder. Parallelen zu „Aftermath“ fallen damit inhaltlich durchaus auf, filmisch geht es allerdings ganz anders zu. Splatter gibt es durchaus genug und schön umgesetzt, vor allem fällt auf, wie liebevoll die SFX in diesem Low-Budget-Film realisiert wurden. Zahlreiche Requisiten aus dem Schlachthof tragen immens zu einer glaubwürdigen Umsetzung bei. Künstlerisch verfremdete Liebesszenen mit mehrfach übereinander kopierten Bildern lassen auch die bizarren nekrophilen Liebesspielchen romantisch erscheinen, selbst wenn Robert gerade das Auge aus dem Kadaver lutscht. Wenn man sich den deutschen Amateurfilm rund um die Entstehung von „Nekromantik“ und seiner Zeit betrachtet, ist dies wohl ein Meilenstein seiner Klasse. Auf Super 8 gedreht und mit einem 80er Synthiescore unterlegt gelingt ein stimmungsvolles, herbes, aber auch immer wieder komisches Werk, dass sich der Liebhaber des schlechten Geschmacks nicht entgehen lassen sollte. Einen wirklichen Amateursplatter sollte man jedoch nicht erwarten, es geht eher, wie es Jörg Buttgereit so passend formulierte, um „die Liebe zum Menschen und was von ihm übrig bleibt.“ Bemerkenswerter, obskurer Kultklassiker aus der Zeit, als „Sickos“ in Europa noch rar waren.
Fazit: Großartig eindringliche Nekro-Lovestory. Alles andere als Mainstream, deutlich polarisieren die Amateure um Buttgereit die Filmgemeinde. 10/10 Punkten