In den Neunzigern waren Verfilmungen von Stephen King wahnsinnig angesagt, da wurde nahezu jede Kurzgeschichte zum Spielfilm aufgeplustert. Bei einigen funktionierte das, bei „Nachtschicht“ bleibt eher der Eindruck, dass da mit etwas mehr Kreativität deutlich mehr drin gewesen wäre.
John Hall schlägt es mal wieder an einen neuen Ort. Diesmal versucht er in Maine in einer alten Textilfabrik Fuß zu fassen, obgleich ihm die Kollegen und sein Boss Warwick ein Dorn im Auge sind. Als die baufällige Fabrik renoviert und saniert wird, stoßen die Arbeiter nicht nur auf Heerscharen von Ratten, sondern auf etwas viel größeres…
Viel ist von der Kingschen Vorlage nicht übrig geblieben und bis auf den unbarmherzigen Firmenboss gibt es auch wenige Markenzeichen des Horrorautors vorzufinden. Die Figuren sind durch die Bank klischeebeladen, nur Brad Dourif glänzt als Kammerjäger, der inbrünstig über Erlebnisse in Vietnam zu berichten weiß.
Die sanierungsbedürftige Fabrik stellt zwar eine interessante Kulisse dar, doch allzu viel ereignet sich bis zum Showdown dort nicht. Dem Drehbuch fällt nicht mehr ein, als John ein vages Love Interest beiseite zu stellen, den Chef einige Male durchknallen zu lassen und kleinere Probleme mit Ratten zu veranschaulichen. Der Splattergehalt ist indes nicht sonderlich erwähnenswert, lediglich ein Arm wird abgerissen und jemand durch eine Baumwollpresse befördert.
Erst im letzten Drittel sieht man ein wenig mehr von der mutierten Bedrohung, die irgendwo zwischen dem Finalmonster aus „Braindead“, einer Ratte und einer Fledermaus anzusiedeln ist. Gestaltet ist die Kreatur jedoch okay, auch wenn sie nicht sonderlich gruselig daherkommt. Spannender ist da eher der Kampf der Arbeiter, sich aus den Schächten des Gebäudes zu befreien, während an jeder Ecke lauernde Ratten hocken können.
Auch wenn der reine Tierhorrorgehalt nicht sonderlich vordergründig ausfällt, so sind die Nager durch eine ordentliche Kamera stets ins rechte Licht gerückt.
Ansonsten gibt es darstellerisch nichts auszusetzen, der Score könnte zwar etwas mehr antreiben, doch bis auf die zuweilen etwas zu geringfügige Beleuchtung ist handwerklich nicht viel anzukreiden. Neben Brad Dourif können noch Stephen Macht als schmieriger Boss, Andrew Divoff als zwielichtiger Arbeiter und David Andrews als stiller Held überzeugen.
„Nachtschicht“ bildet eine der schwächeren King Verfilmungen, da es an sprühenden Ideen und atmosphärischen Momenten mangelt und stets durchschimmert, dass der Ursprung lediglich einer Kurzgeschichte entstammt. Als kleiner Lückenfüller in Sachen Monsterfilm okay, im Bereich des Tierhorrors eher schwach, da er das Thema über weite Teile verfehlt und nicht sonderlich spannend gestaltet ist.
4,5 von 10