Der Unhold ist ein schwieriger Film, wenn er vielleicht auch nicht so schwierig ist, wie man es bei diesem Regisseur und dem Schlagwort "Literaturverfilmung" erwarten könnte.
Und obwohl ich, als ich ihn mir ansah, eigentlich überhaupt nicht in der Stimmung für was anspruchsvolles war, hat er mich von Anfang bis Ende gut unterhalten ohne dass je größere Langweile aufkam.
Stehen und Fallen tut dieser Film natürlich mit seinem Hauptdarsteller, John Malkovich, der hier wohl gottgleich spielt. Selten hat man so einen tiefgründigen, undurchsichtigen und interessanten Charakter in einem Film gesehen wie hier mit Abel. Als Zuschauer weiß man nie, woran man bei ihm ist, ist er nun ein Perverser, ein Triebtäter, ein Irrer, ist er hochintelligent, ein Nazi oder einfach nur ein naiver "Kindmann"? Dieses Rätsel wird eigentlich bis zum Ende offen gehalten, denn das einzige was man da über ihn erfährt ist, dass er Reue dafür empfindet, dass er so viele Kinder in den Tod schickte. Aber ob es ihm nur darum geht, seine eigene Seele vor Gott zu retten oder ob ihm wirklich die Kinder wichtig sind, bleibt weiterhin im Dunkeln.
Und so Dunkel ist dann auch die Aussage des Films, denn auf ein einfaches "Krieg ist schlimm" will und kann man ihn einfach nicht reduzieren, dazu kommt er einfach zu anspruchsvoll rüber, hier muss mehr dahinter sein. Die Lösung liegt vielleicht im blinden Elch, den Abel immer fütterte und der quasi er selbst ist. Er wird von allen außer Abel gefürchtet und ist doch zahm, blind und dumm.
Vielleicht will der Film einfach nur sagen, wie leicht Menschen zu benutzen sind oder das man mit einigen von ihnen einfach anders umgehen, sie verstehen sollte und nicht immer in Kategorien wie Gut und Böse denken darf.
Ich glaube, jeder sollte sich selber einen Sinn in "Der Unhold" suchen, Ansätze gibt es genug.
Aber jetzt bin ich ganz von meinen Thema, den Schauspielern abgekommen: auch die restliche Besetzung spielt gut. Besonders zu nennen wären Gottfried John, ein "guter" Nazi, scheinbar der einzige, der Abel etwas versteht und der Darsteller von Hermann Göring. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, den Reichsfeldmarschall so glaubhaft und überzeugend zu spielen.
Neben all diesen positiven Aspekten hat der Film aber dann doch ein kleines Problem, nämlich die Richtungslosigkeit des Drehbuchs. Es gibt keine direkte Haupthandlung, man kann nicht einmal sagen, dass der Film vom Leben Abels handelt, einfach weil dazu viel zu wenig von seinem Leben gezeigt wird. Und auch sein Job als Kinderfänger in der Burg nimmt nur den letzten Teil des Films ein. So irrt man also auch als Zuschauer ähnlich wie der Hauptdarsteller über weite Teile der Handlung etwas ziellos umher.
Trotzdem ist "Der Unhold" ein empfehlenswerter Film, den ich besonders Interessierten der Hitler-Ära und Fans von großer Schauspielkunst ans Herz legen würde.
7/10