In „Crank“ hat es Jason Statham („The Transporter“, „War“) letztes Jahr vorgemacht, wie ein rasender Nonstop-Actioner auszusehen hat, mit „Shoot 'Em Up“ versucht nun Michael Davis („Girl Fever“, „Monster Man“) eben genau diese Masche noch weiter auszuloten, konzipiert seinen Streifen aber viel zu verkrampft auf ein bestimmtes Ziel hin. Der Mangel an Spontanität lässt sich auch deshalb kaum übersehen. Viele Reaktionen wirken bemüht und visieren nur den von langer Hand geplanten Kultcharakter an, der hier offensichtlich als Losung ausgegeben wurde. Genau wie bei „Snakes on a Plane“, der übrigens an ähnlichen Problemen krankte, wurde schon im Vorfeld ein Hype kreiert und das Internet mit rassigen Trailern versorgt, dass „Shoot 'Em Up“ der hohen Erwartungshaltung kaum noch gerecht werden konnte. Ein schlechter Film ist er aber trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil. Das Besondere fehlt ihm allerdings schon. Die Gründe für den finanziellen Totalflop? Keine Ahnung!
Clive Owen ist jedenfalls eine coole, allerdings auch sehr leicht reizbare Sau mit Prinzipien und so ziemlich die Idealbesetzung für den schießwütigen Karottenexperten Smith, der eigentlich nur einer schwangeren Frau helfen will und ehe er es sich versieht mit deren Baby und der Hure Donna (Monica Bellucci, „Irréversible“, „Tears of the sun“) im Schlepptau vor dem Zyniker Hertz (Paul Giamatti, „The Illusionist“, Lady in the Water“) und einer gefühlten Hundertschaft schießwütiger Auftragskiller flüchtet, ohne zu wissen, in was für eine Geschichte er sich hier überhaupt hineinmanövriert hat. Viel mehr Story hat der Film nicht zu bieten, dafür aber Action, Action und Action, denn weder Smith noch Hertz sind gewillt klein beizugeben. So stapeln sich natürlich die Leichenberge...
Michael Davis setzt seiner Phantasie bei dieser temporeichen Hetzjagd, die alle paar Minuten für einen blutigen Shootout unterbrochen wird, keine Grenzen, grundiert sein temporeiches Spektakel unablässig mit comichaften Szenen und gibt Clive Owen großzügige Freifahrtscheine für trockene Oneliner und tödliche Zweckentfremdungen unzähliger Karotten, die in seiner Hand eine ernstzunehmende Waffe darstellen. Trotz einiger wirklich toller Actionszenen, die von knalligen Tracks wie Motörheads „Ace of Spades“begleitet werden, mangelt es oft am richtigen Timing. Entweder setzt der Score zu früh oder zu spät ein, die Dialoge glänzen mit einem Satz zu viel oder die Handlanger stellen sich zu dämlich an und Running Gags reiten sich tot. Dann werden gleich auf einen Schlag 50 Mann weggeschrotet, obwohl es 12 auch getan hätten, wenn man die in sehenswerten Shootouts verbraten hätte. Davis fehlt schlicht das Quäntchen Feingefühl, das hier den Unterschied ausmacht, wobei die bisweilen dem altehrwürdigen Actionkino Hongkongs Reverenz erweisenden Sequenzen absolut sehenswerte Manöver auffahren.
Darüber hinaus präsentiert sich „Shoot 'Em Up“ zwar zweifellos als kurzweiliger und schwarzhumoriger Actioner, dem es nach einem fulminanten Auftakt aber leider nicht mehr gelingt sich zu steigern. Die Absurditäten reihen sich aneinander, die Leichen natürlich auch, nur der sehr dünne Plot droht ständig auf der Strecke zu bleiben. Noch einen draufsetzen, kann Davis irgendwann nicht mehr, obwohl die Ideen nur so aus ihm heraussprudeln. 85 Minuten scheinen einfach zu wenig, um sie alle aufzufahren.
Fazit:
Michael Davis temporeicher Actionfilm macht jede Menge Spaß, der große Wurf gelingt ihm hiermit allerdings nicht. „Shoot 'Em Up“ mangelt es nicht an schwarzem Humor oder guten Ideen, unglücklicherweise möchte Davis' allerdings auf Biegen und Brechen einen Kultfilm abliefern. So enttäuschend wie „Snakes on a Plane“ oder „Smokin' Aces“ fällt sein Adrenalin-Kick nicht aus, an seinem Timing und mehr Fingerspitzengefühl muss er zukünftig trotzdem noch intensiv arbeiten. Um 85 Minuten sein Hirn abzuschalten und sich von der Action, der Musik und den Onelinern wegblasen zu lassen, erweist „Shoot' Em Up“ sich als tauglich. Herrlich over the top, aber kein potentieller Kultfilm.
So, und ich genehmige mir jetzt erst einmal 'ne knackige Möhre.