Review

Sam Peckinpah ist so ein mixed bag. Er hat ganz wunderbare Filme hinterlassen, zwischendurch aber auch immer wieder arg durchwachsenes hinterlassen. Man hat regelrecht den Eindruck, dass seine Filme entweder nur knapp am Meisterwerk vorbeischrammen oder fast schon mies sind.
CROSS OF IRON gehört für mich in die Kategorie der miesen.

Die Kulissen und die Ausstattung, wie die von Rauchschwaden umhüllten Schützengräben, die Ruinen, die zerbombten Landschaften und der Putz der von den Decken fällt, dass alles sieht natürlich gut aus.
Größere Bedenken habe ich hingegen angesichts der Darsteller, mancher Inhalte und ob des nicht wirklichen Zustandekommens eines roten Fadens, einer zunehmenden Aneinanderreihung immer wieder gleicher Situationen und des immer schneller wachsenden Fragezeichens: Was soll das eigentlich sein?

Was nun in den nächsten zwei Stunden mit immer wieder gleichen Bildern vorexerziert wird, wird gleich zu beginn zusammengeführt. Feldwebel Steiner (James Coburn) betritt mit seinen Soldaten das Schlachtfeld. Sein Ziel ist es seinen Trupp unversehrt durch den Krieg zu führen. Ein kleiner Junge in russischer Uniform wird nicht erschossen. Ob Gut oder Böse, Freund oder Feind, macht für Steiner nicht die Uniform aus. Das ist human, doch liegt darin schon die Steiner'sche Rechtschaffenheit, die mich im Laufe des Films immer mehr genervt hat.
Als nächstes bekommen wir Oberst Brandt (James Mason) und seinen Adjutanten vorgeführt. Auch diese beiden glauben nicht mehr an den Sieg. Brandt möchte retten, was zu retten ist. Ja, er weiß, dass Steiner schwierig ist, doch hegt er geradezu väterliche Gefühle für diesen. Granaten schlagen ein, Putz rieselt von der Decke. Keiner glaubt mehr an etwas, kurz: Die Niederlage ist nur noch eine Frage der Zeit.

In diese Stimmung der Resignation und Niedergeschlagenheit wird nun Hauptmann Stransky (Maximilian Schell) eingeführt. Freiwillig aus Frankreich an die Ostfront versetzt möchte er Zucht und Ordnung einführen, um so den Feind doch noch zu besiegen. Doch schnell ist klar, er ist nur auf eine Auszeichnung, das eiserne Kreuz, aus. Im Grunde ist er ein unfähiger Feigling.
Natürlich können er und Steiner sich auf Anhieb nicht leiden.

Darin liegt natürlich ein schwarz/weiß Kontrast, wie er plakativer nicht hätte ausfallen können. Entsprechend grausam fallen die Dialoge der beiden aus. Karl Marx und Franz Schubert fallen Steiner da als Beispiele für seine Standpunkte ein. Stransky sind diese Argumente (zurecht) egal.

Der Konflikt zwischen den beiden spitzt sich im folgenden nach und nach zu. Dazwischen gibt es mehrere Schlachtgemälde, die gemessen an Aufwand und Peckinpahs Fähigkeiten erstaunlich schlecht gelungen sind.

Das wird dann alles immer wieder etwas lose aufgegriffen. Schell ist geil aufs Kreuz ohne was dafür zu tun (das Schwein), es fliegen tote Soldaten durch die Luft (da scheint erstorben, was man einst so sehr an ihm geliebt), Mason gibt den netten Opa, eine Reihe von Nebenfiguren gibt immer wieder ihre gleiche Meinung kund (hat er das nicht schon mal gesagt?) und es gibt immer wieder Naivlinge, die einfach nicht einsehen wollen, dass Krieg eben etwas für echte Männer ist. Dann ernten sie immer sofort böse Blicke von Steiner und Co, weil sie schon wieder Kindereien veranstalten. Selbst zwanzig Minuten vor Schluss, ist der Ernst der Lage noch nicht jedem klar.

James Coburn's Steiner ist bar jeglicher Illusionen, was ihm kräftig ins Gesicht geschrieben steht. Das teilt er auch immer gerne mit, so sehr ihn das auch schon selbst zu langweilen scheint.
Irgendwann wird Steiner nach Gott gefragt und auch dazu fällt ihm eine Abgedroschenheit ein.

Maximilian Schell gibt eine stereotype Vorstellung, die seiner ebenso stereotypen Rolle voll und ganz gerecht wird.

James Mason trägt viel zu dick auf. Er macht auf väterlich, hat stets glänzende Augen und wirkt als Führungskraft mit Fronterfahrung einfach deplatziert. Mein Ding war James Mason ohnehin nie (zwei grandiose Ausnahmen).

Das einzig positive an den Film ist Senta Berger, die uns mit ihrer wundervollen Ausstrahlung ein paar wunderschöne und unvergessliche Augenblicke schenkt.

Es passiert in dem Film noch soviel unangenehmes. Stransky quält etwas seine homosexuellen Untergebenen. Der Besuch eines Generals im Lazarett fällt wie so oft abgedroschen aus. Einem Soldaten wird ins Glied gebissen...


Nicht, dass ich sonst Probleme mit kleinen dreckigen Kriegs-Action-Reißern hätte. Aber wie immer, wenn jemand meint, mehr als das notwendige mitteilen zu müssen, werde ich bockig, wenn dann nichts vernünftiges kommt. Und was kommt hier außer einem 08/15(!) Konflikt zwischen aufrichtigem Soldaten und bösem Vorgesetzten? Einem zum Mythos erklärten Landser, der nichts als olle Plattitüden abliefert und ein paar Kriegseinlagen, die wirken, als hätte Peckinpah seinem Assistent aufgetragen: Benutz ein bisschen Zeitlupe.

Wenn bei Peckinpah sonst brennende Reifen, Blut und Körper in Zeitlupe durch die Gegend flogen, dann sagte uns das eben etwas darüber, dass Amerika nun mal ein brutales Land ist, in dem ein hohes Gewaltpotential in der Luft liegt. Das muss einen nicht einmal interessieren, aber es waren nun mal tolle Filme. Grandioses, funkensprühendes Kino eines am Pessimismus erkrankten Romantikers, der zunehmend zu einem an der Romantik erkrankten Pessimisten wurde.
Aber was er hier angeliefert hat, ist schon unterste Kanone.

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