Mann kann es drehen und wenden wie man will: Regisseur Barry Levinson gehört trotz achtbarer Resultate wie „Sleepers“ oder „Rain Man“ nicht zu den großen Namen Hollywoods. Nach den beiden enttäuschenden Produktionen „Wag the Dog“ und „Sphere“, hier nun also ein erneuter Versuch den ganzen großen Wurf zu landen. Bruce Willis lang gehegtes Wunschprojekt „Bandits“ hat dann auch einiges für das Publikum vorbereitet, krankt dann aber an der Laufzeit und einem Drehbuch, dass zusehends das Tempo verschleppt.
Dabei ist die Prämisse zunächst ein verdammt lustiger Aufhänger für diese Gaunerkomödie. Joseph Blake (Bruce Willis, „Die Hard“, „Last Boy Scout“) sitzt zusammen mit seinem Partner Terry Lee Collins (Billy Bob Thornton, „Armageddon“, „U-Turn“) ein, beschließt aber mal eben ganz spontan im Knasthof einen Betonmischer zu stehlen und nebst Terry aus der Anstalt zu fliehen, um als nächstes bei frisch verliebten Teenagern unterzukommen.
„Bandits“ funktioniert bis dahin, weil Bruce Willis im trockensten McClane-Stil ganz unverblümt seine Worte auswählt und ohne Umwege zur Sache kommt, während sein hypochondrischer, stets vom Schlimmsten ausgehende, Kollege Terry darum bemüht ist, die haarige Situation so problem- und gewaltlos wie möglich zu lösen. Aber weil Blake nun mal ein Mann der Tat ist und Geld dringend benötigt wird, überfallen die beiden umgehend eine Bank mit einem Textmarker, um wenig später Dinger in Serie zu drehen. Des Abends wird der Direktor der jeweiligen Bank besucht, um dann am nächsten Morgen zusammen mit ihm den Tresor zu öffnen.
Während dieser absurden Szenarien hat „Bandits“ so einige Lacher auf seiner Seite. Da ist zum einen das grundverschiedene Duo, dass sich stets schrill verkleidet, durch die Überfälle debattiert und ganz unterschiedliche Reaktionen erfahren muss. Für Wortwitz und Komik sorgen die beiden sympathischen Psychopathen selbst, den Rest erledigen die Nebencharaktere, die Levinson mit einem getimt loslässt. Der Rülpser des kleinen Mädchens am Esstisch und die „Ich brenne“ – Szene sind beispielsweise echte Schenkelklopfer. Unwillkommene Probleme, wie der ewig in Ohnmacht fallende Bankdirektor sind ebenfalls auf einem Niveau, dass nicht aus den Sessel kippen lässt, aber für Chipstau im Hals sorgt. Dazu gesellen sich dann eine Menge musikalischer Ohrwürmer und perplexe Opfer, die ihre Peiniger meist völlig anders erwartet haben.
Als dann aber eine Frau in ihr Leben tritt, verändert das nicht nur die ganze Situation, sondern erlegt auch das flotte Tempo. Die sich anbahnende, unglückliche Dreiecksbeziehung kann, trotz einer witziger Szenen, nicht überzeugen, denn die Gagdichte nimmt von da an deutlich ab. Es entwickelt sich ein Machtkampf um die Frau, Regeln werden gebrochen und schließlich sollen sich die beiden in einer schier auswegslosen Lage wiederfinden. Etwas ziellos und ohne den Zuschauer richtig zu interessieren, bahnt sich derweil ein kleines Drama an und macht den Plot überflüssig kompliziert.
„Bandits“ ist mir sympathisch, weil die Schauspieler sichtlichen Spaß in ihren Rollen haben und diese Spielfreude mit Leichtigkeit auf das Publikum übertragen können. Die Actionszenen, auch wenn es nicht viele sind oder der Fokus des Films nicht drauf liegt, sind erstklassig und vor allem handmade gemacht. Neben dem Ausbruch zu Beginn soll das Ende dabei zu einem kleinen Highlight werden.
Was dem Film fehlt, ist eine stringente Handlung, denn die überlange Filmmitte kostet dem Streifen doch einiges seiner bis dahin nicht abzusprechenden Qualität. Der Wortwitz ist pointiert, für Situationskomik ist dank der beiden leicht beschickerten Spinnern auch gesorgt und trotzdem will „Bandits“ nie zu dem Highlight werden, das er sicher hätte werden können. So wird die rückblickende Erzählweise den Reporter kaum genutzt, während ausufernd um die Gunst Kates (Cate Blanchett) gefochten wird.
Fazit:
„Bandits“ ist beileibe kein schlechter Streifen, es fehlt ihm einfach nur eine ordentliche Filmmitte. Ich bin mir sicher, dass man mit einem einfacheren Plot (Kate weglassen und dem Duo dafür andere Steine in den Weg legen) besser gefahren wäre. So ist das Resultat „nur“ eine meistens spaßige Gaunerkomödie mit topp aufgelegten Hauptdarstellern, schicken Actioneinlagen und einem zufriedenstellenden Ende.