Diary kann wohl als interessanter aber auch äußerst verwirrender Film beschrieben werden. Er kommt mir wenigen Charakteren aus, die allesamt sehr isoliert agieren. Im Zusammenspiel mit tristen Kulissen wird hier eine düstere, wie einsame Atmosphäre geschaffen, die sich durch den ganzen Film zieht.
Früh wird klar, dass die Hauptprotagonistin, Winnie unter Schizophrenie leidet. Welches Ausmaß das ganze jedoch annehmen wird, ist kaum abzusehen. Der Film konfrontiert uns mit einigen kleinen Fragen, die in einem langsam aufgebauten Liebesdrama aufkommen, bis wir dann gegen Ende von einem gefühlten Meer an Wendungen - vier oder fünf sind es tatsächlich - zunächst überflutet und verwirrt werden. Die Auflösung ist dabei nicht ganz deutlich, sodass um ein nochmaliges Anschauen kaum ein Weg vorbeiführt.
Die sich im Sinn stetig wiederholenden und oft minimalistischen Dialoge bzw. Monologe tragen ebenso maßgeblich zur Grundstimmung bei, wie die graue dunkle Wohnung von Winnie, in der sich fast der gesamte Film abspielt.
Action, große Spannung und reißende Schockmomente können hier nicht erwartet werden. Auch keine theatralischen Emotionsdarstellungen, wie es die Gebrüder Pang in ihrem Film Re-Cycle taten. Emotional läuft Diary ziemlich gleichmäßig auf auf einer Ebene von resignierter Einsamkeit und bricht nur hin und wieder in verbaler Aggressivität aus.
Die wenigen Versuche ein paar Gruselelemente einzubauchen, sind leider nicht ganz gelungen und wirken leicht störend. Ebenso die sehr weit ausgeführten Rückblenden zur Erklärung bzw. Auflösung von Fragen.
Fazit:
Der Film ist alles andere als Mainstream und hat so ziemlich keine der elementarsten Eigenschaften westlicher Produktionen. Das nur im besten Sinne, denn Diary lebt von seiner Atmosphere.
Das ist anspruchsvolle Unterhaltung der anderen Art, welche die gesamte Aufmerksamkeit fordert. Leider mit kleinen Muss-Nicht-Seins. Aber auf jeden Fall sehenswert! (7/10)