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Der Name Gregory Hoblit steht seit einer Weile für Thrillerware, die mal mehr, mal weniger gut die gestellten Ansprüche erfüllt, hier nun mit einem Justizfilm.
Im Zentrum von „Das perfekte Verbrechen“ stehen zwei Kontrahenten. Der erste ist Ted Crawford (Anthony Hopkins), ein schwerreicher Konstrukteur, der sich aber gewaltig an der Untreue seiner Ehefrau Jennifer (Embeth Davidtz) stößt. Deshalb knallt er sie auch eines Abends über den Haufen, präpariert den Tatort, während die Polizei kommt, und bestellt sogar noch den Officer, mit dem sie Affäre hatte, als ersten dorthin. Man merkt direkt, dass der gehörnte Ehemann ein Fuchs ist, ein Schnelldenker, der Konstruktionspläne nur kurz inspizieren muss, um Fehler zu finden.
Auf der anderen Seite steht Willy Beachum (Ryan Gosling), aufstrebender Nachwuchs bei der Staatsanwaltschaft und deshalb schon von einer Kanzlei abgeworben. Willy kann 97% Verurteilungsrate aufweisen – wenngleich er Fälle, bei denen eine Niederlage droht, auch gerne mal abgibt. Ein guter Anwalt also, aber auch ein Trickser, auch etwas arrogant. So soll er den Fall des geständigen Ted auch noch kurz als letzte Tat abarbeiten.

Doch schnell merkt er, dass Ted die Tat durchgeplant hat: Dieser will sich selbst verteidigen und zieht sein anfängliches Geständnis zurück. Mehr als das: Er lässt die Staatsanwaltschaft quasi ohne Beweise dastehen...
„Das perfekte Verbrechen“ bietet gepflegten Thrill, hat aber mit einem Makel zu kämpfen: Spätestens in Filmhälfte zwei wird Teds kompletter Coup auf ein einziges Indiz, ein einziges zu lösendes Rätsel reduziert: Der Verbleib der Tatwaffe. Wirklich mehr Raum für Spekulationen oder weitere Plottwists gibt es nicht, wodurch der Rest des Films leider etwas vorhersehbar wird. Willys Anrennen gegen Windmühlen, Teds geschicktes Lavieren durch die Situation obwohl der Fall klar ist, das Verhalten der Nebenfiguren – alles ist mehr oder minder schon irgendwie abzusehen.
Bei derartig reduzierter Komplexität braucht man dann auch die richtigen Darsteller und da hat „Das perfekte Verbrechen“ den richtigen Riecher. Anthony Hopkins hat mal wieder etwas von Hannibal Lecter, der Kultivierte mit dem Killerinstinkt. Sicher ist er weniger brutal hier, doch man erkennt die Spuren seiner Paraderolle und so kann Hopkins mal wieder mit gewaltigem Charisma überzeugen. Ryan Gosling besteht daneben jedoch überzeugend, er ergänzt den unterkühlten Fiesling mit einem charmanten Gegenpart. Embeth Davidtz und Rosamund Pike sind kaum gefordert, Cliff Curtis bloß solider Support, nur David Strathairn kann in seinen Szenen noch etwas reißen.

Ein weiterer Pluspunkt von „Das perfekte Verbrechen“ sind die pointiert in Szene gesetzten Gerichtsszenen, das Herzstück verschiedener Justizfilme. Das Belauern, das freudige Ausbooten der Kontrahenten ist wunderbar inszeniert, herrlich wenn Ted mit gespielter Schusseligkeit das Verfahren zu seinen Gunsten wendet. Die finale, ebenfalls vor allem auf Dialog setzende Begegnung von Kläger und Angeklagten ist da eine schöne Spiegelung, findet sie doch außerhalb des Gerichtssaals statt und führt doch die Beweisführung zuende.
Was dann verhindert, dass Hoblits Film über seinen soliden Status hinaustritt, das sind diverse Subplots, die den Film irgendwie nicht weiterbringen. Mag die Figur des Polizistenlovers noch ein interessanter Test sein, wie wichtig Willy die Verurteilung im Vergleich zur Wahrheit ist, so sind die Szenen mit Willys neuer Vorgesetzter Nikki Gardner (Rosamund Pike) aufgesetzt. Sie bieten die obligatorische, aber leider auch komplett obsolete Lovestory, gleichzeitig die übliche Mär vom netten Junganwalt, der jetzt von der großen Kanzlei vereinnahmt werden soll und dabei doch seine Passion für Gerechtigkeit entdeckt – kennt man aber alles zur Genüge und besonders frisch aufbereitet wird es leider nicht.

„Das perfekte Verbrechen“ ist recht gut geworden, nicht zuletzt aufgrund seiner tollen Hauptdarsteller und der einfallsreichen Prämisse unterhält, doch kleinere Längen (z.B. bei den Subplots) und der Mangel an Twists verhindern den Aufstieg in höhere Sphären.

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