Deutscher Amateurfilm goes Women in Prison und auf dem Regiestuhl sitzt mal wieder Andreas Bethmann, der die Filmwelt ja immerhin schon um "Perlen" wie Vegetarierinnen zur Fleischeslust gezwungen oder Notgeile Knastjulen zur Unzucht erzogen bereichert hat.
An dieser Stelle bricht man als Zuschauer entweder in lautem Jubel aus (die Bethmann Fans), oder man ext schnellstmöglich sechs Bier um die nächsten 120 Minuten wenigstens halbwegs ertragen zu können (alle Anderen, die den Film aus irgendwelchen Gründen trotzdem sehen wollen). Als Angehöriger der zweiten Gruppe, dem Amateurfilm abgeneigt (aber WIP interessiert) und nur mit einem Bier im Kühlschrank auf das Schlimmste eingestellt, entpuppt sich Angel of Death 2 zu meinem großen Erstaunen als bisher bester Bethmann Film, der sich sogar halbwegs sehen lassen kann.
Die Story ist, wie sollte es auch anders sein, dünn wie Papier und grast in den zwei Sunden Laufzeit munter so ziemlich jedes Klischee ab, das Andis Lieblingsgenre zu bieten hat. Grob geht es um eine Gefängnisinsel auf der junge Frauen von sadistischen Wärtern gequält und missbraucht werden, und um eine Gruppe von Söldnern die eine der Insassinnen befreien sollen.
Die dünne Rahmenhandlung dient aber eigentlich nur als Gerüst für unzählige Sexszenen. Vorzugsweise gibt es dabei natürlich die genretypischen Lesbenspielchen zu bestaunen, aber Bethmann bedient auch allerlei andere sexuelle Vorlieben und versucht dabei wohl bewusst das ein oder andere Tabu zu brechen. Besonders der Hardcore-Schwulensex sei hier erwähnt, aber auch Pinkelspiele, Bondage und SM werden genüsslich präsentiert.
Gegen Ende wird dann auch splattertechnisch noch mal schön auf die Kacke gehauen, was vielleicht nicht so ganz zum vorherigen Filmverlauf und dem WIP-Genre passt, aber dank Ittenbachs Arbeit wirklich klasse ausschaut und den Gesamteindruck noch einmal aufwertet.
Neben dem schwachen Drehbuch sind auch die darstellerischen Leistungen der Mitwirkenden recht limitiert. Zwar gibt es für den Genrefreund mit Franco, Romay, Monoush und Schnaas einige bekannte Gesichter zu bewundern, die auch sichtlich Spass haben die dümmlichen Dialoge vorzutragen, bei denen schauspielersche Qualitäten aber eben nicht vorhanden sind. Für die Nacktszenen reichts zwar noch, aber das Drumherum sollte man ganz fix wieder vergessen.
Hervorzuheben gilt es dafür aber die Arbeit auf initiatorischer Ebene. Bethmann scheint wirklich mit der Zeit dazu zu lernen. Besonders die Kameraarbeit ist erstaunlich gut gelungen, aber auch der Schnitt liegt über dem Schnitt und das Design des Gefängnisses ist atmosphärisch schön stimmig gerarten. Das Tempo wird auch ordentlich hochgehalten, so dass trotz der recht happigen Laufzeit von zwei Stunden selten Langeweile aufkommt. Verziehen sind da auch die nicht immer zusammenpassenden Außensets und die zahlreichen Überblendexplosionen am Dach des Gefängnisses, obwohl die drei Dynamitladungen doch am Boden der Mauern befästigt wurden.
Unter dem Strich bleibt eine kleine, zu weilen arg frauenfeindliche Franco Homage, die mir, obwohl ich kein Freund des deutschen Amateurfilms bin, deutlich besser gefallen hat als der ganze andere Rotz, den Taubert und Konsorten sonst so unters Volk bringen. Auf Drehbuchebene und schauspielerisch zwar immer noch unterste Schublade und nicht besser als der Rest, dafür aber wirklich gut umgesetzt und mit ordentlich Tempo präsentiert. Für meinen Geschmack ist aber etwas zu viel Hardcore enthalten. Der Umschnalldildo-Lesbensex muss genau so wenig sein, wie der Homo-Blowjob.
Für den Amateur-Fan sicher ein absolutes Highlight, die Trash-Fraktion dürfte aufgrund der guten Inszenierung nicht so viel zu lachen haben wie erhofft, WIP-Freunde haben schon schlimmeres, aber auch erheblich besseres gesehen und der neutrale Zuschauer fragt sich wahrscheinlich, wie man diesem Bockmist allen Ernstes noch so viel Punkte geben kann. (3,5/10)